Gefaehrtin Der Daemonen
wenig Hilfe. Falls erforderlich.«
»Du hast Badelts Tod angeordnet. Den Angriff auf Jack und Sarai. Und den Jungen.«
Mamablut sagte nichts. Ich sah mich um. Es gab hier nur wenig Stellen, wo man ungestört war. Vor uns lag der Fischmarkt. Einige Männer in orangefarbenen Overalls warfen sich gegenseitig Lachse zu, wie Fußbälle, während sie lachten und schrien. Sie waren von Touristen umringt. Blitzlichter flammten auf, Kinder kreischten vor Vergnügen. Disneyland für Fischliebhaber. Nach den Blicken zu urteilen, die die anderen Fischverkäufer den Spaßvögeln zuwarfen, hätten sie ihnen am liebsten glühende Schüreisen in den Rücken gebohrt.
»Eine gute Welt«, murmelte Mamablut. »Und ich bin ihre Königin.«
»Eines Tages werde ich dich umbringen. Oder jemand anders wird das für mich erledigen.«
Sie warf mir einen scharfen Blick zu. »Es ist dir nicht gestattet, mir Schaden zuzufügen. Ich habe einen Handel mit deinen Vorfahren abgeschlossen. Bei eurem Blut.«
»Möglich. Aber ich muss dich auch nicht retten.« Ich lächelte, kalt und hart; genoss das Kalkül in ihrem Blick, die Überlegung. Ich dachte an meine Mutter und meine Großmutter … an jene Hunderte von Frauen, die von dem dämonischen Parasiten ermordet worden waren, der von diesem Körper hier vor mir Besitz ergriffen hatte. Ich konnte mich jetzt noch höflich verhalten, weil ich es musste. Weil Mamablut nützlich sein konnte. Aber meine Höflichkeit war genauso flach wie ein ausgetrocknetes Flussbett, und ebenso rissig.
Ich hasste sie. Ich hasste sie so sehr, dass ich es schmecken konnte.
»Warum?«, fragte ich sie. »Warum musstest du ihnen wehtun?«
»Weil es einem Zweck diente.« Mamablut trat unter einer Marktmarkise hervor in die Sonne und hob die Hand. Eine schwarze Limousine rollte heran. »Ahsen ist gefährlich, Jägerin. Sie ist alt und mächtig. Nur ihr Groll schwächt sie, macht sie manipulierbar.«
Die Limousine hielt neben uns. Die Fondtür wurde von innen geöffnet. Im Schatten erblickte ich Edik. Mamablut stellte einen blutroten Lackleder-Stiletto auf den Schweller und sah mich über die Schulter an. »Wenn du herausfindest, was Ahsen will, Jägerin, kannst du es gegen sie einsetzen. Du kannst sie hinhalten. Halte ihre Gier am Leben, dann wird sie nicht hinter den Schleier zurückkehren wollen.«
Ihre Miene verriet nichts, aber ich nahm den drängenden Unterton in ihrer Stimme wahr. Vielleicht Furcht. Ich beugte
mich vor. »Du hast es den anderen Dämonen im Schleier nicht verraten, habe ich recht?«
Mamablut bedachte mich mit einem verächtlichen Blick. »Was sollte ich ihnen denn erzählen? Dass die Bannwächter tot sind? Dass die Avatars, diejenigen Kreaturen, die einst den Schleier konstruierten, diese Welt nun aufgegeben haben? Oder sollte ich vielleicht erklären, wie es meinen Kindern über all diese Jahrtausende gelungen ist, aus dem Schleier zu entkommen, während sie in ihren Zellen schmorten? Das würden sie sicher mit Freuden hören.«
»Du hast sie getäuscht.«
»Ich habe sie gemieden, wenn ich konnte.« Mamablut lehnte sich gegen die offene Wagentür und sah mir in die Augen. »Du musst deinen Feind verstehen, Jägerin.«
Ich lehnte mich ebenfalls an die Tür, zog einen Handschuh aus und legte meine bloße Hand auf die ihre. Mamablut zuckte nicht mit der Wimper, und auch ihre Aura änderte sich nicht. Rohw summte an ihrer Haut. Er war hungrig, beherrschte sich aber.
»Es gibt nichts Intimeres als den Tod.« Mamablut beugte sich vor. Ihre Stimme klang heiser. »Diese Lektion habe ich mehr als einem deiner Vorfahren gegeben.«
»Hast du ihnen auch verraten, wovor du Angst hast? Du selbst, Mamablut?« Ich senkte meine Stimme ebenfalls, aber nur, weil jetzt Touristen neugierig an dem Wagen vorbeischlichen und uns anstarrten. »Vielleicht solltest du mir verraten, was so besorgniserregend an dem Geheimnis ist, das meine Mutter mir hinterlassen hat. Ich glaube nämlich, dass du es weißt.«
Mamabluts Blick flackerte, und sie zog ihre Hand zurück, bevor sie anmutig in den Wagen glitt. Edik saß im Schatten neben ihr. Eine einsame, schweigende Gestalt. Er nestelte immer noch nervös an seiner Brille. Er konnte mir nicht in die Augen
sehen, Mamablut dagegen schon. Die kalte, glatte Schönheit ihres Wirtskörpers welkte unter dem Ansturm ihrer ungeheuren Aura.
»Die Wahrheit ist ganz einfach«, sagte sie gelassen. »Es gibt nur einen schmalen Grat zwischen Erlösung und Verdammnis, Jägerin. Und ich
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