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Gefaehrtin Der Daemonen

Titel: Gefaehrtin Der Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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jemand über die Besonderheiten meiner Haut wunderte.
    Ich ging weiter. Ins Schlafzimmer zurück konnte ich nicht,
wollte mich Jack nicht stellen, oder Sucher. Bei diesen Konflikten fühlte ich mich im Augenblick wie ein Kind, und nicht auf eine angenehme Weise.
    Zee und die anderen sprangen durch die Schatten, wurden von ihnen verschluckt wie Gespenster, Wassertropfen, weich und lautlos. Die Tür zum Gästezimmer war geschlossen. Ich hoffte, Byron schliefe und hörte uns nicht etwa zu.
    Ich ging nach oben, zum Dachgarten, brauchte frische Luft. Der Wind roch feucht und war so kalt, dass ich fröstelte. Aber das hielt ich aus. Ich stemmte mich gegen die sachte Bö, mein verfilztes Haar federte wie ein weicher Helm aus meiner Stirn. Es wurde hell. Violette Wolken streiften den Himmel im Osten, versprachen einen Hauch von Gold. Bald würde der Morgen grauen, die Sonne aufgehen und meine Haut mit Dämonen versengen.
    Oturus Mal prickelte. Hitze wusch über meine Haut, wie ein heißer Wüstenwind.
    Ich sah nicht hin, drehte mich auch nicht um. Nicht einmal, als Dek leise zischte und ich ein zartes Kratzen an meinem Ellbogen spürte, eine vorsichtige, ätherische Berührung.
    »Wir haben dein Herz gehört«, wisperte Oturu. »Zwischen den Ewigkeiten. Aber wir konnten dich nicht erreichen, trotz all unserer Wut nicht.«
    Ich sah über die Schulter zurück. Das Einzige, was ich erkannte, war ein wallender Umhang, der gegen den Wind tanzte. Er stand so dicht neben mir, dass er mich in den Schlund seines Körpers hätte saugen können. Er hätte sich nur vorbeugen müssen, ein winziges Stück, und mich nehmen können.
    Zee, Rohw und Aaz materialisierten aus den Schatten um meine Beine, drückten sich an mich. Ich kraulte sie hinter den Ohren. Ihr Schnurren knackte wie Eis. Ich spürte, wie Oturu sie ansah, jeden von ihnen, und bemerkte einen überraschend
weichen Zug um seinen Mund, der fast so etwas wie Zuneigung hätte signalisieren können. Das löste ein merkwürdiges Gefühl in mir aus. Sein Umhang streifte meine Arme, so weich und kalt wie gefrorene Seide.
    »Freund«, hauchte Oturu. »Wir haben Angst um dich gehabt. Wir haben immer noch Angst um dich.«
    »Nein«, gab ich zurück. »Du nicht.«
    Ich beugte mich vor, und zwar so weit, dass wir uns hätten küssen können, aber ich konnte seine Augen noch immer nicht sehen. Doch ich spürte ihn, fühlte das Gewicht des Abgrundes, die Berührung seines Haares, als es sich durch meines wob. Ich hätte angewidert sein sollen, stattdessen aber durchsuchte ich mein Herz - und fand nur ein Déjà-vu, das an Erinnerung grenzte.
    »Als wir uns das erste Mal trafen«, murmelte er, »hast du uns am Leben gelassen, und dafür einen Gefallen verlangt. Das wäre alles gewesen, nur tatest du mehr, weit mehr als unsere Abmachung verlangte, unsere Versprechungen. Wir waren allein, Jägerin. Du wurdest zu unserer Freundin. Wir waren … von einer Art.«
    »Nein«, widersprach ich. »Das war nicht ich.«
    »Dennoch«, wisperte er. »Das ist das Leben.«
    »Du hast versucht mich zu töten, als wir uns das erste Mal begegnet sind.«
    Seine Lippen verzogen sich. Er lächelte. »Um uns zu überprüfen. Wir haben uns entschieden, dich zu beschützen, Jägerin. Aber es liegt in unserer Macht, dir dein Leben zu nehmen. Sie gab uns dieses Recht. Sie vertraute darauf, dass wir ihr Vertrauen nicht missbrauchten. Ein solches Vertrauen hat kein anderer uns jemals entgegengebracht, und wird es auch nie wieder tun.«
    Ich konnte das nicht glauben, nicht einmal ansatzweise. Ich starrte ihn nur hilflos an. »Wusste meine Mutter das?«

    Zee erstarrte neben mir. »Sie hatte auch ein Bedürfnis«, erwiderte Oturu.
    Ich wandte mich von ihm ab. Ich erinnerte mich an meine Vision unter dem Bus: Oturu mit einer Frau, die wie ich selbst aussah, unter einem fremden Himmel mit zwei Monden. Einen Moment lang war ich nicht sicher gewesen, ob es eine Fantasie war oder Realität, Vergangenheit oder Zukunft. Es wurde heller, die Blässe nahm eine goldene Tönung an, jagte violette Kumuluswolken in der fliehenden Nacht. Ich trat an den Rand des Daches und blickte über die Stadt. Oturu trat neben mich.
    »Du hast den Samenring«, sagte ich.
    Er antwortete nicht, aber sein Umhang öffnete sich, und sein Haar tauchte in den wogenden Abgrund. Gesichter pressten sich gegen die Finsternis, ich erkannte Umrisse von Wangen und tief liegenden Augen, dann drehte sich der Dämon herum, ein kleines Stück, und sein Haar zog ein

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