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Gefaehrtin Der Daemonen

Titel: Gefaehrtin Der Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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nur dass sie statt Fell Rasiermesser hatten. Mary betrachtete sie ebenfalls, allerdings nur kurz. Sie war vollkommen von Jack eingenommen.
    »Wolf«, flüsterte sie erneut. Ihre welken Lippen bewegten sich kaum. »Sünder.«
    Sie wirkte eher wie eine Kugel, und nicht wie eine Frau. Jack sah sie unverwandt an, während ein Muskel in seiner Wange zuckte.
    »Marritine«, sagte er schließlich. »Welch eine Überraschung, dich hier zu sehen.«

    Ach du meine Güte! Ich starrte den alten Mann ungläubig an. Grant gab einen erstickten Laut von sich, und wir wechselten einen kurzen Blick. Er wirkte genauso verwirrt wie ich, und auch besorgt.
    Mary schüttelte sich. Zuerst langsam, fast unmerklich, aber ihr Zittern verstärkte sich dann, bis ihre Zähne zu klappern begannen. Es war unheimlich anzusehen, wie der Körper der alten Frau allmählich auseinanderzufallen schien, während sie Jack ohne zu blinzeln mit ihrem hohlen, kalten Blick förmlich durchlöcherte.
    Grant stand vom Bett auf. Ich tastete nach seinem Gehstock, den er mir in grimmigem Schweigen aus der Hand nahm, und sich dann aufrichtete. Er warf Jack einen weiteren kurzen Blick zu und humpelte dann in die Mitte des Zimmers, bis er zwischen Mary und Jack stand. Er sagte kein Wort, sondern zog sie nur in die Arme und drückte sie an seine Brust. Mary drückte ihr Gesicht gegen sein Sweatshirt.
    Ich packte Jacks Schulter. Er blinzelte, riss seinen Blick von Mary los und sah mich an. Aber er schaute durch mich hindurch, war sichtlich an einem anderen Ort.
    »Es ist nicht logisch«, murmelte er. »Das Schicksal spinnt keine Intrigen.«
    Ich drückte seine knochige Schulter. »Jack. Was geht hier vor?«
    »Marritine«, wiederholte er, während sich seine Augen wieder fokussierten. »Meine Güte.«
    Grant stieß einen leisen Laut aus, der wie ein Grollen klang. »Sie hat Angst vor Ihnen.«
    Jack schüttelte sich erst, bemühte sich dann aber um Fassung. »Unsinn. Schlechte Erinnerungen, das ja. Wenn Marritine Angst hat, dann ist wohl eher der Ort, an dem ich sie gefunden habe, der Grund. Diese Frau … wurde nicht auf der Erde geboren.«

    Ich gab auf und vergrub meinen Kopf in den Händen. Sucher kam näher. Er hatte so ruhig dagestanden, dass ich ihn fast schon wieder vergessen hatte. Die Schatten, die die Lampe auf sein Gesicht warf, ließen es noch bedrohlicher erscheinen. Er war schwer zu durchschauen, aber jetzt starrte er Jack mit einer fast schon brutalen Intensität an. Als müsste etwas erledigt werden, und als wäre er gern die Person, die es erledigte.
    »Mary ist ein Mensch.« Grant kniff die Augen zu Schlitzen zusammen.
    »Dem widerspreche ich ja auch gar nicht«, murmelte der alte Mann, während sein Blick Sucher flüchtig streifte. »Aber sie kommt nicht von dieser Welt.«
    »Was?« Ich fuhr hoch. »Ist sie auf einem Raumschiff hier gelandet?«
    Jack schoss mir einen vernichtenden Blick zu. »Das Labyrinth, Jägerin. Sie hat sich im Quantenkompass verirrt.«
    Mary klammerte sich immer noch an Grants Sweatshirt, drückte ihr Gesicht hinein und sah den alten Mann mit einem Auge böse an. Ich beugte mich vor, um die Emotionen zu erkennen, die sich auf seinem alten, gut aussehenden Gesicht abzeichneten. »Was hast du Mary angetan?«
    Er rieb sich das Gesicht, bis die Wangen rot glühten. »Ich habe sie im Labyrinth gefunden. Vor vielen Jahren, Sie konnte mir nicht sagen, wie lange sie bereits dort herumgeirrt war, aber es schien offenkundig, dass sie den Verstand verloren hatte. Also habe ich sie auf diese Welt gebracht.«
    »Und sie dann auf der Straße ausgesetzt«, setzte Grant hinzu. Dabei klang seine Stimme kalt. »Ich habe sie in einer Gasse gefunden, frierend und dem Tode nah, durch eine Überdosis.«
    »Ich habe sie in der Obhut von jemandem zurückgelassen, dem ich vertraute«, widersprach Jack. »Auf Hawaii.«

    Grant wirkte immer noch gereizt und streichelte Mary beruhigend über den Rücken. »Wie ist sie überhaupt in dieses … Labyrinth geraten?«
    »In Märchen«, erklärte Jack, »fallen Männer und Frauen häufig durch Löcher in andere Welten.«
    »Ein ganze Menge Dinge passieren in diesen Legenden. Das bedeutet aber noch nicht, dass sie auch der Wirklichkeit entsprechen.«
    »Sind sie nicht?« Sucher sprach leise und nachdrücklich. »Jägerin, so wie der Gefängnisschleier Risse bekommt, reißt auch das Labyrinth auf. Jemand kann einen falschen Schritt tun, überall, und … sich verlieren.«
    »Und gibt es woanders auch Menschen?«

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