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Gefährten des Zwielichts

Titel: Gefährten des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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mussten sie sich wenigstens keine Gedanken um die Spuren machen, die sie hinterließen. Die ameisengroßen Lehmhäufchen zu ihren Füßen würden wohl niemandem auffallen.
    Skerna sah sich im Raum um und durchstöberte hastig die Sachen des bitanischen Boten, während Wito den Schläfer im Auge behielt.
    Sie ließ es sich nicht nehmen, Strentors kleinstes Messer aus der Scheide zu ziehen und mit der Spitze nach oben in einen der Stiefel zu stellen. Wito bemerkte es, konnte aber nichts sagen, solange der Mensch direkt neben ihnen schlief.
    Als er sich schon zur Tür aufmachte, hantierte Skerna noch an der Waschschüssel herum. Sie schob die Schüssel mit Wasser so dicht an den Rand des Hockers, dass sie gerade noch auf der Kante balancierte. Dabei unterdrückte sie mühsam ein Kichern.
    Wito tippte ungeduldig mit dem Fuß auf und winkte ihr, aber Skerna schaute nicht zu ihm hin. Als sie wieder in ihre kleine Gestalt geschlüpft waren und sich vorsichtig durch den Türspalt schoben, wollte er ihr Vorhaltungen machen, aber Skerna kam ihm zuvor. »Das Ding wird umkippen, sobald dieser Mensch nur in die Nähe kommt«, meinte sie vergnügt. »Das gibt ein feuchtes Erwachen.«
    »Ich habe doch gesagt, wir haben keine Zeit«, sagte Wito.
    »Na, nicht so verbissen«, erwiderte Skerna. »Der kleine Augenblick wird wohl kaum darüber entscheiden, ob wir Balgir und die Schlüssel finden, oder ob wir rechtzeitig auf Baskon stoßen.«
    »Es könnte uns verraten«, gab Wito zu bedenken.
    »Genauso gut kann es uns auch Zeit verschaffen«, sagte Skerna. »Wenn Strentor erst mal seine Zehen suchen muss, weil ihm beim Ablegen des Gürtels zufällig ein Messer in den Stiefel gefallen ist, kommt er uns möglicherweise nicht zur Unzeit in die Quere. Gib's einfach zu, Wito - du weißt so wenig wie ich, ob wir einen Vorteil, einen Nachteil oder gar nichts davon haben. Und in so einem Fall sollte man immer auf den Spaß setzen!«
    Der Flur war leer, und noch in ihrer kleinen Gestalt huschten sie über die Dielen zum anderen Ende des Gebäudes. Wito schickte Skerna in Daugrulas früheres Zimmer, während er selbst sich in ihrem eigenen Zimmer umsah. Aber Balgir war nirgends zu finden. Nachdem er den Raum in seiner natürlichen Gestalt gründlich abgesucht und unter den Matratzen allerhand Unappetitliches, aber kein Taschentier gefunden hatte, machte er sich wieder klein, trat auf den Flur und traf dort auf Skerna. Sie überlegten, ob sie noch weitere Räume durchsuchen oder ob sie zu Daugrula zurückkehren sollten.
    »Das dämliche Vieh kann inzwischen überall sein«, murrte Skerna. »Vielleicht ist es nicht mal mehr im Gasthaus. Ich finde, wir sollten lieber nach unten gehen und es dem Wirt heimzahlen, weil er uns hintergangen hat. Wir könnten die Stopfen aus seinen Bier- und Weinfässern ziehen.«
    Wito schüttelte den Kopf. »Keine Zeit. Wir sollen uns heute noch mit Baskon treffen. Aber du hast recht, wir können nicht länger nach Balgir suchen. Wir kehren zurück, und Daugrula soll entscheiden, was sie mit ihrem Vertrauten macht.«
    Er sah sich unschlüssig auf dem Flur um. Der einzige Ausgang aus dem Gebäude führte durch die Gaststube, wo immer noch einiges Leben herrschte. Sein Blick fiel auf ein kleines geöffnetes Fenster an einem Ende des Gangs. Wito bedeutete Skerna, sie solle warten. Dann machte er sich groß, trat an das Fenster und blickte hinaus. Da tauchte Skerna neben ihm auf.
    »Du hättest ruhig klein bleiben können«, flüsterte Wito.
    »Damit du auf mich drauftrittst? Nein, danke. Was hast du vor?«
    Wito antwortete nicht. Er blickte in eine finstere, leere Gasse, kaum mehr als ein Spalt zwischen zwei Häuserreihen. Er hängte sein Seil so durch die Öffnung, dass die eine Hälfte im Flur lag, die andere draußen.
    Dann machte er sich wieder klein, und als Skerna neben ihm stand, erklärte er: »Wenn wir in kleiner Gestalt über das Seil nach draußen klettern, trägt es unser Gewicht, ohne dass ich es hier festknoten muss. Wir können es anschließend einfach hinter uns herziehen und verschwinden, ohne Spuren zu hinterlassen.«
    »Dieses ständige Groß-Klein wird allmählich anstrengend«, klagte Skerna.
    »Ich habe dir gerade gesagt, dass du es dir sparen kannst. Also beschwer dich jetzt nicht. Und ehrlich gesagt finde ich diese endlosen Klettereien viel schlimmer - erst das Hosenbein hoch, dann die Bettdecke herunter, und jetzt am Seil. Ich hoffe, das reicht für heute.«
    Ein klatschendes Geräusch antwortete

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