Gefaehrtin Der Daemonen
Spektakulum.
»Wir haben einen Krankenwagen gerufen«, sagte einer der Männer, der neben mir hockte. Er konnte seinen Blick nicht von meinem Gesicht losreißen. »Bewegen Sie sich nicht.«
»Danke.« Ich stand auf und tat, als würde ich schwanken. Hände stützten mich, die Leute starrten mich an. Es waren so viele Leute. Ich musterte die Menge, suchend, aber ich sah doch nur Augen, zahllose Augen, die mein Gesicht beobachteten, jede meiner Bewegungen verfolgten. Unter den Augen schlaffe Münder.
Etwas Hässliches regte sich in meinen Eingeweiden, und ich erinnerte mich wieder an die Hand auf meinem Rücken, bevor ich auf die Straße geflogen war. Ich musste herausfinden, was das sollte.
Ich stürmte vor, schob mich an Frauen und Männern vorbei, die mich aufhalten wollten. Worte wie Wunder und Vorsicht drangen an mein Ohr, und ich drehte mich herum, einmal, warf einen Blick auf den Bus, der mich erwischt hatte. Es war ein Touristenbus, kein Nahverkehrsbus; der Fahrer hockte auf Händen und Knien auf der Straße und kotzte sich die Seele aus dem
Leib. Er tat mir leid. Schließlich konnte er nichts dafür, dass jemand versucht hatte, mich umzubringen.
Sirenen heulten in der Ferne. Davon hatte ich heute schon zu viele gehört. Die Jungs regten sich rastlos auf meiner Haut. Schließlich erreichte ich die Stelle, wo man mich gestoßen hatte.
Und fand einen Mann. Einen großen, breitschultrigen Mann. Seine Haut erinnerte an Katzenaugen, honigbraun. Sein langes Haar war schwarz und hing wild um sein kantiges Gesicht. Normalerweise achtete ich nicht auf Nasen von Männern, aber diese war groß und gekrümmt, fast hässlich, aber eigentlich attraktiv. Er hatte schwarze Augen und einen aggressiven Blick.
Er trug Jeans, einen schwarzen Rollkragenpullover, Handschuhe und eine Gürtelschließe von der Größe meiner Hand. Aus Silber und mit so viel Lapis eingelegt, dass es auf den ersten Blick aussah, als würde er einen einzigen riesigen Brocken dieses kostbaren Edelsteins tragen. Es war schwer wegzusehen, aber dann gelang es mir. Unter seinem Kinn ragte ein glitzerndes eisernes Band aus seinem Pullover hervor.
Ich hatte den Mann noch nie im Leben gesehen, aber ich kannte diese Augen. Und das Gesicht. Ich kannte ihn, als wäre ich ihm in einem Traum begegnet, an den ich mich nicht genau erinnern konnte. Aber selbst das Wenige genügte. Das war kein Zufall.
»Du hast mich gestoßen«, sagte ich.
»Du hast überlebt.« Er lächelte kalt. »Aber deine Sorte überlebt ja immer.«
Seine Stimme klang hart, abgehackt - und dabei männlich. Ich dachte an die Messer meiner Mutter. »Woher weißt du, wer ich bin?«
»Die Welt ist voller Mysterien.« Er setzte sich in Bewegung. Ich starrte ihm einen Moment lang unentschlossen nach und folgte ihm, ohne zurückzusehen. Mir blieb auch nichts anderes
übrig. Die Sirenen wurden lauter, die Menschen beobachteten mich immer noch. Also konnten wir auch genauso gut in dieselbe Richtung gehen. Mich unter einen Bus zu stoßen war zwar nicht unbedingt die charmanteste Art, meine Aufmerksamkeit zu erregen; dass er um meine Unverletzlichkeit wusste, dagegen schon. Für meinen Geschmack wussten viel zu viele Individuen von diesem eher wichtigen persönlichen Merkmal. Ich hatte mein ganzes Leben lang Geheimnisse bewahrt. Wie sich herausstellte, war das für die Katz gewesen.
In einem Autofenster erhaschte ich einen Blick auf mein Spiegelbild. Eine Maske von Schuppen, die wie Flügel geformt waren, überzog meine Wangen. Über meinen Augenbrauen glühten Zees Augen wie Rubine, und die Spitzen seiner langen Finger umhüllten meinen Kiefer. Nicht ein Fitzelchen meiner eigenen Haut war zu sehen, nicht mal von den Augenlidern. Ich hätte im Zirkus auftreten oder vielleicht auch in National Geographic abgelichtet werden können. Ich erkannte mich ja selbst kaum.
Aber ich lebte. Und war unversehrt. Ich holte den Fremden ein. Ich war aufgeputscht und verwirrt. Die Jacke meiner Mutter hatte jetzt ein paar neue Narben. Ich suchte nach einer dunklen Aura und dachte an die Zeit, die verstrich. In einer Stunde wollte ich eigentlich bei Grant sein.
»Wer bist du?«
Sein Lächeln war eisig. »Es verletzt mich, dass du dich nicht an mich erinnerst.«
Er war nicht Ahsen, ganz gleich, wie gut sie ihre Gestalt auch wechseln konnte. »Wir sind uns nie begegnet.«
»Ihr seid alle gleich. Dieser Blick in euren Augen, er ändert sich nie.«
Seine Aura war sauber, aber das hatte nicht viel zu sagen. »Wer
Weitere Kostenlose Bücher