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Gefaehrtin Der Daemonen

Titel: Gefaehrtin Der Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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richten. Die Möglichkeit, die Stadt zu verlassen und unterzutauchen gefiel mir überhaupt nicht. Ich hatte
keine Ahnung, wie viel von meinem Leben Ahsen schon in den Blick genommen hatte. Vielleicht würde sie versuchen, andere als Druckmittel gegen mich einzusetzen.
    Neben mir machte Grant eine seltsame, winzige Bewegung. Als ich dann hinsah, bemerkte ich, wie er mit leicht gerunzelter Stirn zwischen Jack und Byron hin und her blickte. Sucher musterte den Jungen ebenfalls, verstohlen allerdings, als mache ihm etwas Sorgen.
    »Jack …« Ich sprach gedehnt. »Du hast Ahsen ins Gefängnis gesteckt, zusammen mit den Dämonen. Warum hast du einer von deiner Spezies so etwas angetan?«
    Sucher riss den Blick von dem Jungen los. »Alter Wolf. Du bist wirklich eiskalt.«
    Ich ignorierte ihn, blieb ganz auf Jack konzentriert. »Ich möchte den Grund dafür wissen. Was hat sie getan?«
    Der alte Mann wich meinem Blick aus. Seine Wangen röteten sich. »Durch welche Tat sie diese Einkerkerung verdient hatte, spielt jetzt keine Rolle mehr. Du kannst nicht gegen sie kämpfen. Sie hat keinen Körper, dem man Schaden zufügen kann, keinerlei physische Verbindung zu dieser Welt, die sie einschränken könnte.«
    »Du musst dich irren.«
    »Liebes«, erwiderte er langsam, »wie sehr ich mir das wünschte.«
    Ich sammelte mich und sah Sucher an. »Könnte Oturu sie besiegen?«
    Er hob eine dunkle Braue. »Das solltest du ihn selbst fragen.«
    »Ich frage aber dich. Du bist doch einer von ihnen, stimmt’s? Ein Avatar?«
    »Niemals«, widersprach Sucher kalt. »Und was Oturu angeht: Es ist ein Killer nötig, um einen Killer zu erkennen. Du brauchst meine Hilfe nicht, um dahinterzukommen.«

    Ich starrte ihn an, während sich meine Eingeweide in kaltem Zorn zusammenzogen. Sucher erwiderte meinen Blick, trotzig und provozierend, aber ich hatte keinerlei Zweifel. Ich würde niemals nachgeben.
    Schließlich blinzelte er und sah weg. Ich empfand keinen großen Triumph, nur Müdigkeit. Grant trat näher zu mir hin, bis seine Schulter die meine berührte. Es war subtil, kurz, aber fest. Ich war dankbar dafür. Er war mein einziger echter Freund hier, die einzige Person, auf die ich mich wirklich verlassen konnte.
    »Jack«, sagte ich. »Ich darf nicht zulassen, dass Ahsen hinter den Schleier zurückgeht. Genauso wenig darf sie frei umherstreifen. Bleibt nur eine Möglichkeit.«
    »Du hast nicht die Mittel, sie zu fangen, Liebes.«
    »Gefängnisbauer. Das seid ihr doch, oder?«
    »Wir waren es. Vor langer Zeit. Diese Macht ist aber längst erloschen.«
    Grant stützte sich schwer auf seinen Gehstock. »Das klingt, als wollten Sie aufgeben.«
    Jack warf ihm einen eisigen Blick zu. »Junge, wenn das in meiner Natur läge, ich hätte diese Welt schon vor zehntausend Jahren aufgegeben.«
    Grant wirkte nicht sonderlich beeindruckt. Er warf mir einen Blick zu, und ich wusste innerhalb eines Herzschlags, was er dachte.
    »Zu gefährlich«, sagte ich.
    »Gibt es eine andere Möglichkeit?« Er grinste grimmig. »Mamablut war verängstigt genug, um den Versuch zu wagen, Besitz von mir zu ergreifen. Wenn diese Ahsen ebenso strukturiert ist wie Jack, sollten dieselben Prinzipien greifen. Energie ist Energie, Maxine.«
    Die Idee, dass er auch nur in Ahsens Nähe kommen würde, flößte mir schon Furcht ein. Ich hatte nur wenig von ihren Fähigkeiten
aus erster Hand miterlebt, aber selbst diese Kostprobe genügte. Sie war tödlich und gnadenlos. Sie könnte Grant umbringen, bevor er auch nur die Flöte anzusetzen vermochte. Ich schüttelte den Kopf. »Das ist die letzte Möglichkeit.«
    »Nein«, widersprach er. »Ich werde die Möglichkeit ergreifen, wenn sie sich bietet. Vielleicht können wir diese Angelegenheit dann ohne noch mehr Gewalt lösen.«
    Das bezweifelte ich, aber dieses Krankenzimmer war nicht der rechte Ort für einen Streit. Wir hatten Zeugen, zwei Männer, die Grant plötzlich anstarrten, als wäre er eine außerirdische Bestie, mit Hörnern, Schweif und einer Armee von singenden Marienkäfern, die wie eine Krone auf seinem Schädel hockten. Es gefiel mir nicht, ganz und gar nicht.
    Byron regte sich im Schlaf. Vielleicht sprachen wir zu laut. Ich hielt den Atem an, als er sein rechtes Auge, das nicht geschwollene, öffnete. Er sah mich an, stieß ein trockenes Stöhnen aus, tief in der Kehle, und schloss das Auge wieder. Seine Atmung wurde ruhiger. Ich atmete langsam aus.
    »Wir müssen ihn hier wegschaffen«, sagte ich zu Grant. »Er

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