Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gefaehrtin Der Daemonen

Titel: Gefaehrtin Der Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
Vom Netzwerk:
Qual schrie ich auf. Sie war zu groß, um lautlos zu kämpfen.
    »Leise.« Ich erkannte Jacks Stimme. »Leise, du süßes Mädchen.«
    Ich konnte nicht atmen. Zitterte am ganzen Leib. Dann: Schlaganfall. Ich starb.
    Jack berührte meinen Hals.
    Ich verlor das Bewusstsein.
     
    In der Hölle wachte ich auf. Es stand auf dem Schild über mir, also musste es wahr sein. Ich lag auf einem schmalen Bett, tief eingesunken in einer weichen Matratze, bedeckt von weichen Decken, die nach Pfeifenrauch rochen. Ich war nackt. Ich sah einen Spiegel an der Decke. Auf dem Glas stand mit roter Tinte: DU BIST IN DER HÖLLE.
    Die Geschichte meines Lebens. Ich lag ganz ruhig da, konnte kaum atmen. Hatte Angst, war verzweifelt vor Angst. Und voller Erinnerungen, voller schrecklicher Dinge, die sich erhoben, brannten. Ich wollte schreien, unterdrückte den Drang aber. Wenn ich anfing, würde ich nicht mehr aufhören können. Ich würde mich krank weinen, und es wäre doch nie genug.
    Langsam atmete ich aus, und die kleinen Körper um meinen Hals entrollten sich. Dek und Mal spähten in mein Gesicht, die roten Augen weit aufgerissen, und ihre Kiefer entspannt, als ihre schwarzen Zungen die Luft schmeckten. Ich hätte sie gern hinter den Ohren gekrault, aber als ich versuchte, den Arm zu
heben, konnte ich es nicht. Meine Muskeln waren zu schwach. Ich war paralysiert, am ganzen Körper, schon wieder.
    »Du bist wach.« Jack trat näher und sah mich an. Er war so, wie ich mich an ihn erinnerte. In Tweedsakko und Hose. Ein Betrüger. Ein Avatar. Was auch immer das sein mochte.
    »Alter Wolf«, murmelte ich. Ich fühlte mich schwach, als ich meine krächzende Stimme hörte. »Ich habe einen wilden Ritt hinter mir.«
    Tränen traten ihm in die Augen. »Genau wie meine Jeannie.«
    Das war zu viel. Ich weinte. Ich weinte wie ein Baby, aber leise und zitternd. Ich war so schwach, dass ich es kaum schaffte zu zittern, aber das Schluchzen folgte einem Zwang, und mein Körper brannte davon. Jack rang die Hände und verschwand dann aus meinem Blick. Ich hörte Dinge zu Boden fallen, dann tauchte er wieder auf, mit Papiertaschentüchern. Er tupfte mir die Nase ab und hielt ein Taschentuch über meine Nasenlöcher. »Schneuzen«, sagte er.
    Ich gehorchte, fühlte mich dabei lächerlich und verzog das Gesicht, als ich zusah, wie Jack vergeblich versuchte, so zu tun, als störe ihn mein Schleim an seinen Fingern nicht.
    »Danke«, murmelte ich, bekam kaum Luft. Jack wischte sich die Hände an der Hose ab, beugte sich vor und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. Dek und Mal leckten mir das Gesicht ab. Wo waren Zee und die anderen? Bevor ich fragen konnte, verließ Jack den Raum.
    Sein Gesicht war rot und fleckig, als er zurückkehrte. Er hatte eine Porzellantasse in der Hand, die so winzig war, dass sie wie ein Fingerhut zwischen seinen Fingern wirkte. Er setzte sich auf den Rand des Bettes, schob behutsam eine Hand unter meinen Kopf und hob ihn an. Dann hielt er mir die kleine Tasse an die Lippen. Ich roch Hühnerbrühe.
    Und trank einen Schluck. Sie war heiß und salzig, doch jeder
Schluck schien an meinem Magen vorbeizugehen und direkt in den Blutkreislauf zu sickern. Es schmeckte so gut. Die beste Mahlzeit meines Lebens. Mein Herz schlug kräftiger.
    »Lächle, Manipulator«, murmelte ich.
    Aber Jacks Miene blieb grimmig. »Als man mir sagte, was passiert ist, habe ich versucht, dich aufzuspüren. Aber nicht einmal Enkidu, Sucher, konnte dir folgen. Ebenso wenig wie Oturu. Wir haben es versucht, Liebes. Wir haben alles versucht.« Seine Augen waren blutunterlaufen. »Du hast die Ödnis erlebt. Weißt du, was das für ein Ort ist?«
    Ich sah ihn einfach nur an. Ich hatte den Ort immerhin überlebt und kannte ihn vermutlich besser als er. Jack errötete, zog den Kopf ein und hob entschuldigend die Hand. »Natürlich. Aber du hättest nicht entkommen dürfen. Niemand entkommt ihr. Es gibt keine Türen. Wir dachten … Wir dachten, wir hätten dich verloren.«
    Ich versuchte, mich aufzusetzen, aber bittere Galle stieg in meiner Speiseröhre hoch, mir verschwamm alles vor den Augen. Jack legte eine Hand auf meinen Knöchel. Einen Augenblick lang schien er sich zu verwandeln. Sein Äußeres, sein Körper… Es war weniger er. Seine Augen passten nicht zu seiner Haut. Ich sah einen Wolf im Schafspelz.
    Ich musste etwas sagen, irgendetwas, um das Schweigen zu füllen. Also suchte ich nach Worten. »Wo ist der Samenring? Hat Ahsen ihn?«
    »Es ist Oturu

Weitere Kostenlose Bücher