Gefaehrtin Der Daemonen
kräftig, als ihre Waffe aber diente der Verstand. Der Wille und das Ziel der Dämonen, die in ihnen nisteten.
»Die verfluchte Jägerin Kiss«, brummte einer der Zombies. Er hatte eine rote Wollmütze weit über die grauen Haare gezogen. Dann tat er einen Schritt auf mich zu, aber ich ließ mich nicht von ihm täuschen. Ich packte sein Handgelenk, drehte es um, zwang ihn auf die Knie, während ich meine freie Hand gegen seine Stirn presste, sie dort hielt, mein Lied anstimmte, beobachtete, wie der Mann die Augen verdrehte und wie seine Lider zuckten, als würde ein heftiger Strom durch seine Wimpern zischen. Er versuchte sich loszureißen, doch die Jungs in meinem Körper waren stark, es fiel ganz leicht, ihn festzuhalten.
Ich nahm den Dämon an den Haken und machte Anstalten, ihn herauszuziehen. Die anderen Zombies sahen nur zu; keiner rührte auch nur einen Finger, um ihrem Bruder zu helfen.
Ich hätte gern gewusst, warum sie nicht ebenso wegliefen wie die Zombies am Pike Place Market.
In meinem Magen breitete sich kalte Angst aus. Ich war ja so dumm. Ich hörte, wie Grant heranhumpelte, ich schrie, um ihn aufzuhalten. Aber er blieb nicht stehen, sondern ging weiter, bis zur Tür. Dort erst hielt er inne und musterte mit kaltem gnadenlosem Blick die Szene. Sein Mund war so abweisend, dass ich fröstelte, als ich ihn ansah. Kein Dämon konnte mir jemals Angst machen, aber Grant stand in diesem Augenblick ganz kurz davor.
»Was ist hier los?« Er sprach leise und gebieterisch. Meine Haut kribbelte, als ich seine Stimme hörte. Es war wie ein prickelndes Rauschen, das ich empfunden hatte, als ich den ersten Ton aus seiner Flöte hörte. Als würde sich etwas öffnen, sich bewegen. Magisch , dachte ich. Macht .
»Grant.« Ich versuchte ruhig zu bleiben. »Grant, dreh dich um und geh hier raus. Geh in einen sicheren Raum und schließ die Tür ab. Bitte . Jetzt.«
Er ignorierte mich einfach, humpelte weiter in den Raum hinein. Ich schob den Zombie vor mir zur Seite und rannte los, erwartete jeden Moment, einen Schuss zu hören und zu sehen, wie Grants Schädel vor meiner Nase wie eine Melone explodierte. Mich zu ihm zu beugen, ihn in die Arme zu nehmen und zu wiegen, immer und immer wieder: wie in Albträumen.
Doch es wurde keine Waffe abgefeuert, und als ich Grant erreichte, war er noch lebendig - lebendig und erstaunlich grimmig. Ich versuchte ihn aus dem Raum zu schieben, aber er blieb einfach stehen.
»Nein«, erklärte er eisig. »Nein, Maxine. Das hier ist nicht
so, wie du denkst. Ich kenne diese Männer. Es sind Stammgäste.«
»Sie haben Dämonen in sich, Grant.«
»Jetzt weiß ich das«, erwiderte er, rührte sich dennoch nicht vom Fleck. Ich zerrte an seinem Arm. Er entzog ihn mir. »Nein, Maxine. Nein, ich kenne sie. Ich kenne diese Männer. Sie tun mir nichts.«
»Verdammt!«, fuhr ich ihn an, doch dann begriff ich endlich. Was mich nur umso wütender machte. Ich drehte mich wieder zu den Zombies herum, die uns immer noch beobachteten, ohne sich zu rühren. Grant packte meinen Arm, hielt mich ganz locker. Ich hätte mich ohne Mühe losreißen können, doch ich erstarrte unter seiner Berührung, biss die Zähne so fest aufeinander, dass mir mein Kiefer schmerzte.
»Es ist eine Chance«, flüsterte er. »Lass mich herausfinden, was hier vor sich geht. Sie werden mit mir reden, Maxine. Sie wissen nicht, dass mir klar ist, was sie sind.«
»Und ob sie das wissen«, widersprach ich. »Wir beide, zusammen? Du kannst deinen Hintern darauf verwetten, dass sie jetzt Bescheid wissen.«
Er presste die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. »Lass mich das auf meine Art erledigen.«
»Dein Leben, deine Entscheidung«, fauchte ich, aber meine Augen brannten und ebenso mein Hals. Ich schluckte heftig gegen den Schmerz an. Grant stellte sich vor mich, beschützend, machte sich zur Zielscheibe. Ich wehrte mich dagegen, hatte Angst, aber er legte seine Hand auf meine Wange und beruhigte mich.
»Ich will nicht sterben«, flüsterte er. »Und ich will dir auch nicht wehtun, Maxine. Aber du musst mir vertrauen.«
»Ich vertraue dir auch«, erklärte ich. »Ich glaube einfach nur, dass du zu … dumm bist, um überleben zu können.«
»Vielleicht. Aber Gott liebt die Schlichten.«
Er drehte sich um und kehrte mir den Rücken zu. Ich nahm seine Hand und hielt sie fest, trat neben ihn. Er zögerte, nickte dann und verzog den Mund zu einem Lächeln, das intimer war, als es jede Berührung sein konnte:
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