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Gefaehrtin Der Daemonen

Titel: Gefaehrtin Der Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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nicht?« Sucher hatte die Lider halb gesenkt, seine Augen wurden von seinem langen Haar fast versteckt.
»Glauben Sie, Sie könnten gegen mich kämpfen? Mit einem Bein?«
    Grants Mundwinkel zuckte. »Sie würden bedauern, jemals geboren worden zu sein.«
    Sucher lächelte. Ein bitteres, hässliches Lächeln, strahlend und schrecklich, und der Blick, den er mir zuwarf, war so verächtlich, so herablassend, dass meine Haut kribbelte. Grant tat einen Schritt auf ihn zu, aber ich hielt ihn am Arm fest.
    »Er ist es nicht wert«, sagte ich und starrte Sucher an. »Er ist nicht mal den Gedanken daran wert.«
    Ich bemerkte es nur, weil ich ihm in die Augen sah. Es war ein Flackern, ein so kurzes Flackern, dass ich schon glaubte, ich hätte es mir eingebildet.
    Schmerz. Ich hatte ihn verletzt.
    Dann verwandelte sich sein Gesicht in eine Maske, der alte Groll war wieder da, und ich sah von ihm weg zu Byron hin, ich trat an sein Bett und zog meinen Handschuh aus. Ich berührte die Hand des Jungen. Rohw bewegte sich unruhig auf meiner Haut. Grant trat neben mich, stark und warm. Das Etui mit seiner Flöte hing von seiner Schulter herab. Ein langes, gefüttertes Etui aus mitternachtsblauem Samt; ein Stück von seiner vierundzwanzigkarätigen goldenen Muramatsu ragte schimmernd unter der Klappe hervor. Es war sein kostbarstes Instrument, für ihn angefertigt. Er benutzte sie nur selten in der Öffentlichkeit, und schon gar nicht im Coop’s. Sie war zu kostbar, eine zu große Versuchung für Diebe.
    »Sie haben ein MRI gemacht«, erklärte Grant. »Vor dreißig Minuten sind sie fertig geworden. Du hast den Arzt knapp verpasst. Keine Schwellungen im Hirn, es sieht gut aus. Aber sie haben ihm ein Beruhigungsmittel gegeben. Er wollte nicht still liegen und hat angefangen, sich zu wehren, weil er hier wegwollte, noch bevor sie auch nur eine Wunde säubern konnten.«

    Ich lehnte mich an seine Schulter. »Du bist nicht an dein Handy gegangen. Ich hab mir Sorgen gemacht.«
    »Der Arzt wollte, dass ich es abstelle.«
    »Und die Polizei? Du hättest sie anrufen sollen.«
    Er lächelte ironisch. »Ich wusste, dass du kommen würdest. Auch wenn die Polizei hier gewesen wäre, hätte dich das nicht abhalten können. Und du bist gekommen.«
    »Und wenn nicht?«
    »Der Gedanke ist mir gar nicht gekommen. Ich kenne dich, Maxine Kiss. Ich weiß, wer du bist.«
    Seine Worte ähnelten zu sehr dem, was Sarai zu mir gesagt hatte, als dass ich sie hätte genießen können. Ich fühlte mich nicht wie ein guter Mensch. Ich hatte mich noch nie gut gefühlt, nicht mal rechtschaffen. Nur … hingebungsvoll. Ich war ein Mädchen, das einen Job zu erledigen hatte: auf einer Mission. Meine Mutter hatte jeden anderen Gedanken entmutigt. Sie meinte, das würde doch nur die Prioritäten durcheinanderbringen. Man werde davon eingebildet. Jage dem Ruhm nach, statt das Richtige zu tun. Und das Richtige, so sagte sie, hatte immer Vorrang, koste es, was es wolle.
    »Ich muss dir etwas sagen«, erklärte Grant.
    »Wegen Byron?«
    Er zögerte. »Nein, das heißt, vielleicht doch.«
    Ich sah ihn an. Die Tür öffnete sich hinter uns. Ich drehte mich um und erwartete, eine Schwester zu sehen. Was ich stattdessen aber sah, machte mich schwach. Einen Moment lang zweifelte ich an meinem Verstand.
    Es war Jack. Seine Kleidung war zerknittert, sein weißes Haar ungekämmt. In den Händen und unter den Armen hielt er Sandwiches und Getränke. Er schien nicht besonders überrascht, mich zu sehen, aber sein Blick glitt zu Sucher und blieb an ihm hängen.

    »Alter Wolf«, begrüßte ihn dieser. »Machst du immer noch Ärger?«
    »Ach du meine Güte«, erwiderte Jack.
     
    » Mister Meddle tauchte etwa zwanzig Minuten nach deinem Anruf auf«, erklärte mir Grant grimmig. »Ich habe versucht, dich zu erreichen, aber ich bekam nicht mal deine Mailbox zu fassen.«
    Auf meinem Handy war kein verpasster Anruf angezeigt. Ich warf Sucher einen giftigen Blick zu. »Was ist passiert?«, fragte ich dann Jack. »Und warum bist du hier?«
    Der alte Mann legte die Lebensmittel sorgfältig auf dem Tisch ab. »Einige Angelegenheiten erfordern persönliche Aufmerksamkeit. Und ich wusste, dass du hier auftauchen würdest, irgendwann.«
    »Persönliche Aufmerksamkeit? Irgendwann? Du bist weggelaufen! Sarai ist tot!« Und ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Ich hatte so große Angst!
    Jack seufzte leise und stapelte die in Plastik eingewickelten Sandwiches fein säuberlich auf. Er sah mich nicht

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