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Gefaehrtin Der Daemonen

Titel: Gefaehrtin Der Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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Augen zu lassen. Wenn ich mich recht erinnere, habe ich gestern Nacht eine ziemlich leidenschaftliche Rede gehalten.«
    »Es war eine gute Rede«, bestätigte ich. »Ich krieg das schon hin«, setzte ich dann liebevoll hinzu.
    »Vergiss nicht, wem du das sagst, Maxine. Mir!«
    »Ich schaffe das«, wiederholte ich entschlossener. »Wirklich. Mehr Sorgen mache ich mir um den Jungen. Und um dich.«
    Grant schüttelte den Kopf. »Ich könnte sagen, ich schaffe es schon , aber dann würden wir wieder von vorn anfangen. Und außerdem würden wir beide lügen.«
    »Geh.« Ich fühlte mich elend. »Sei vorsichtig. Ich würde selbst mitfahren, aber es gibt da noch ein anderes Problem.«
    Er musterte mich scharf. Rex tauchte auf. Seine Aura wirkte
gedämpft, seine Miene wachsam. Grant beugte sich vor und flüsterte dem Zombie etwas ins Ohr. Rex sah mich an und schüttelte den Kopf, aber Grant packte seinen Arm. Die dunkle Aura von Rex’ Dämon flackerte, rang unter Grants Berührung um Leben, unter der kaum hörbaren Melodie seiner Stimme. Es genügte. Es reichte aus, um Rex zur Mitarbeit zu bewegen.
    Ein Konvertierter. Ein wahrer Ausbund an Tugend. Ein dämonischer Hundesohn, der erklärt hatte, das Licht empfangen zu wollen: der sich vom Schmerz lossagte, und von Mamablut. Es gab hier noch ungefähr zwanzig andere Zombies, Frauen und Männer, die genauso fühlten. Sie alle besuchten regelmäßig das Heim, unterzogen sich musikalischen Behandlungen , persönlichen Sitzungen mit Grant, in denen er das Energiemuster ihrer Dämonen-Geister veränderte. Die Morgen in der Kapelle waren das Sahnehäubchen.
    Auch wenn man Scotty nicht unbedingt eine Erfolgsgeschichte nennen konnte.
    Einige der Leute im Eingangsbereich beobachteten uns immer noch. Mir missfielen ihre prüfenden Blicke, aber Grant nahm meine Hand und zog mich an sich. »Sei du vorsichtig«, flüsterte er. Ich nickte benommen, von seinem intensiven Blick aufgesogen. Darin lagen Versprechen. In Grants Blick lag immer ein Versprechen.
    Er trat langsam zurück, warf Rex einen harten Blick zu und verschwand dann humpelnd im Flur.
    Ich sah ihm nach, bis er verschwunden war, und drehte mich dann zu dem Zombie herum. Er stand da, die Hände in den Hosentaschen, mit einem Dämon in sich, der aus seinen Augen starrte. Er war hier eine Art Faktotum. Er half den Leuten, war beliebt. Aber er nährte sich trotzdem noch von Schmerz, selbst wenn er keinen mehr verursachte.
    Rex rührte sich nicht. Ich auch nicht. Hinter uns begannen
die Leute allmählich, sich zu unterhalten. Einige lachten beklommen. Ich hörte, wie jemand mit einem Besen die Scherben zusammenkehrte. Es klirrte. Irgendwo in der Ferne schmalzte Smokey Robinson. Ich roch Blut, aber Rex schien seine Verletzung nicht zu beschäftigen.
    »Gehen wir woandershin«, schlug ich vor.
    Wir setzten uns auf eine Bank im Flur. Rex starrte die gegenüberliegende Wand an, die buttergelb gestrichen und mit dicken Schmetterlingen verziert war. Die Kinder, die das Tagesheim der Obdachloseneinrichtung nutzten, hatten sie gemalt. In den roten Blättern der Tulpen versteckten sich Feen, eine Drossel war in einem Strahl von Sonnenlicht gebannt, während sie über den gezackten Wogen eines grünen Meeres dahin flog. Eine Seejungfrau starrte mich an.
    »Fühlen Sie sich besser?«, erkundigte sich Rex. »Hat Ihnen ein kleiner Mord den Morgen versüßt?«
    »Sie haben den Jungen nicht beschützt.«
    »Ich war nicht rechtzeitig da. Scotty war vollkommen durchgeknallt, und ich habe seinen Zustand auch nicht gerade verbessert.«
    Aber vielleicht hat es gut geschmeckt, vielleicht war es süß. Ich betrachtete seine Augen, das Flackern in seiner Aura, die etwas weniger dunkel war als bei anderen seiner Art. Das war der einzige Beweis dafür, dass Grant eine Wirkung auf ihn hatte.
    »Scotty hat aus einem ganz bestimmten Grund versucht, Byron umzubringen«, sagte ich. »Und Sie kennen diesen Grund.«
    »Das stimmt nicht«, protestierte er. Aber sein Blick wand sich irgendwie, und in mir klickte es, als hätte jemand einen Schlüssel umgedreht.
    Wir waren allein im Flur. Ich zog meine Handschuhe aus. »Ihnen entgeht nichts, Rex. Ich wette, Sie wussten auch, dass Edik eine Botschaft für mich hatte, die nur darauf wartete, zugestellt zu
werden. Vielleicht wussten Sie sogar von Badelt. Ein Mensch, der nach der Jägerin sucht. Das dürfte für einigen Klatsch sorgen. He, vielleicht wissen Sie sogar, wer seinen Tod angeordnet hat. Zum Beispiel … Edik?

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