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Gefaehrtin Der Daemonen

Titel: Gefaehrtin Der Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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gelungen, ihn zurückzuholen. Er bewahrt ihn für dich auf.«
    »Du vertraust ihm?«
    »Ich hatte keine Wahl. Aber er ist in Sicherheit. Sie kann ihm den Samenring nicht wegnehmen.«
    »Du nennst sie Häuterin , und sie, nennst aber niemals ihren Namen. Du nennst sie nie Ahsen. Warum nicht?«

    Jack sah auf seine Hände. »Es ist … schmerzlich. Sie war die größte unter unseren Geistern, unsere fähigste Meisterin der organischen Schöpfung. Aber sie ging zu weit. Sie hatte keinerlei … Gewissen.«
    »Sie hat Menschen getötet.«
    »Nein«, widersprach er. »Sie hat Abmachungen gebrochen, für Dämonenfleisch. Und diese … Handlungen … haben die Schnitterarmee zur Erde geführt.«
    »Sie hat den Krieg ausgelöst?«
    »Der Krieg hatte schon begonnen. Wir haben nur versucht, nicht in ihn hineingezogen zu werden.« Der alte Mann erwiderte meinen Blick und lächelte bitter. »Dazu musst du verstehen, dass wir solchen Kreaturen, die du Dämonen nennst, noch nie begegnet waren. Es waren … Aasfresser, Jäger, Kreaturen, nur dazu geschaffen, den Tod zu bringen. Meine Art zog sich zurück, immer und immer wieder. Und hat dadurch Millionen dem Tod überlassen. Menschen und andere Wesen. Einige Überlebende haben wir zu dieser Welt gebracht, weil wir glaubten, sie wäre zu weit entfernt, als dass uns die Dämonen folgen könnten. Aber dann hat sie die Angelegenheit in ihre Hände genommen. Und sich damit gerechtfertigt, dass wir uns leichter verteidigen könnten, wenn wir nur mächtigere Häute heranzüchteten.«
    »Dafür habt ihr sie ins Gefängnis geworfen.«
    »Nicht sofort. Einige haben ihre Entscheidung gestützt. Erst als der Krieg ungünstig verlief … stellte man sich gegen sie.«
    »Du und Sarai?«
    »Wir haben ihr immer widersprochen. Und wir haben sie auch hinter den Gefängnisschleier geschafft, als die Zeit reif dazu war.«
    »Und jetzt ist sie ausgebrochen.« Ich schloss kurz die Augen. »Wird deine Spezies uns helfen?«

    Jack seufzte und stand auf. »Das reicht. Du musst ausruhen.«
    »Warum willst du die Frage nicht beantworten?«
    »Warum musst du so viele Fragen stellen?«
    »Weil ich wie meine Großmutter bin«, gab ich zurück. »Und wie meine Mutter.«
    »Das«, meinte er, »ist eine unfaire Taktik.«
    »Alter Wolf«, sagte ich. »Werden sie uns helfen?«
    »Nein«, antwortete er ernst. »Der Krieg hat meiner Spezies das Rückgrat gebrochen. Du kannst dir das nicht vorstellen. Wir, die wir unsterblich sein sollten, starben im Kampf. Nach dem Krieg blieb nur eine Handvoll von uns auf dieser Welt. Die meisten haben sie durch das Labyrinth verlassen, um zu heilen und zu vergessen.«
    »Haben sie denn keine Angst vor Vergeltung? Oder dass alles vernichtet wird, wofür sie sich geopfert haben?«
    Angewidert verzerrte sich seine Miene. »Sie glauben, die Dämonen haben ihre Lektion gelernt und werden unsere Welten in Zukunft meiden. Es ist ein großer Selbstbetrug; sie stecken sozusagen ihre Köpfe in den Sand. Sobald die Dämonen aus dem Gefängnis ausgebrochen sind und diese Welt erobert haben, werden sie in das Labyrinth eindringen, erneut, und dann ist niemand mehr sicher.«
    »Deshalb kämpfst du so hart. Deshalb bist du also geblieben.«
    Jack zögerte. »Diese Welt ist nicht die schönste, Liebes, und sie ist auch nicht gerade die freundlichste. Aber sie trägt ihre Makel mit Würde und harscher Schönheit, und selbst ich werde von ihr immer wieder überrascht, trotz meines hohen Alters.«
    »Ah«, erwiderte ich sanft. »Jetzt wird mir klar, warum meine Großmutter dich so mochte.«
    »Sie war eine entzückende Frau«, antwortete er respektvoll. »Und sie wäre stolz auf dich.«

    Meine Wangen röteten sich. Ich schluckte schwer, blickte mich um und sah eine schmutzbedeckte Uhr an der Wand. Eine andere Art von Furcht beschlich mich. »Wie lange war ich im Labyrinth?«
    Jack folgte meinem Blick. »Die Zeit verstreicht dort anders. Dir ist es vielleicht wie Monate vorgekommen, aber hier ist nur ein Tag vergangen.«
    Monate. Es fühlte sich eher wie Jahre an. Ich wollte es ihm sagen, aber als ich ihn wieder ansah, starrte er vollkommen fasziniert auf meine rechte Hand. Zum ersten Mal bemerkte ich, dass ich etwas an meinem Finger hatte, und sah hinab.
    Ich trug einen Ring. Es war ein dicker, schwerer Reif, der aus Eisen oder dunklem Silber bestehen mochte. Aber er erstreckte sich von meiner Fingerwurzel bis zu dem Gelenk in der Mitte, bedeckte die Haut vollkommen. In seine Oberfläche waren Runen

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