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Gefaehrtin Der Daemonen

Titel: Gefaehrtin Der Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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Vielleicht aber auch nicht.«
    »Du willst handeln.« Er sagte es, als hätte ich ihn aufgefordert, mit bloßen Händen Hundekot zu beseitigen.
    »Ich bin ja bereit zu reden. Aber nicht hier. Ich muss los.«
    Er sah gut aus, aber an der Wut war nichts Attraktives, und sie schmerzte mich mehr, als sie sollte. Ich erwartete fast, dass er mich erneut angriff. Seine Nerven schienen ziemlich bloßzuliegen, doch in dem Moment veränderte sich etwas in seinem Blick. Er schien zu überlegen, und dann nickte er, ein einziges Mal. Einfach so.
    Ich drehte mich um, atmete aus und rannte fast aus der Wohnung.
Dann ging ich über den Gartenpfad zum Haupteingang des Coop’s. Kein Taxi zu sehen. Ich tippte die Nummer eines Taxiunternehmens in mein Handy. Sucher hielt sich neben mir. »Was tust du da?«
    »Ich versuche, ein Taxi zum Krankenhaus zu bestellen.«
    »In welches Krankenhaus?«
    Seine Neugier, wie bissig sie auch formuliert sein mochte, erregte meinen Argwohn. »University Medical Center.«
    Er packte meinen Arm, und die Welt verschwand, als würde sie verschluckt werden, als versänke sie im dunklen Donnern des Meeres. Ich konnte mich weder wehren noch bewegen. Nur mein Herz schrie.
    Dann war ich wieder frei, zurück in der Welt. Ich stand auf Beton. Hörte Autos, Stimmen. Ich stolperte und blinzelte, rieb mir die Augen. Sucher stand neben mir und beobachtete mich kalt und amüsiert.
    »Du bist ein Arschloch«, knurrte ich. Aber ein wirkungsvolles Arschloch. Wir waren am Krankenhaus, standen in einer Nische aus Büschen und Kies neben der kleinen Auffahrt, die zur Notaufnahme führte. Ein Krankenwagen parkte vor den Glastüren. Niemand schien unser unverhofftes Auftauchen bemerkt zu haben.
    Zehn Meilen in einem einzigen Herzschlag! Zum Nordpol und zurück in einem Lidschlag. So etwas hatte ich noch nie geträumt, mir niemals ausgemalt. Er war nicht menschlich. Aber auch kein Dämon.
    Etwas anderes. Etwas Magisches.
    Ich holte tief Luft und setzte mich in Bewegung. Sucher folgte mir. Er ging mit einer Geschmeidigkeit, die mich an einen Tänzer erinnerte, katzenartig, leicht, fast wie Oturu. Als könnte er sich jederzeit auf den Zehenspitzen drehen, sich drehen und töten, mit einer einzigen Bewegung.

    Ein gefährlicher Mann. Die Jungs grollten im Schlaf. Dek, der auf meinem rechten Arm ruhte, zog mich zu Sucher hinüber, aber hartnäckig. Ich musste mich darauf konzentrieren, den Mann nicht zu berühren.
    Ich versuchte erneut, Grant anzurufen. Niemand ging ran. Also lief ich. Mein Herz fühlte sich sehr klein und hart an. Ich stürmte durch die Gleittüren und landete in einem Wartezimmer, das mit dunklem Holz verkleidet war. Die Beleuchtung war so eingestellt, dass sie eine Atmosphäre schattiger Ruhe schuf, was von den großen Fenstern unterstützt wurde, die auf einen kleinen Garten hinausführten. An den Wänden hingen zahlreiche Flachbildschirmgeräte, auf denen gerade Nachrichten gezeigt wurden. Sie zeigten Bilder von weinenden Kindern und zusammensackenden Gebäuden. Im Iran hatte es ein schweres Erdbeben gegeben.
    Die Frau hinter dem Empfangstresen blickte von mir zu Sucher hinüber. Ihr Blick blieb wie angeklebt auf ihm haften. Sie starrte ihn mit offenem Mund an.
    »He!« Ich schnippte mit den Fingern. »Ma’am!«
    Sie blinzelte und lief rot an, war verlegen. Ich hütete mich, Sucher anzusehen. Er war ein Wolf in Wolfskleidern. Während ich mir von der Frau Byrons Zimmernummer geben ließ, sagte er kein Wort. Grant hatte den Jungen unter seinem eigenen Nachnamen eingetragen, Cooperon.
    Byron lag in einem Zimmer im fünften Stock. Wir befanden uns allein im Aufzug. Ich lehnte mich an das Metallgeländer und sah Sucher an. »Warum hast du mich vor den Bus gestoßen?«
    Er verzog die Lippen. »Weil mir danach war. Ich wollte es sehen.«
    »Du bist verrückt.«
    »Vielleicht«, gab er zurück. »Nach all den Jahren … Ja, ich glaube, ich bin verrückt.«

    Ich stieß mich von dem Geländer ab. »Hör zu. Ich habe keine Ahnung, was für eine Geschichte uns beide deiner Meinung nach miteinander verbindet, und im Augenblick spielt das auch nicht die geringste Rolle. Es gehen hier miese Sachen vor, und es könnte durchaus sein, dass hier in diesem Krankenhaus gleich das Nächste passiert. Komm mir in die Quere oder versuch Leuten wehzutun, die ich liebe, und ich begrabe dich bei lebendigem Leib.«
    »Jägerin«, antwortete Sucher, als der Aufzug mit einem Klingeln anhielt. »Ich habe nichts anderes erwartet.«
    Wir

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