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Gefaehrtin Der Daemonen

Titel: Gefaehrtin Der Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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Schnittwunden übersät. »Das ist nicht meine Schuld.«
    Suchers Schweigen sagte deutlich genug, dass er anderer Meinung war. Ich war aber zu müde, um mich zu streiten. »Oturu«, sagte ich stattdessen. »Gibt es noch andere … wie ihn?«
    »Er ist der Letzte seiner Art. Ein Wanderer, bevor er hierhergebracht wurde.«
    »Und wo ist er jetzt?«
    »Irgendwo im Dazwischen«, erwiderte Sucher abweisend, während er Steine beiseiteschob. »Jenseits dieser Welt. Seine Zeit auf der Erde ist begrenzt. Hielte er sich zu lange hier auf, seine Jagdgier würde ihn überwältigen. Und er will nicht riskieren, sein Wort zu brechen.« Er richtete sich auf, strich sein Haar zurück und sah mich hochmütig an. »Ich wurde an ihn verkauft. Eine deiner Ahnen hatte einen Gefallen bei ihm gut. Ich war der Preis.«
    Mir schwindelte, und ich versuchte, mich auf den alten Mann zu konzentrieren. Ich wagte es nicht, ihn zu bewegen. Seine Beine waren zerschmettert. »Wo ist das passiert?«
    »Sumeria.«
    Ich riskierte einen kurzen Seitenblick. »Sumeria existiert seit fünftausend Jahren nicht mehr.«
    »Bemerkenswert«, erwiderte er. »Es denkt.«
    Ich biss mir auf die Zunge. Der alte Mann gab keinen Laut mehr von sich. Ich fühlte seinen Puls. Er schlug kräftig. Offenbar war er ohnmächtig geworden.
    »Hilf mir«, sagte ich, als Zee den Schutt von seinen Füßen beseitigt hatte, und sah, wie Rohw und Aaz einen kleinen Jungen
zwischen sich trugen. Ihre winzigen Körper wirkten irgendwie ungelenk, wie Wölfe, die versuchten, auf zwei Beinen zu gehen.
    Sucher folgte meinem Blick. »Wie lange hast du gebraucht, bis du sie abgerichtet hast?«
    Ich warf ihm einen scharfen Blick zu, Zee ebenfalls. »Sie sind keine Hunde.«
    »Sie gehorchen dir, oder nicht?«
    »Sie sind meine Freunde. Familie.«
    Zee zeigte dem Mann seine mittlere Klaue und verschwand im Schatten, um kurz darauf in einiger Entfernung rechts von mir aufzutauchen. Er grub sich mit den Klauen durch die Steine, dass die Funken flogen. In der Ferne hörte ich Sirenen, Geschrei, Leute, die Namen riefen. Wenn die Jungs nicht vorsichtig waren, würde jemand anders sie ebenfalls sehen, trotz der Dunkelheit.
    »Erzähl mir von der Frau«, sagte ich zu Sucher.
    »Sieh in den Spiegel.«
    »Ich glaube, die sind alle gesprungen«, erwiderte ich. »Du musst dich wohl dazu herablassen, mit mir zu reden.«
    Sucher schob mich beiseite. Er hatte zwei Stangen in der Hand und riss Draht aus einem Schutthaufen, bis er eine ausreichende Menge freigelegt hatte. Dann band er die zerschmetterten Beine des Mannes damit zusammen. Er war schnell und effizient. »Sie ist wahnsinnig geworden. Zu viel Macht. Das hat sie verändert.«
    »Hat es sie so verändert, wie Oturu glaubt, dass ich mich auch verändern werde?«
    Sucher hielt kurz inne, bevor er weiter Knoten aus dem Draht knüpfte. »Er hat dir sein Clansmal gegeben. Das bedeutet, er sieht etwas von ihr in dir.«
    »Du offensichtlich auch. Es sei denn, du hasst meine Blutlinie nur aus Prinzip.«
    Er wandte sich von mir ab, bevor ich sein Gesicht sehen
konnte. Dek tauchte vor mir auf. Er hatte eine Plastikflasche mit Wasser im Maul. Keine Ahnung, wo er die gefunden hatte, aber ich war dankbar und versuchte, dem alten Mann etwas davon in den Mund zu träufeln. Er wachte nicht auf, aber ich gab mich mit den wenigen Tropfen schon zufrieden, die ich über seine Lippen geschüttet hatte. Als ich aufsah, bemerkte ich Suchers Blick.
    Ich reichte ihm die Wasserflasche. »Wer auch immer sie gewesen sein mag, ich bin nicht sie.«
    Er trank einen Schluck, ohne den Blick von meinem Gesicht zu nehmen. »Wir werden sehen, Jägerin.«
    Bevor ich mir eine angemessene Antwort ausdenken konnte, tauchten die Jungs aus den Schatten auf und umringten mich. Oturus Mal prickelte. Sucher versteifte sich.
    »Schlächter«, zischte Zee. »Höllen-Schlächter.«
    Ich richtete mich auf. »Wo?«
    »Von hinten«, erwiderte der kleine Dämon. Rohw und Aaz rissen Stacheln aus ihren Rückgraten. Das feuchte Schmatzen von zerfetzter Haut jagte mir eine Gänsehaut über den ganzen Körper. Ich sah Sucher an, bemerkte seinen prüfenden Blick, mit dem er in die Dunkelheit starrte. Da erinnerte ich mich an das, was er im Krankenhaus gesagt hatte.
    »Du hast es ernst gemeint«, flüsterte ich. »Dämonen haben dieses Erdbeben verursacht?«
    Sucher hatte die Beine des alten Mannes fertig zusammengebunden. »Nicht dieses. Aber das bedeutet noch nicht, dass sie nicht versuchen würden, davon zu

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