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Gefaehrtin Der Daemonen

Titel: Gefaehrtin Der Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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sammeln. Mir war plötzlich so verdammt kalt, als müsste ich sterben - aber ich würde nicht als Erste nachgeben. Ich wollte es einfach nicht.
    Seine Kiefer mahlten. »Das dürfte interessant werden.«
    Er riss an meiner Hand. Ich tauchte in die Dunkelheit ein.
    Und tauchte im Licht wieder auf.

13
    S onnenlicht. Zu Hause. Vier vertraute Wände, Ziegelsteine und Bücher; Fenster, so groß wie mein Wagen. Ich hatte keine Ahnung, wie ich hergekommen war, aber die Jungs lagen weich auf meiner Haut. Mir war warm.
    Ich rollte mich herum. Sucher stand neben dem Motorrad. Seine große sehnige Hand schwebte über dem kirschroten Lack. Sein langes, dunkel schimmerndes Haar umrahmte sein raubvogelartiges Gesicht. Der Mann war schwer einzuordnen, er strahlte eine exotische Weltklugheit aus, die sich jeder ethnischen Zuordnung entzog. Er hätte überall hingepasst, und gleichzeitig schien er nirgends hinzugehören. Wie Grant, wie ich. Wir alle waren Außenseiter.
    Er sah mich an. Sein Blick war düster und wütend. Ich sah das Eisen um seinen Hals. Ich erwartete, dass er etwas sagte, aber er gab sich damit zufrieden, mich in grimmigem Schweigen mit seinen Blicken zu ermorden. Ich rieb mir das Gesicht, drehte mich um und stolperte in die Küchennische. Dort nahm ich eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank, zögerte, warf sie ihm zu. Er ließ sie auf den Boden fallen.
    Das ignorierte ich, öffnete eine andere Flasche und nahm einen langen Zug. Meine Lippen waren rissig und bluteten. Meine Zunge klebte mir am Gaumen. Sucher beobachtete mich
regungslos. Ich leerte die Wasserflasche, warf sie in den Plastikmüll und sah dann auf die Uhr. Fast zwei Stunden zu spät. Mein Leben, dieses kostbare Leben, konnte schon vorbei sein.
    Hastig griff ich nach meinem Handy und versuchte, Grant anzurufen. Ich landete auf seiner Mailbox. Doch ich hinterließ keine Nachricht, sondern versuchte es noch einmal, mit demselben Ergebnis. Ich war am Rande meiner Beherrschung und rannte förmlich zur Tür des Apartments. Ich hatte keinen Wagen hier, also musste ich ein Taxi nehmen.
    Sucher materialisierte vor mir, und zwar wortwörtlich. Ich hörte ein Puffen, mit dem er die Luft verdrängte, als er erschien. Es war, als würde ich zusehen, wie die Jungs aus den Schatten auftauchten, nur war es helllichter Tag, und in der Wohnung gab es nicht einen einzigen Schatten. »Wohin gehst du, Jägerin?«
    »Das geht dich nichts an.«
    Sucher tippte gegen das eiserne Halsband. »Du bist das Einzige, was mich etwas angeht.«
    Ich konnte den Blick nicht von dem eisernen Kragen abwenden. Ich hasste ihn mit einer Heftigkeit, die mich erschreckte; ebenso sehr hasste ich die Erinnerung daran, wie der Mann im Schnee gekniet hatte. Es kam mir bekannt vor, wie ein Déjà-vu, aber das war unmöglich, falsch. Und nicht meine Schuld.
    Ich riss mich zusammen. »Geh zu Oturu und sag ihm, er könne sich seinen Schutz dahin stecken, wo keine Sonne scheint. Ich will dich nicht hierhaben. Ich brauche dich nicht.«
    Sucher packte meinen Arm. Ich riss mich los und schlug ihm in den Magen. Ich konnte mit meiner Faust Ziegel zertrümmern, also hätte er wenigstens keuchen sollen, zumindest das. Aber er bewegte sich keinen Millimeter, stand einfach nur da und sah mich an, als wäre meine Faust so zart wie eine Brise. »Hast du jetzt genug?«

    »Ich habe nicht einmal angefangen«, murmelte ich. »Ich kann dich nicht verletzt haben. Ich kenne dich ja gar nicht.«
    »Ihr seid alle gleich. Allesamt.« »Als ich das letzte Mal in den Spiegel gesehen habe, war ich nur eine.«
    »Nur eine«, erwiderte er kalt. »Aber die Kulmination von Zahllosen. Und dein Blut, dein Wesen, das ändert sich nie, Jägerin.«
    Er redete einen ganzen Haufen Mist. Männer, die einen Groll mit sich herumschleppten, hatten meistens einen Stein an der Stelle eines Hirns. Man konnte sie schlagen, sie anschreien, soviel man wollte. Es war nur verschwendete Liebesmüh, und ich hatte keine Energie für einen Streit. Mir war, als würden Stücke meines Herzens in der Brust herumfliegen, blutend und nutzlos. Hätte Sucher nicht vor mir gestanden, ich hätte mir vielleicht sogar erfolgreich eingeredet, dass nichts von dem wirklich passiert war. Dass ich bloß fantasiert hatte, dass ich am Nordpol im Schnee saß, einem Dämon gegenüber, der meine Hand sein wollte, mein Schwert.
    »Also gut«, sagte ich. »Dann bleib eben in meiner Nähe. Und wenn du dich etwas weniger gereizt aufführst, dann kooperiere ich. Vielleicht.

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