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Gefaehrtin Der Daemonen

Titel: Gefaehrtin Der Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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dessen Knochen dann auf dem Glas brechen. Unbelehrbar. Und verzweifelt, nämlich bei dem Versuch durchzubrechen.
    Nichts. Ich existierte nicht. Ich war ein Geist. Vielleicht war sie auch einer. Es spielte keine Rolle.
    Wir waren zusammen.
    Sie war jünger als in meiner Erinnerung. Ihr Gesicht glühte vor Erregung und Vitalität, strahlte eine ungebändigte Wildheit aus, die ich an meinem eigenen Spiegelbild nie gesehen hatte. Sie war wunderschön. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es jemanden gab, der sie nicht liebte. Ebenso wenig konnte ich mir eine Macht auf der Welt oder hinter dem Gefängnisschleier vorstellen, die es mit ihr aufnehmen konnte. Sie war eine Naturgewalt. Größer als das Leben.
    Und sie war schwanger.
    Ihr riesiger Bauch musste jeden Augenblick platzen. Sie trug einen dicken Pullover, einen formlosen Schal und Cowboystiefel.
Dek und Mal rollten sich um ihre Schultern, während Zee und die anderen sie wie Dämonen-Wölfe umringten. Vor ihrem Bauch hielt sie eine Pumpgun, als wäre es ein heiliges Artefakt.
    »Kommt näher, dann blase ich euch das Hirn weg!«, schrie sie in die Schatten.
    »Jägerin«, erwiderte eine weiche weibliche Stimme tadelnd. »Du weißt es besser.«
    Meine Mutter kniff die Augen zusammen. »Ich weiß, dass du nicht hier wärst, wenn du nicht einen Deal vorschlagen wolltest.«
    »Ich will nur eine Nachricht überbringen. Und zwar persönlich, weil ich dich so mag.« Eine Gestalt schälte sich aus dem Schatten: Es war eine Rothaarige, gekleidet in einen langen, blutroten Mantel. Und von einer so donnernden Aura umhüllt, dass ich den menschlichen Wirt unter diesem Mahlstrom dämonischer Energie gar nicht erkennen konnte.
    Das Gesicht war ein anderes, doch die Aura kannte ich.
    »Mamablut«, sagte meine Mutter. »Komm zur Sache.«
    »Dein Baby ist die Sache«, antwortete die Zombiekönigin. »Der Schleier lüftet sich, Jägerin. Sie wird die Letzte sein.«
    »Das ist eine alte Geschichte. Meiner Mutter hast du schon dasselbe erzählt.«
    »Aber jetzt kannst du es selbst spüren. In deinen Knochen, deinem Herzen. Deine Tochter wird den letzten Atemzug dieser Welt ankündigen.«
    Meine Mutter lächelte kühl. »Sehe ich da Furcht in deinen Augen?«
    »Das weißt du«, gab die Zombiekönigin zu. »Da sich dieselbe Furcht in deinen Augen spiegelt. Wir sind beide Mütter, Jägerin. Ungeachtet der Unvereinbarkeit unserer Interessen.«
    Meine Mutter fasste die Waffe fester an. »Und?«

    »Ob diese Welt überlebt oder untergeht, hängt von der Stärke deiner Tochter ab. So einfach ist das.«
    »Setz mich nicht unter Druck, hm?«
    »Wie du sie erziehst …«
    »… geht ganz allein mich etwas an, nicht dich.«
    »Und wenn sie nicht stark genug ist? Wenn ihr Herz die Bestie nicht beherrschen kann?«
    »Dann bist du erledigt«, erwiderte meine Mutter, »und ich lache mir im Himmel den Arsch ab.«
    Mamablut presste die Lippen zusammen. »Du kannst dir keinen Fehler erlauben. Sie wird nicht so werden wie die anderen.«
    »Gott sei Dank«, konterte meine Mutter. Aber ich erkannte den Ausdruck auf ihrem Gesicht. Sie verheimlichte etwas. Mamablut kniff die Augen zusammen und beugte sich vor. Ihr Wirtskörper war von ihrer Aura bereits fast vollkommen aufgezehrt.
    »Jolene«, flüsterte sie. »Wir haben schon zu lange miteinander getanzt, als dass wir jetzt noch Geheimnisse voreinander haben könnten. Was enthältst du mir also vor?«
    »Etwas, von dem du längst weißt«, gab meine Mutter ruhig zurück. »Etwas, das du den anderen im Schleier nicht verraten kannst, weil du weißt, was dann geschehen wird. Dir ist klar, was sie dann tun werden.«
    Mamablut erstarrte. Selbst ihre Aura gefror zu Eis. »Wer hat dir das gesagt?«
    »Spielt keine Rolle. Aber ich habe es jetzt.« Meine Mutter beugte sich ebenfalls vor. Ihr Lächeln war eher ein Zähnefletschen. »Und sie wird es ebenfalls bekommen. Sie wird herausfinden, was sie ist, und wenn es einmal so weit ist, solltest du besser weglaufen. Pack deine Sachen und verpiss dich von dieser Welt. Weil sie dann nicht mehr dir gehört. Sie gehört ihr.«
    Mamablut warf den Kopf zurück. Und erzitterte. »Und du, Zee? Was hast du dazu zu sagen?«

    Meine Mutter spannte sich an. Aber Zee schlang einen Arm um ihre Beine und legte den anderen behutsam über ihren geschwollenen Bauch. Rohw und Aaz umarmten die Knie meiner Mutter, während Deks und Mals Schnurren selbst den Donner übertönte.
    »Sie ist die unsere«, erwiderte Zee trotzig. »Und wir

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