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Gefaehrtin Der Daemonen

Titel: Gefaehrtin Der Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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Sucher, neugeboren in meiner Wahrnehmung - und doch wusste ich nicht, was ich von ihm halten sollte.
    »Du willst diesen Leuten helfen«, sagte ich. »Du willst dorthin.«
    »Und wenn das so ist?« Er sah mich an, stolz. »Würdest du dorthin gehen, wenn du könntest?«
    »Dorthin?« Ich zögerte, dachte an Grant und Jack. An Byron. Ahsen, die frei und auf der Jagd war. Sucher schüttelte angewidert den Kopf.
    »So einfach ist das nicht«, protestierte ich. »Es gibt Leute, die mich brauchen, und zwar jetzt und hier.«
    »Und die da brauchen dich nicht?« Er sah mich an. »Wie kannst du darüber urteilen, Jägerin? Wie viele Tote werden es noch bis zum Ende der Welt sein? Einer? Tausend? Oder endet das erst, wenn auch das letzte Herz zu schlagen aufgehört hat?«

    »Nein«, erwiderte ich grimmig. »Aber ich bin nur eine Person.«
    »Ah«, antwortete er. »Und ich nehme an, nur eine Person, die nie etwas Gutes getan hat. Jägerin. Die letzte Bannwächterin dieser einsamen, eingekerkerten Welt.«
    Ich starrte ihn an, hin- und hergerissen. Sucher streckte nach einem kurzen Moment seine Hand aus.
    Ich dachte an Grant und Byron. An Jack. Sie kamen her und erwarteten mich zu finden. Sie würden sich Sorgen machen. Wenn ich sie wäre, ich wäre zu Tode verängstigt.
    Suchers Miene verhärtete sich. Er zog seine Hand zurück. Ich griff zu, erwischte sein Handgelenk, grub meine Finger in seine Haut. Hielt seinen Blick fest.
    Ich ließ nicht los. Fischte mein Handy heraus und rief Grant an.
    »Planänderung.«
     
    Auf der anderen Seite der Welt war Nacht. Ich hörte Schreie, sah Blaulicht, roch Rauch, hörte das Weinen von Kindern. Nahm den Erdrutsch wahr, die Trümmer von Steinen. Der Staub erstickte mich fast, der beißende Gestank von Blut und Gedärmen, die sich im Tod entleerten, würgte mich. Die Jungs schälten sich schmerzhaft von meinem Körper, taumelten zu Boden, rissen mich beinahe mit sich.
    Sucher stand neben mir. Ich verschwendete keine Zeit mit Fragen, ebenso wenig wie die Jungs. Ich hörte eine Frau aufstöhnen, und folgte dem Geräusch zu einem Haufen von Stein und Draht. Im Dunkeln konnte ich ausgezeichnet sehen, besser als jeder Mensch, und sah einen Knöchel, eine zuckende Hand.
    Ich schnippte mit den Fingern. Zee und Rohw gruben sich in den Schutt. Aaz drängte sich an ihnen vorbei, hob witternd den Kopf, wie ein kleiner Drache. Ich folgte ihm, stolpernd,
und als er anfing zu graben, folgte ich seinem Beispiel. Dek und Mal glitten von meinen Schultern und verschwanden in Höhlen, die zu klein für meine Hände waren. Steine knirschten, als ihre Kiefer mahlten. Nach wenigen Augenblicken hatten sie ein Loch gegraben, das für meine Hände groß genug war. Ich griff blindlings hinein, klopfte auf den Boden, ertastete etwas Weiches, eine Stoffpuppe, und dann eine kleine Hand.
    Ich zog behutsam. Aaz verschwand in den Schatten und befreite das Kind aus der Dunkelheit.
    Es war ein kleines Mädchen, ich nahm es in die Arme. Es hustete und weinte. Ich wiegte es in meinem Schoß. Mal zerrte eine Puppe aus dem Loch, hatte einen weichen Arm zwischen seine scharfen Zähne geklemmt. Ich legte dem Mädchen die Puppe in den Schoß und stand auf. Sucher starrte mich an. Seine Miene war unergründlich.
    Dann suchte ich einen sicheren Ort für das kleine Mädchen und ließ es allein. Es rollte sich um seine Stoffpuppe zusammen. Ich verließ es nicht gern, hörte aber Schreie unter den Steinen, Schreie von Kindern, und ich lief dorthin. Die Jungs hingen auf meinem Rücken. Es war so dunkel, und es suchten so wenig Menschen im Schutt, dass ich mir keine Sorgen machte, ob die Jungs gesehen wurden. Nur einmal sah jemand Zee direkt in die Augen. Ein alter Mann, der aus einer Kopfwunde blutete und schon halb im Delirium war. Er sah in Zees Gesicht, als sich der kleine Dämon durch die raue Metallstange fraß, die das Bein des Mannes durchbohrt hatte, und sagte etwas, das ich nicht verstand.
    »Das ist Persisch: für Dschinn«, murmelte Sucher, der dicht hinter mir stand. »Er glaubt, dass Zee ein Geist ist, etwas, das in einen Menschen fahren kann.«
    Ich knurrte und wischte mir den Schweiß von der Stirn. »Nah genug an der Wahrheit.«

    »Du findest hier eine Menge Zombies«, erklärte Sucher.
    »Zombies gibt es überall«, antwortete ich zurückhaltend.
    »Und nur eine wie dich.« Seine Stimme klang wieder härter.
    Ich grub meine Knöchel in die Steine und half dann Zee, den Kopf des alten Mannes abzupolstern. Er war von

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