Gefährtin der Dämmerung
Seite ausging. Seine Faust traf meinen Schä del völlig unerwartet. Eben noch hatte ich mit prüfendem Blick den Korridor abgesucht, da sah ich auch schon Sternchen, und alles wurde schwarz.
Als ich die Augen öffnete, lagen wir etwa hundert Meter vom Haus entfernt hingestreckt auf dem Rasen. Spade hielt mich noch immer mit eisernem Griff. Selbst die Beine hatte er in meinen verhakt.
»Du verlogener Hurensohn«, keuchte ich, während ich ver geblich gegen ihn ankämpfte.
Spade schenkte mir ein grimmiges Lächeln und packte mich fester.
»Sorry, Engel, aber Crispin würde mich umbringen, wenn ich zuließe, dass dir etwas geschieht.«
Auf dem Dach bewegte sich etwas. Weil Spade halb auf mir lag, konnte ich nicht sehen, wer oder was es war.
»Ist er das?«, fragte ich voller Verzweiflung.
Spade verdrehte den Hals. »Ich bin mir nicht ...«
Die Explosion, die ihm das Wort abschnitt, machte den Him mel so hell, dass es aussah, als hätte Gott einen Lichtschalter angeknipst. Schreiend versuchte ich mich zu befreien, als Spade mich herumwarf und mit seinem Körper abschirmte. Mein Ge sicht wurde ins Gras gepresst, während rings um mich schwere Geschosse niederhagelten. Offensichtlich Teile des Hauses, die buchstäblich wie Feuer und Schwefel auf den Rasen herabreg neten. Das Gras vor meinem Gesicht konnte nicht verhindern, dass mir der Rauch die Kehle zuschnürte.
Meine keuchenden Drohungen ignorierend rührte Spade sich ein paar Minuten lang nicht vom Fleck. Erst als keine Ein schläge mehr zu hören waren, durfte ich mich aufsetzen, aber er hielt mich weiter unerbittlich fest.
Die ziellos umherwandernden Vampire und Ghule hatten beim Anblick des vor dem nächtlichen Himmel explodieren den Hauses nicht geschrien. Sie wirkten verwirrt, aber nicht panisch.
»Charles, kannst du mir mal eben zur Hand gehen?«
Über uns tauchte Bones aus dem wabernden Rauch auf. Ich war so erleichtert, ihn zu sehen, dass ich fast geheult hätte. Er war voller Ruß, fast nackt, Hemd und Hose hatten Brandlöcher, und auch sein Haar sah ziemlich angekokelt aus. Er hielt drei Vampire im Klammergriff. Nachdem er gelandet war, ließ er sie zu Boden fallen.
»Halt die beiden mal eben. Verdammte Scheißkerle«, knurr te er und versetzte einem der Vampire einen Tritt. Der dritte setzte sich auf und schüttelte den Kopf, als wollte er seine Ge danken ordnen.
Es war Tate. Gott sei Dank hatte er es ebenfalls lebend nach draußen geschafft. Spade ließ mich los, Bones kniete sich neben mich, und ich schlang die Arme um ihn.
»Ich bin so froh, dass mit dir alles okay ist... und wag es bloß nicht noch einmal, deine Freunde zu beauftragen, mich zurück zuhalten, verdammt!«
Bones lachte in sich hinein. »Können wir uns später streiten, Kätzchen? Wir haben schließlich noch zu tun.«
Dann schob er mich ein Stück von sich weg. »Was ist mit dir passiert? Du siehst ziemlich mitgenommen aus.«
Er nahm eins meiner Messer und ritzte sich die Handfläche auf. Während ich sein Blut in mich aufnahm, spürte ich, wie der Schmerz in meinem Kopf nachließ.
»Sind Juan und Cooper wohlauf?«, erkundigte ich mich und versuchte, sie in der Menge auszumachen.
»Ich kann sie hören«, antwortete Tate. »Alles okay mit ih nen.«
Bones warf Tate einen strengen Blick zu. »Woher wusstest du, was passieren würde?«
Tates Augen blitzten grün. »Talisman, dieser Wichser, hat mich angesprochen, während du mit Cat weg warst. Sagte, er hätte gehört, ich wäre in Cat verknallt, und er wüsste einen Weg, wie ich sie ganz für mich gewinnen könnte. Ich müss te nur sicherstellen, dass du im Haus bleibst, wenn die Leute sich in die Luft sprengen. Talisman hat gemeint, du würdest Cat so weit wie möglich von den lebenden Granaten weghaben wollen. Ich sollte sie also nach draußen bringen und dann nur noch rechtzeitig meinen eigenen Arsch retten. Simsalabim, du bist aus dem Weg, und die Gevatterin Tod sucht Trost. Ich muss sagen, es war ein verlockendes Angebot.«
»Das hättest du nie getan, Tate«, mischte ich mich ein. »Dafür bist du zu anständig.«
Er lachte, mehr als nur ein bisschen sarkastisch. »Sei dir da nicht so sicher. Später bereue ich es bestimmt.«
Bones starrte Tate einen endlosen Augenblick lang an. Ich sagte nicht, was ich noch dachte - dass Bones auch Tate hasste und es ein Leichtes für ihn gewesen wäre, ihn in den Flammen umkommen zu lassen. Stattdessen hatte er ihn aus dem Haus getragen und ihm so das Leben gerettet. Was
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