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Gefaehrtin Der Daemonen

Titel: Gefaehrtin Der Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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sind die ihren. Was auch geschehen mag, und wer auch immer da komme.«
    Die Zombiekönigin schien sich übergeben zu müssen. »Gefühlsduseleien bekommen dir nicht, kleiner Mann. Sie schwächen dich.«
    »Ah«, gab meine Mutter liebenswürdig zurück. »Warten wir ab, wer als Letzter steht, wenn die Mauern fallen, hm? Denn, Honey, dann wirst du tot sein … Und mein Baby, mein süßes, wundervolles Baby wird immer noch kämpfen.«
    Dann hob sie die Pumpgun und erschoss Mamabluts Wirtskörper.
     
    Ich verlor sie. Ich konnte nicht einmal Lebewohl sagen. Genauso wie bei ihrem Tod.
    Die Nacht verfinsterte sich, es wurde hell. Ich schlug die Augen auf.
    Ich lag auf einer Couch. Meine Füße baumelten über den Rand, mein Kopf rollte schwach hin und her. Speichel sickerte aus meinem Mundwinkel. Ich sah eine Decke und ein paar Regalbretter mit Büchern. Diesen Anblick kannte ich. Ich war wieder in der Wohnung.
    Und ich war nicht allein. Der Fernseher lief. Sucher hockte auf dem Rand der Ottomane, die Ellbogen auf die Knie gestützt, und verfolgte die Nachrichten.
    Der Anblick kam so unerwartet, und ich war noch so durcheinander, dass ich ihn nur anstarren konnte. Er merkte wohl nicht,
dass ich wach war. Wie die Schwestern im Krankenhaus schien er von den Berichten über das verheerende Erdbeben im Südosten des Irans vollkommen fasziniert zu sein. Tausende Tote, und weitere Tausende wurden noch unter den Trümmern vermutet. Die Rettungsorganisationen waren überfordert. Außerdem war dort Nacht, was die Suchaktionen behinderte.
    »Das ist deine Schuld«, sagte Sucher plötzlich, und drehte den Kopf ein Stück zu mir, genug, um mir einen so bösen Blick zuzuwerfen, dass mich die Furcht wie ein Stich durchzuckte.
    Ich wusste weder, wie ich hierhergekommen war, noch was sich gerade ganz genau ereignet hatte, aber ich war noch ganz mit meiner Mutter beschäftigt, irrte auf einer dunklen Straße herum, mit ihr an meiner Seite. Ich sah Sucher in die Augen. »Hör auf«, sagte ich, »in diesen Scheißrätseln mit mir zu sprechen.«
    Er sah mich lange an und stand dann langsam auf. Ich rührte mich nicht, sondern sah ihm nur in die Augen, als er über den Boden glitt, mit Schritten von kalter Geschmeidigkeit. Er blieb so plötzlich stehen, als würde er auf dem Rand einer Klippe balancieren. Die Schnittwunde auf seiner Wange, von Oturus Haar, leuchtete immer noch hellrosa.
    »Hast du Durst?«, erkundigte er sich.
    »Wo sind Grant und Byron?«, fragte ich zurück. »Und Jack?«
    »Keine Ahnung«, antwortete er. »Unterwegs werden sie sein, nehme ich an.«
    Seine Antwort klang keine Spur herablassend, weshalb ich den Mund hielt. Ich setzte mich auf und wischte mir mit dem Handrücken den Speichel von der Wange. »Warum hast du mich hierher gebracht?«
    »Du bist ohnmächtig geworden. Alter Wolf wollte, dass du dort verschwindest.«
    »Etwas ist mit mir geschehen.« Es war eine Feststellung und
eine Frage. Ich wartete darauf, dass er entschied, was von beidem zutraf. Diesem Mann war Kontrolle wichtig. Ich konnte auch verstehen, warum. Antworten von ihm zu verlangen, würde mich nirgendwohin bringen.
    Sein Blick zuckte nach unten. Ich folgte ihm und sah die Steinscheibe auf dem Boden neben der Couch; das kleine Labyrinth, gerillt und glänzend, als wäre es von schwarzen Perlen durchdrungen. Sucher kauerte sich hin und hielt seine flache Hand darüber, als sauge er ihre Hitze ein. »Hier ist deine Antwort.«
    »Es ist ein Stein.«
    »Ein Stein«, wiederholte er verächtlich. »Es ist ein Samenring, Jägerin. Nenn es, wie du willst. Es hat zu viele Namen, als dass man sie alle aufzählen könnte.«
    Ich rutschte vom Rand der Couch und hockte mich auf den Boden neben ihn. »Was vermag sie?«
    Sucher beugte sich über die Scheibe, als wollte er sie beschützen; seine Miene war, nachdem er sich nicht mehr auf mich konzentrierte, vor Ehrfurcht fast weich. Der Anblick erschreckte mich. Ich hatte Angst zu atmen, weil ich fürchtete, den Bann zu brechen.
    »Ein Samenring speichert Erinnerungen«, antwortete er feierlich. »Deine oder die von jemand anderem. Seine Größe bestimmt die Menge der Erinnerung. Ein großer Samenring, etwa von der Fläche der Wand, könnte die gesamten Lebenserinnerungen einer Person enthalten. Einen Abdruck ihrer Seele. Das hier … vielleicht ein Jahr. Höchstens. Oder so viele Erinnerungsfragmente eines Lebens, um ein Jahr damit zu füllen.«
    Ich brauchte einen Moment, bis ich reagieren konnte; immer noch

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