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Gefaehrtin Der Daemonen

Titel: Gefaehrtin Der Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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träumte in meinem, so glänzend wie Mondlicht auf dunklem Gewässer oder die Schneide einer Klinge.
    Ich fühlte mich wie eine Klinge.
    Du bist die Klinge , flüsterte eine Stimme in meinem Kopf. Die Dunkelheit sickerte durch meine Haut, griff danach, einfach so. Ich spürte sie, ihre delikate Berührung, als würden sich Geisterarme nach mir ausstrecken, wie Fäden aus Rohseide, gesponnen,
gewoben, suchend. Ich reagierte nicht, dachte nicht, sondern trieb in meinem Kokon einfach weiter und wartete darauf, was zurückkehren würde.
    Aber es kam nichts, außer einem Impuls, ein unvermitteltes, verrücktes Verlangen, mich zusammenzuziehen und durch das Wasser zu schlängeln wie ein Aal, der von der Strömung getrieben wurde.
    Ich gehorchte. Ich hatte meine Arme und Beine lange nicht bewegt, aber jetzt trat ich aus, mein Körper drehte sich. Ich trat erneut, nun fester, schloss die Finger im Wasser. Die Jungs arbeiteten ebenfalls, halfen mir, Kraft zu sammeln, als ich meinem Instinkt folgte und nach unten schwamm, den Grund des Flusses suchte.
    Ich hatte ihn zuvor nicht erreicht, und beinahe wäre ich wieder gescheitert. Aber die Dunkelheit in meiner Brust leitete mich, ich schwamm kräftiger, bis meine Hand zu meinem Schrecken Sand berührte und dann, einen Moment später, Metall.
    Ich hielt mich fest, packte zu. Ich hielt mich mit aller Kraft fest, während die Strömung um mich herum toste. Meine Finger griffen zu, packten das harte, gebogene Stück einer Rüstung. Meine andere Hand schob Felsen beiseite. Ich berührte ein Kettenhemd mit kleinen, zierlichen Gliedern, und darunter die lange und harte Oberfläche von Knochen. Ich ließ nicht los, sondern suchte weiter, folgte dem Arm bis zur Hand.
    Die ein Schwert hielt.
    Es war gezackt, graviert und sehr scharf. Die Hand, die es hielt, wie lange sie auch schon tot sein mochte, wollte es jedoch noch immer nicht loslassen. Ich brach die Fingerknochen, während ich es befreite, empfand jedoch keine Gewissensbisse dabei. Es war, als würde ich es von mir selbst stehlen.
    Die Dunkelheit in mir billigte es. Als ich die Waffe in meinen Händen hielt, hatte ich auch keinen Grund mehr, am Boden des
Flusses zu bleiben. Ich ließ die Rüstung los, und obwohl ich ein Schwert an meine Brust drückte, stieg ich auf, getragen von der reißenden Strömung.
    Ich fuhr mit den Händen über die Klinge. Die Waffe war schlank, sehr lang, die Parierstange war wundervoll geschmiedet. Sie ähnelte in meiner Vorstellung steifen ausgestreckten Klauen. Der Griff war so glatt und passte genau in meine Hand, als wäre er nur für mich angefertigt worden.
    Als gehörte ich zu ihm.
    Zu Hause, flüsterte die Stimme in meinem Kopf.
    Das Wort fiel von mir ab. Das Wasser verschwand. Der Fels verschwand. Kein Boden, der mich auffing. Ich fiel. Fiel weiter.
    Die Vorwegnahme war entsetzlich.
    Aber diesmal tat ich, als würde ich fliegen.

16
    V om Labyrinth in die Lichter der Stadt, die so strahlend funkelten wie ein Herz voller Sterne.
    Ich landete auf Beton. Obwohl ich in meinen Erinnerungen und Träumen hatte sehen können - und was für erstaunliche Träume sind das gewesen! -, war es ein Schock, dann wieder wirklich zu sehen.
    Ich steckte in meiner eigenen Haut. Ich hatte einen Mund und eine Nase. Ich konnte sehen.
    Und ich hatte keine Zeit, mich einzugewöhnen. Es war Nacht. Die Jungs wachten auf, Zee und die anderen, schälten sich von meinem Körper. Jeder Zentimeter meiner Haut, von den Zehennägeln bis zu den Augenlidern, fühlte sich an, als würde er mit ihnen gehen. Als würde ich zerrissen werden, Zentimeter um Zentimeter, in Feuer gebadet, in Salz gerieben, als wäre mein Körper ein bloßliegender Nerv.
    Ich dachte, diese Trennung würde mich töten. Ich glaubte nicht, dass ich ohne die Jungs auf meinem Körper überleben konnte. Es hatte zu lange gedauert. Wir waren verschmolzen.
    »Maxine«, schnarrte Zee. Rohw und Aaz drückten sich an mich, Dek und Mal rollten sich warm über meine Schultern. Sie starrten mich an, mit riesigen Augen, aber ich konnte nicht antworten. Der Schmerz war zu groß.

    Zee erlosch. Ich hörte Stimmen, lautes Lachen. Plötzlich hatte ich schreckliche Angst, gesehen zu werden, und biss mir in die Hand, um nicht aufzuschreien. Ich wusste nicht, ob ich mich auf einem Bürgersteig oder in einer Gasse befand. Ich roch Abfall.
    Zee tauchte wieder auf. Hinter ihm kam ein großer Schatten, der die Lichter der Stadt abschirmte. Arme schlangen sich um meinen Körper. Vor

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