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Gefaehrtin Der Daemonen

Titel: Gefaehrtin Der Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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sein Gesang. Er stützte sich schwer auf seinen Gehstock und betrachtete nachdenklich einige der Männer,
die gerade in den Eingangsbereich kamen. Sie alle waren Stammgäste des Heims, Obdachlose, große, kräftige Burschen, die für ihren Schulabschluss lernten. Das wusste ich, weil ich ab und zu eine ihrer Klassen leitete. Sie knieten sich neben Scotty und halfen ihm, sich zu erheben.
    Ich setzte mich auf den Boden und kam mir wie ein Schäferhund vor, als ich den Jungen so lange bewachte, bis der Krankenwagen auftauchte.
     
    Im nächsten Augenblick brach die Hölle los. Die Sirenen der Krankenwagen und Streifenwagen heulten so laut, dass ich Babys vor Angst schreien hörte. Einige der Burschen, die Scotty geholfen hatten, verschwanden. Keiner wollte mit Uniformierten oder Leuten mit Dienstausweisen etwas zu tun haben. Ich auch nicht.
    Ich musste mit den Beamten reden. Von Suwanai und McCowan war nichts zu sehen, aber die Nachrichten würden schnell bis zu ihnen gelangen. Ich konnte mir vorstellen, was sie denken würden, und ich hoffte nur, dass niemand Byron mit dem Mord an Badelt in Zusammenhang brachte. Diesen Stein mit Ungeziefer darunter wollte ich nicht umdrehen. Jedenfalls nicht unter offizieller Aufsicht.
    Sanitäter trugen Byron auf einer Trage hinaus. Man hatte ihm einen Halskragen umgelegt. Grant humpelte nebenher. Er wirkte richtig mitgenommen. »Ich muss die Fürsorge anrufen. Wenn ich es nicht tue, wird es das Krankenhaus tun.«
    Ich massierte mir die Stirn mit den Knöcheln. »Ich hätte vorsichtiger sein sollen. Ich habe dem Jungen versprochen, dass alles klargeht. Und jetzt liegt er praktisch im Koma.«
    Grant seufzte. »Er spielt seine Bewusstlosigkeit nur, Maxine. Er ist wach.«
    Ich erstarrte. »Du machst wohl Witze!«

    »Ich war abgelenkt und hatte das Anzeichen in seiner Aura erst vor zehn Minuten bemerkt. Aber es waren zu viele Leute um ihn herum, als dass ich ihn hätte rufen können. Die Sanitäter werden es aber bald merken, falls sie es nicht ohnehin schon wissen.«
    »Du glaubst, er hat gehört, wie ich den Dämon erledigt habe?«
    »Das weiß ich nicht. Aber wie schwer er auch verletzt sein mag, er wird nicht so lange in dem Krankenhaus bleiben, dass die Polizei ihn verhören oder die Fürsorge ihn unter ihre Fittiche nehmen kann.«
    Ich fühlte mich elend, wie ein Monster, weil ich den Jungen nicht hatte beschützen, ihm keine Sicherheit hatte geben können. »Jemand muss bei ihm sein.«
    »Warum habe ich nur das Gefühl, dass du mir gerade diesen Job aufs Auge gedrückt hast?«
    »Weil du der Einzige bist, dem ich vertraue? Scotty hat Byron eine Haut genannt, nur eine Haut. Zee hat gestern Abend mit demselben Wort Jack Meddle beschrieben, und jetzt höre ich es schon wieder aus dem Mund eines Zombies. Und zwar desselben Zombies, der einen Jungen angegriffen hat, der Badelt kannte.« Ich schloss die Augen und trommelte mit den Fingern auf meine Oberschenkel. »Byron hat mir gesagt, Badelt wäre von denselben Leuten ermordet worden, die im Universitätsviertel auch mit Drogen handeln. Das wären Ediks Leute.«
    »Und er ist Mamablut verantwortlich«, setzte Grant grimmig hinzu, während er beobachtete, wie die Polizei Scotty hinausführte.
    Es war schrecklich. Der große Mann wirkte so verloren. Endlich war er wieder Mensch, und nun das. Wie lange war er wohl besessen gewesen? Wie viel von seinem Leben hatte man ihm gestohlen? Seine Freiheit hatte man ihm ganz sicher genommen.
Hätte ich diesen Mann exorziert, als ich ihm das erste Mal begegnet war, und zwar so, wie es richtig gewesen wäre, dann wäre all das nicht geschehen.
    Es machte mich wütend. Wütend auf mich selbst und auf Grant. Allerdings fiel es mir schwer, weiter zu grollen, als ich ihm ins Gesicht sah und bemerkte, wie dort etwas riss oder brach. Seine Miene, als die Polizei Scotty mitnahm, wirkte, als wäre er derjenige, der in Handschellen abgeführt wurde. Er hörte vollkommen angespannt zu, als der große Mann protestierte und beteuerte, er könnte sich nicht erinnern, ein Verbrechen begangen zu haben.
    Ich nahm seine Hand. »Nicht.« »Nicht«, wiederholte er ausdruckslos. »Mach es nur nicht leichter … Wir wissen doch beide, wie das hier passiert ist.«
    »Sicher«, gab ich zu. »Aber der Junge ist ein Ziel. Wenn Scotty keinen Erfolg hat, dann jemand anders. Es hat doch keinen Sinn zurückzublicken.«
    Grant strich mit dem Daumen über meinen Handrücken. »Ich hatte nicht vorgehabt, dich so bald wieder aus den

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