Gefaehrtin Der Daemonen
gezwungen.«
»Er hat mir eine Tür geöffnet, von deren Existenz ich nichts geahnt habe!«, antwortete Rex so eindringlich, dass mir unbehaglich wurde. »Er hat meine Verbindung zur Königin unterbrochen.«
»Sie kontrolliert Sie immer noch.«
»Aber nicht hier.« Der Zombie legte seine Faust auf die Brust. »Ich bin nicht mehr eines ihrer Mäuler, Jägerin. Ich bin keine
Nabelschnur, durch die sie sich satt frisst. Ich bin ich. Ich bin dieser Mann hier.«
»Eine gestohlene Haut.«
»Er wollte sie nicht.«
»Wie bequem.«
Rex richtete sich auf und rieb sich den Hals. Seine Augen glühten vor Hass. »Sie sind nicht besser als ein Serienkiller, Maxine Kiss. Beschönigen Sie es, wenn Sie wollen, aber Sie können ohne die Jagd nicht leben. Es liegt in Ihrem Blut. Im Blut aller Jäger, die so sind wie Sie - und ihre Sucht nähren.«
»Und Ihre Art?«
»Meine Art ist nützlich. Und all die Jahre über saßen Sie immer auf dem hohen Ross. Sie haben sich die Erlaubnis zum Töten gegeben, weil wir den Menschen Schmerzen zufügen, uns von ihrem Schmerz sogar nähren. Aber jetzt ist es schwerer, nicht wahr? Was Grant macht, verunmöglicht Ihnen diese Haltung.«
»Es ist ein Rätsel«, gab ich zu. »Aber es bereitet mir keine schlaflosen Nächte.«
»Natürlich nicht.« Der Zombie beugte sich vor. Seine Augen funkelten. »Aber, Jägerin, wenn nicht uns , wen dann? Wen wollen Sie töten, wenn Sie uns nicht mehr haben?«
Ich legte den Kopf auf die Seite und betrachtete seine Augen, das Flackern seiner Aura. Sie war ruhig und kräftig. »Ihre Moral ist nur künstlich, eine Illusion. Grant gewährt sie Ihnen. Er könnte sie Ihnen genauso gut wieder wegnehmen.«
»Er spielt Gott«, flüsterte Rex. »Aber trotzdem stellen Sie ihn niemals in Frage!«
Wenn er wüsste. Ich zupfte an meinen Handschuhen. »Der Junge. Erklären Sie es.«
Rex warf einen Blick auf das Loch in seinem Bein. Die Blutung hatte aufgehört. »Lassen Sie es auf sich beruhen, Jägerin. Sie haben gewichtigere Probleme.«
Richtig, und die wurden mit jedem Tag mehr. »Ich will es wissen.«
Er schloss die Augen. »Sie vertrauen mir nicht.«
»Rex. Ich brauche Informationen. Der Schleier hat sich geöffnet. Etwas ist hindurchgekommen.« Etwas Kleines, Widerliches, richtig Angepisstes. Mit meinem Gesicht. Ein saurer Knoten schloss sich in meinem Magen. »Was genau ist dem Gefängnis entkommen?«
»Ein Kundschafter.« Rex wirkte müde. »Mehr als ein Kundschafter. Etwas, das von vornherein niemals hätte eingesperrt sein dürfen.«
Ich zögerte. »Es ist kein Dämon?«
Rex sah mir in die Augen. »Was ist denn ein Dämon? Sie glauben, das wüssten Sie? Alles, was nicht menschlich ist? Oder tragen wir ein Schild mit einem großen roten ›D‹ auf der Stirn?« Er schloss die Augen und schüttelte den Kopf. »Sie, Jägerin, Sie sind so ignorant. Fragen Sie sich doch lieber, was Sie sind, bevor Sie uns hetzen.«
Das Argument war nicht ganz unberechtigt, aber ich hätte es niemals zugegeben. Vielleicht war ich auch schon zu lange mit Grant zusammen. Ich fing allmählich an, Zombies als Individuen zu betrachten. Nicht nur als … Beute.
Ich berührte das Mal unter meinem Ohr, das schwach kribbelte. »Was wissen Sie über einen Dämon mit Klingen statt Füßen?«
Rex starrte mich an. »Was?«
»Klingen statt Zehen. Großer Umhang, schwarzer Hut. Tanzt wie ein Gigolo.«
Er zuckte zusammen und stand auf. Ich erwischte ihn an der Schulter und spürte, wie sich der Dämon unter der menschlichen Haut wand. Ich sah den Schrecken in seiner Aura, deutlichen, glühenden Schrecken. »Was ist es?«
Rex riss sich los. Dann packte ich ihn erneut, und er schlug mir in den Bauch. Es tat zwar nicht weh, überrumpelte mich aber so sehr, dass ich ihn gleich wieder losließ. Er taumelte zurück und starrte mich an, als sähe er mein Gesicht zum ersten fürchterlichen Mal. Das erinnerte mich an Jacks Reaktion, als er Oturus Mal auf meinem Hals bemerkt hatte.
Mit einem Satz war ich bei dem Zombie. »Was ist es?«
Er tänzelte zur Seite und blieb dann wie erstarrt stehen. Hinter ihm hörte ich die Kinder lachen und schreien.
»Rex«, flüsterte ich.
»Die Jagd«, flüsterte er. »Sie werden uns alle umbringen.«
10
S päter sollte ich verstehen, warum meine Mutter diese Seiten aus ihrem Tagebuch herausgerissen hatte.
Es gab Dinge, die ich niemandem jemals anvertrauen konnte. Weder meiner Tochter, sollte ich denn lange genug leben, um eine zu bekommen, noch auch
Weitere Kostenlose Bücher