Gefaehrtin Der Daemonen
lautlos, heimlich, ein Rätsel zwischen meinem und seinem Herzen. Die Wahrheit war zugleich einfach und tief: Ich gehörte zu ihm. Und er gehörte zu mir.
Wir gingen zu den Zombies. Ich lockerte meinen Griff um seine Hand. Niemand versuchte, uns anzugreifen. Sie starrten Grant an, und sie starrten mich an. Ich verstand nicht, weshalb sie ihn mit Ehrerbietung in den Augen ansahen. Mit Respekt. In den Blicken, die mir galten, nahm ich Angst wahr, Hass. Gut, das verstand ich wenigstens. Ich begrüßte es sogar.
Der Mann mit der roten Mütze trat nach vorn. »Sie sollten nicht hier sein, Mister Cooperon. Hier passiert nichts, worum Sie sich kümmern müssen.«
Das war eine unverschämte Lüge. Hinter ihren Beinen sah ich Blut auf den Fliesen. Ich trat zu den Zombies. Sie rührten sich nicht. Ich fragte nicht, sondern schnippte mit den Fingern und machte eine Geste, kalte Wut in den Augen. Ich erledige euch, hieß das, mach euch so tot wie meine Mutter, wie mein Herz es war, wenn ich an sie dachte. Ich starrte diese Dämonen an, ohne zu blinzeln, schilderte ihnen in Gedanken ihre Zukunft - und nach einem Augenblick traten sie beiseite.
Hinter ihnen lagen zwei Männer auf dem Boden. Sie waren blutig geschlagen. Auch sie waren Zombies. Grant wollte zu ihnen gehen; der Mann mit der roten Wollmütze streckte den Arm aus und hielt ihn auf.
»Das ist zu gefährlich«, sagte er heiser. »Diese Mistkerle sind hergekommen, um Sie umzubringen. Wir haben sie draußen erwischt.«
Ich zwang den Zombie zurückzuweichen. »Beschützt ihr etwa Grant?«
Der mit der roten Mütze antwortete nicht, sondern starrte mich nur an. »Antworte ihr, Rex«, forderte Grant ihn auf.
Der Zombie verzog den Mund. »Sie wissen nicht, was sie ist.«
»Ich weiß, dass sie euch umbringen will«, erwiderte Grant. »Dich, Rex, das heißt den Dämon in dir. Den Dämon, zu dem ich gerade spreche. O doch, das ist mir jetzt ganz klar.«
»Wussten Sie das denn nicht schon immer?« Rex kniff die Augen zusammen. »Oder sind Sie so naiv? Obwohl das keine Rolle spielt. Wir brauchen Sie immer noch. Wir wollen Sie immer noch.«
Ich sah an ihm vorbei auf die beiden Zombies am Boden. Einer von ihnen war noch ein Junge, kaum älter als achtzehn Jahre, mit hohlen Wangen und braunen wuseligen Haaren. Er trug eine rote Trainingsjacke und eine weite schwarze Hose. Er war noch nicht lange besessen. Ein frischer Zombie. Frischfleisch. Ich erkannte es an der Stärke seiner Aura. Für ihn war es noch nicht zu spät.
Bei dem älteren Mann neben ihm verhielt sich das allerdings anders. Er hatte drahtiges, schwarzes Haar mit grauen Strähnen. Sein Gesicht war von Falten zerfurcht. Er war bei Bewusstsein, und sein Blick brannte. Die Krone über seinem Kopf flackerte kohlrabenschwarz, so stark, dass er beinahe pulsierte. Der gehörte ganz dem Dämon, mit Herz und Seele.
Ich sah ihm in die Augen. Er zog die Lippen zurück und fletschte seine gelben Zähne: eine Drohgebärde, vielleicht. Oder er hatte einfach nur Schmerzen. Das spielte auch keine Rolle. Zwei andere Zombies hockten neben ihm und hielten ihn fest.
»Bist du hergekommen, um Grant etwas anzutun?«, fragte ich den alten Mann. Gleichzeitig fragte ich mich, was eigentlich mit mir los war. Ich sollte nicht hier sein. Grant sollte nicht hier sein. Ich hätte ihn gleich von hier wegschaffen sollen, als ich all
die Zombies in dem Raum gesehen hatte. Dämonen und ihren Wirten durfte man nicht trauen. Niemals.
Aber ich bewegte mich nicht. Ich musste Grant vertrauen. Ich musste da durch.
Der Zombie antwortete nicht. Ich drückte meine Hand auf seine Stirn. Er wehrte sich - und die beiden, die ihn festhielten, sahen sich furchtsam an.
Ich starrte den Mann mit der roten Mütze an. Rex. »Du weißt, was ich mit denen hier mache.« Mein Blick glitt über jedes einzelne Gesicht. »Ihr alle wisst, was ich mit euch machen kann. Nennt mir einen guten Grund, warum ich es nicht tun sollte.«
»Es gibt keinen Grund«, erwiderte Rex. »Bringen Sie sie um.« Mit dieser Antwort hatte ich wahrhaftig nicht gerechnet. Beruhigend legte Grant seine Hand auf meine Schulter. »Red schon«, forderte er ihn auf, immer noch in diesem leisen, gebieterischen Ton. »Erzähl mir, was hier los war.«
»Ich glaube, das wissen Sie längst.« Rex streckte trotzig das Kinn vor, als er ihn ansah, aber er hielt es nicht lange durch. Er schaffte es nicht, Grants Blick länger als ein paar Sekunden standzuhalten. »Sie und Ihre Musik. Sie verändern
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