Gefaehrtin Der Daemonen
aber der Dämon zog an der Leine aus Haar. Und er fiel hin. Seine Beine sanken im Schnee ein, der Atem bildete Wolken, und seine Lippen wurden blau. Kälte. Er spürte die Kälte jetzt ebenfalls.
Der Umhang des Dämons bauschte sich auf und schnappte nach den Sternen. »Knie nieder. In deinem Herzen. Knie nieder!«
»Nein«, stieß ich rau hervor. »Nicht.«
Der Dämon drehte sich um, und obwohl seine Augen unter der Krempe seines Hutes verborgen waren, wusste ich doch, dass er mich ansah. Er hob sich dunkel vom Eis ab, stand auf
seinen Dolchzehen, mit diesem boshaften lebenden Umhang, der sich gegen die Richtung des Windes bauschte. Elegant. Gefährlich.
Der harte Mund verzog sich zu einem Lächeln. »Du bewunderst uns.«
»Ich bewundere deine Eleganz«, gab ich heiser zu. »Aber ich werde dich trotzdem töten.«
»Du wirst uns alle töten«, räumte der Dämon ein. »Aber heute nicht.«
Jedenfalls nicht, wenn ich noch länger hierblieb. Die Jungs konnten in diesen Temperaturen keine Wunder wirken. Ich nahm an, dass ich genau deshalb hier war. Meiner Rüstung beraubt, verletzlich. Und leicht einzuschüchtern.
Mir klapperten fast die Zähne. »Was willst du?«
»Dich.« Die Jungs rührten sich an meinem Körper, ihre roten Augen blinzelten, ihre Herzen hämmerten. Ich sah den Mann im Schnee an. Er beobachtete mich. Seine Schultern zitterten, seine Hände waren im zerborstenen Eis versunken.
»Um mich zu töten«, sagte ich.
Der Dämon lächelte. »Um dir zu folgen.«
Ich starrte ihn an. Er tanzte auf mich zu, glitt über die flachen Eisschollen, ritzte Eis und Schnee mit seinen Dolchzehen und zerrte den Mann hinter mich. Der lange Tentakel seines Haars war immer noch in dem eisernen Kragen verknotet. Obwohl er mich unter einen Bus gestoßen hatte, empfand ich, als der Mann versuchte, aufzustehen und erneut hinfiel, einen Moment lang Mitleid mit ihm.
Der Dämon ragte vor mir auf, verschmolz mit dem Nachthimmel. Sein Mund war eine harte, dunkle Linie, ebenso gerade und kalt wie der ferne, vom Mond erleuchtete Horizont. Ich konnte seine Augen unter dem Hut immer noch nicht erkennen, aber sein Umhang flatterte wie Schwingen, und ich bemerkte
Bewegung darin: Gesichter, Hände, Körper, die in dem Abgrund schwankten. Der Umhang fraß das Mondlicht, das Licht der Sterne und selbst die Reflexion des Schnees. Die Jungs umfassten meinen Körper fester. Ich zitterte, aber nicht vor Kälte.
»Du hast Angst vor uns«, flüsterte der Dämon. »Dein Herz ist verloren, aber jetzt sind wir hier. Wir alle, wiedergeboren, füreinander.«
»Dann sag es mir«, krächzte ich. Meine Stimme schien in meinem Hals festgefroren zu sein. »Sag mir, was ich wissen sollte.«
»Was du wissen solltest«, murmelte er. »Du solltest wissen, dass dir die Welt zu Füßen liegt. Du, Herrin, mit deinen Hunden, mit der Wilden Jagd zu deiner Verfügung. Göttin, ewig. Aber du hast es vergessen. Du bist ein Mysterium geworden.« Der Dämon zögerte. »Was hat man dir angetan, Jägerin?«
Ich dachte an meine Mutter. Eine Haarsträhne zuckte vor zu meinem Kopf. Zee packte sie und hielt sie fest, aber erst, nachdem die feine Spitze meine Stirn streifte. Unglaubliche Hitze durchströmte mich, so golden wie ein Sonnenaufgang, und ebenso blendend. Durch meine Jeans und meine Haut spürte ich die Steinscheibe, die glühte.
Der Dämon erstarrte vollkommen. Wir alle starrten uns an, gefangen in der arktischen Stille, in einem Strom aus Sternen und Mondlicht. Die Schönheit dieses Anblicks hätte mir den Atem geraubt, wenn ich vor dem nahenden Tod nicht schon atemlos vor Angst gewesen wäre.
»Man hat an dir herumgepfuscht«, stellte der Dämon fest.
»Oturu, nein«, schnarrte Zee. »Keine Abmachung wurde verletzt. Nur Verschiebungen. Es war eine lange Zeit. Alte Mütter lernen neue Wege.«
»Und schließen neue Pakte«, erklärte Oturu drohend. »Ich rieche den Wolf. Schmecke das Einhorn.«
Meine Knie gaben nach. Ich fiel in den Schnee und konnte mich nicht mehr aus eigener Kraft erheben. Meine Muskeln waren zu kalt. Aaz kroch zu meinen tauben Füßen herunter, wickelte sich um sie. Der Dämon kauerte sich hin, in einer fließenden Bewegung. Sein Umhang legte sich wie ein Tintenfleck auf den Schnee. Der Mann war hinter ihm, wurde von ihm verdeckt. Ich starrte zitternd auf die Krempe des schwarzen Hutes.
»Wir vergessen die Zeit«, flüsterte er. »Wir vergessen immer, dass du eine sterbliche Kreatur bist. Du, Jägerin, die du die ganze
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