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Gefaehrtin Der Daemonen

Titel: Gefaehrtin Der Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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bist du?«

    Der Mann sah mich an. Seine Augen glühten. »Ich bin dein Hofnarr, Jägerin.«
    Er packte meinen Arm, und die Welt verschwand.
     
    Ich verlor aber nicht das Bewusstsein, sondern nur die Sehkraft und das Gehör. Ich war an einem absolut dunklen Ort. Endlos, leer, bis ich eine Veränderung in meinem Körper fühlte. Meine Innereien schlugen gegen Knochen. Obwohl ich mich immer noch im Dunkeln befand, sah ich einen Mond am Himmel. Sein Licht erhellte ein endloses Feld aus Schnee und Eis. Die Luft schmeckte bitter, es war Nacht.
    Nacht. Die Jungs wachten auf.
    Der Schmerz war schlimmer als gewöhnlich, aber ich zuckte nicht zusammen und gab auch keinen Mucks von mir. Ich beobachtete den Mann, der auf dem Schnee stand und mich mit grausamer Belustigung musterte. Auch als sich die Jungs von mir lösten und wie Geister aus Quecksilber um meinen Körper glitten, veränderte sich seine Miene nicht. Nur sein Mundwinkel zuckte, und ich spürte eine Befriedigung in ihm, die mich wütend machte.
    Aber ich hatte keine Zeit zu reagieren. Als sich die Jungs von meiner Haut schälten, traf mich die Kälte, als wäre ich auf ein Nagelbrett gefallen. Die Kälte nahm mir den Atem, und ich keuchte, verschränkte die Arme vor meinem Bauch, kämpfte gegen den Drang an, auf die Knie zu fallen. Die Kälte war unglaublich, einfach entsetzlich. Als würde man vom Winter verschluckt und vom Eis verdaut werden.
    Doch Zees rote Augen leuchteten. Seine scharfen Zähne funkelten, bevor er sich um mich schlang und mich festhielt. Dek und Mal wanden sich um meinen Hals und meinen Kopf, während Rohw meinen Rücken übernahm. Die Beine waren schwerer zu schützen, aber Aaz tat sein Bestes. Sie alle klammerten
sich wie Äffchen an mich. Hitze sickerte durch meine Kleidung in meinen Körper. Herzen dröhnten. Ich konnte wieder denken.
    »Das Fleisch ist schwach«, sagte der Mann, dem die Kälte offenbar nichts ausmachte. »Selbst deins, Jägerin.«
    »Wo sind wir?« Meine Stimme klang heiser, spröde.
    »Am Nordpol.« Der Mann trat näher, die Jungs knurrten. Er lachte leise. »Zee. Wie ich sehe, bist du kein bisschen älter geworden.«
    Zee schnappte in die Luft, zischte und ratterte dann einen Strom von melodischen Worten herunter, die so wild waren wie der Wind, der über das Eis fegte. Schließlich wurde seine Tirade langsamer, und am Ende schnarrte er: »Enkidu. Du Mörderschlampe.«
    Das Lächeln des Mannes erlosch. Der Mond warf Dolche auf sein schwarzes Haar, bis er zu einem dunklen, von Mondstrahlen gestreiften Block geworden war. Er stand vollkommen ruhig da. Seine Stimme war rau. »Benutz diesen Namen nicht, Zee. Nie wieder. Das schuldest du mir.«
    Zee spie aus. Sein Speichel brannte durch den Schnee wie Säure. Der Mann machte einen Schritt auf mich zu. Ich spannte mich an, kampfbereit. Aber dann blieb er stehen und sah hoch. Ein Schatten schob sich vor die Sterne, und ein Dämon fiel vom Himmel.
    Oturu. Er landete wie ein Pfeil aus Nacht auf dem Eis, und sein Aufprall ließ mich erzittern. Ich vergaß zu atmen. Sein Umhang schluckte das Licht. Die untere Hälfte seines bleichen Gesichts glitzerte wie Diamantenstaub, wie die Kristalle auf dem Schnee.
    Ich griff unter meine Jacke, streifte mit den Fingern die Messer meiner Mutter. Mein Herz schlug schmerzhaft gegen meine Rippen. »Zee.«
    »Ja, Maxine.« Er flüsterte.

    »Wirst du mir diesmal helfen?«
    Er sagte nichts. Der Dämon lachte, heiser, herzlich. Seine Füße mit den Dolchzehen sanken nicht im Schnee ein, als wäre er leichter als Luft.
    »Zee kann das Wort nicht brechen, das ihn bindet«, erklärte der Dämon. Ein Tentakel aus Haar glitt unter seinem Hut hervor und erstreckte sich zu dem Mann, der so ruhig wie der Tod neben ihm stand. Ich konnte nicht wegsehen, als das Haar des Dämons die Wange des Menschen streichelte. Ich bemerkte in seinen dunklen Augen das Aufflackern von blankem Hass.
    »Sucher«, sagte der Dämon. »Du hast deine Sache gut gemacht.«
    »Es war mir eine Ehre.« Der Respekt des Mannes war gespielt, das wusste ich. Und der Dämon schien es ebenfalls zu wissen. Der Tentakel aus Haar, so zierlich wie ein langer Finger, glitt unter den Pulloverkragen des Mannes. Ich sah das Eisenband um seinen Hals und eine vorstehende Öse. Das Haar des Dämons verknotete sich in der Öse und zog einmal. Der Mann fiel auf die Knie.
    »Sucher«, murmelte der Dämon erneut. »Lerne, vor unserer Herrin zu knien.«
    Der Mann sagte nichts. Er versuchte aufzustehen,

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