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Gefaehrtin Der Daemonen

Titel: Gefaehrtin Der Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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»Wiedersehen!«
    »Wiedersehen«, erwiderte ich schwach und ließ mich von Grant aus der Küche in einen anderen großen Raum voll mit
Tischen, leeren Stühlen und übergroßen Fenstern führen. Über meine Schulter blickte ich zu der Metalltür zurück, die hinter uns zuschlug.
    »Wow«, flüsterte ich. »Hat sie mich eben dazu gebracht, eine Cannabispflanze zu streicheln?«
    »Allerdings«, knurrte Grant. »Sie sammelt immer wieder die Samen ein, und ich bringe sie immer wieder dazu, die Pflanzen wegzuwerfen. In dieser Hinsicht ist sie aber ziemlich stur.«
    »Und die Aussicht auf eine Festnahme schreckt sie auch nicht ab? Gar nicht?« Grant sah mich nur an, und ich zuckte mit den Schultern. »Gut. Ist sie auch eines deiner Experimente?«
    Er knurrte. »Wie alt schätzt du Mary?«
    »Um die siebzig.«
    »Nicht einmal annähernd. Sie ist erst zweiundvierzig, Maxine.«
    »Du machst Witze.«
    Er schüttelte den Kopf. »Du siehst ihre gute Seite. Mary war in einer fürchterlichen Verfassung, als sie herkam. Ein hoffnungsloser Fall, jedenfalls war das die einhellige Meinung. Aber ich habe ihren guten Kern gesehen, also habe ich mein Bestes gegeben. Das heißt aber nicht, dass sie sich jemals vollständig erholen wird. Ich glaube, besser als das, was du eben erlebt hast, wird es nicht.«
    »Lebt sie immer hier?«
    Grant lächelte. »Sie bringt Schwung in den Laden.«
    »Offensichtlich. Und was war das gestern Abend? Ich meine, mit Gilda?«
    »Sie war eine ehemalige Prostituierte und Drogenabhängige.«
    »Oh.« Ich lächelte. »Du bist ein wahrer Ritter in strahlender Rüstung, Grant Cooperon.«
    Er zog mich an sich. »Und du mein Burgfräulein, Lady Maxine Kiss.«

    »Ja«, flüsterte ich, während mir warm wurde. »Was für ein Paar.«
    Grant lachte und beugte sich zu mir hinunter, um mich zu küssen. Doch als sich unsere Lippen berührten, hörte ich ein lautes Knallen, dem wütende Schreie folgten.
    »Das kommt aus der Männerstation«, erklärte Grant. Ich wartete nicht auf ihn, sondern rannte aus dem Speisesaal durch einen langen Flur, in dem gerahmte Filmplakate und Anschlagtafeln mit Kleinanzeigen und Ankündigungen hingen. Dabei warf ich einen Blick über die Schulter zurück; Grant war hinter mir. Er humpelte stark, hatte die Stirn gerunzelt und den Mund verzogen. Aber er befahl mir nicht, stehen zu bleiben.
    Ich hörte weitere Schreie, Flüche, dann zersplitterte etwas Großes auf dem Boden. Ich stieß eine Doppeltür aus Metall auf und stürmte in einen Raum voller Pritschen und Tische, Sofas und Fenster. Da war eine Gruppe von Männern gerade dabei, jemanden zusammenzuschlagen. Ich machte einen Schritt nach vorn, wollte sie anschreien, doch meine Stimme blieb mir im Hals stecken.
    Diese Männer hatten Auren. Sie waren Zombies, ohne Ausnahme.
    Ich wusste nicht, wer mich zuerst entdeckte, doch plötzlich hörte der Kampf auf. Die Männer erstarrten und wandten die Köpfe in meine Richtung. Ich sah blutende Körper auf dem Boden, die Hilfe brauchten. Ich dachte nicht lange nach, stellte keine Fragen. Ich lief zu diesen besessenen Männern. So schnell ich konnte.
    Ich hatte noch nie eine Waffe gegen einen Zombie eingesetzt. Keine Waffen, keine Messer - menschliche Wirte bereiteten mir gewöhnlich keine Probleme. Doch als ich mich den Männern näherte, blitzte Metall auf. Hinter mir hörte ich
Grants Schrei, und als ein Messer auf meinen Bauch zuschoss, war ich vorbereitet.
    Die Klinge zerbrach. Ich taumelte. Der Zombie vor mir wich hastig einen Schritt zurück, die anderen starrten mich an. Aus ihren Blicken sprach erst Verwirrung, dann aber schienen sie zu begreifen. Es waren sieben Männer, und über allen schwebten und flackerten dunkel pulsierende Kronen. Harte Blicke. Ich fragte mich erneut, wie es wohl sein mochte, besessen zu sein, ohne es zu merken. Ein Wesen im Kopf zu haben, das einem etwas zuflüsterte, einen bedrängte und das man nicht vertreiben konnte. Das bei einem blieb, bis der Körper nur noch ein Werkzeug war, eine lebende, atmende Perversion von freiem Willen - ein hilfloses Opfer der Manipulation.
    Es waren Gefangene, Marionetten, Bauern in einem Spiel. Ich war wohl kaum anders. Obwohl sich das noch ändern konnte. Zuversicht war wirklich ansteckend.
    Ich hob die Hände mit den Handflächen nach oben und starrte die Männer an. Alle von ihnen hatten eine Geschichte, die sich in ihre Körper gefressen hatte: Tätowierungen, dunkle Augenhöhlen, sehnige, lederne Haut. Sie wirkten zwar

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