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Gefaehrtin Der Daemonen

Titel: Gefaehrtin Der Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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Grants Stimme klang gepresst.
    »Überall«, erwiderte Jack. »Das Labyrinth ist ein Ort der unendlichen Türen.«
    »Wolf«, murmelte Mary erneut. »Sünder.«
    »Marritine«, erwiderte er. Sie schleuderte das Päckchen mit den Brownies nach ihm. Er duckte sich.
    »Halt dich von Grant fern«, zischte sie. »Lichtfresser.« Jack zuckte zusammen, Sucher spannte sich an. Grant umarmte Mary fester und drehte sie sanft herum, damit sie Jack nicht ansehen musste. Ich stand auf, bevor mir in den Sinn kam, dass ich vielleicht noch zu schwach sein könnte.
    Aber meine Beine trugen mein Gewicht. Mein Kopf fühlte sich gut an, das Herz schlug nicht zu schnell.
    Grant hatte eine umsichtige Art, eine übernatürliche, unerbittliche Wahrnehmung: Wahrheitssucher, Musiker, mein gefährlicher Rattenfänger. Seine Stimme war so leise wie ferner Donner, melodisch und rollend von Macht. »Sie irren sich, Jack. Mary hat nicht einfach nur Angst vor dem Labyrinth.«
    Seine Worte klangen in meinem Kopf, unerbittlich. Mir sank
der Mut. Natürlich , dachte ich und starrte den alten, verblüffenden Mann an.
    »Strippenzieher«, flüsterte ich. »Manipulator. Jack.«
    Vielleicht zeigten sich meine Gefühle auf meinem Gesicht, jedenfalls erbleichte er und fing an, den Kopf zu schütteln. Ich hob die Hand, ruckartig, eine Geste, die ihn verstummen ließ.
    »Ich vergesse es immer wieder«, sagte ich leise zu ihm. »Ich schiebe es weg, weil ich dich so mag. Aber deine Spezies … Sie behandeln Menschen wie Vieh, so wie auch die Dämonen es tun, wie jeder x-beliebige Zombie. Ihr … verbrämt es nur netter. Ihr zeigt keine Zähne.« Ich schloss die Augen und straffte mich. »Warum jagen die Dämonen deine Spezies, Jack? Weil sie euch nicht mögen? Oder weil ihr euch um dieselben Dinge gestritten habt?«
    Er wirkte bestürzt. »Liebes Kind, nein!«
    »Nein?« Ich sah ihn kühl an. »Wirklich nicht, Jack?«
    Er sagte nichts, aber die Röte auf seinen Wangen erstreckte sich jetzt auch auf seinen Hals. Meine Haut fühlte sich ebenfalls heiß an. Ich brannte, verbrannte. Sucher trat einen Schritt zu mir. Grant warf ihm einen scharfen Blick zu, und die beiden Männer starrten sich an. Beide waren Wölfe: aus ihren dunklen Blicken sprach der Jagdinstinkt.
    Winzige Hände packten meine Finger. Zee. Rohw. Aaz. Dek und Mal lagen ruhig auf meinen Schultern.
    Ich drehte mich um und verließ das Schlafzimmer.
     
    Meine Mutter hatte mich gebeten, stets der Wahrheit den Vorzug vor den Lügen zu geben.
    Sie beschrieb einen eisernen Raum, ohne Fenster und Türen. Einen Raum, den ich nicht verlassen konnte. Darin waren Leute, die tief schliefen. Alle von uns erstickten. Alle von ihnen erstickten, glitten in einen leichten, schmerzlosen Tod.

    Würdest du sie wecken?, hatte sie mich gefragt. Würdest du es vorziehen, dass sie bewusst in den Tod gehen? Wärst du so grausam?
    Lu Xun. Meine Mutter liebte seine Schriften. Ich war damals ein Punk und bejahte ihre Frage. Ja, ich wäre so grausam gewesen. Weil die Wahrheit besser war als die Unwissenheit, und die Leute doch die Freiheit haben müssten, ihr Ende zu inszenieren. Aus diesen letzten Momenten etwas Bedeutendes zu machen. Oder noch zu versuchen, einen Ausweg zu finden.
    Jetzt war ich mir dessen nicht mehr so sicher.
    Im Wohnzimmer lief der Fernseher. Der Ton war aber ausgeschaltet. Die Nachrichten. Sie berichteten immer noch von dem Erdbeben im Iran. Tausende Tote, und noch mehr wurden unter den Trümmern vermutet. Überall wuchs die Besorgnis: Vulkanische Aktivitäten auf Hawaii, Schnee und Eisstürme im Mittleren Westen und an der oberen Ostküste. Eine Schießerei in einer Schule in Maryland. Und in einem Bürogebäude in Vegas. Serienvergewaltigungen in Florida, verschwundene Mädchen in Idaho. All das hatte vielleicht nichts mit Dämonen zu tun, aber das spielte jetzt keine Rolle. Dies hier war der eiserne Raum, das eiserne Haus. Eine eiserne Welt, die erstickte, die im Schlaf starb. Ich - und eine Handvoll anderer - kannten die Wahrheit.
    Und selbst das war nicht viel. Wir wussten doch so gut wie nichts.
    Ich verließ das Schlafzimmer. Ich hatte das Wohnzimmer fast zur Hälfte durchquert, als mir klar wurde, dass ich nur ein Tanktop und Sweatpants trug. Wenn mich jemand ohne meine Tätowierungen sah, würde ich einiges zu erklären haben. Das war leichtsinnig. Vielleicht hatten mich auch die Monate in der Ödnis vergessen lassen, mich darum zu kümmern, wie andere meinen Körper betrachteten, oder ob sich

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