Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gefaehrtin Der Daemonen

Titel: Gefaehrtin Der Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
Vom Netzwerk:
vorstellen konnte, nicht angesichts ihrer ungeheuren Macht, nicht im Angesicht unserer Verletzlichkeit. »Der Mann wird mir dienen, tot oder lebendig. Ich werde ihn gegen
die Erste Wacht einsetzen. Vielleicht können wir die Wesen dort auf dieselbe Art … bekehren, wie er es mit meinen Kindern getan hat. Wenn nicht … dann schicke ich ihn in eure Welt zurück und benutze seine Gabe für meine dunklen Zwecke. Ich verschaffe mir Zugang zu den Herzen und Köpfen der Menschen. Ich brauche diese Macht, wenn ich den Schleier aufrechterhalten soll.«
    Wieder zuckte Grant mit dem Fuß. Ich bekam kaum noch Luft. Wenn du ihn unbedingt willst, wieso hast du ihn mir dann nicht einfach weggenommen? Wieso hast du nicht versucht, mir etwas anzutun?
    Schweigen. Zee sagte etwas, jedoch in einer Sprache, die ich nicht verstand. Die Worte strömten aus seinem Mund, erzeugten fast so etwas wie eine Melodie. Mamablut blickte auf ihn hinunter. Sie antwortete sogar, doch nur mit einer einzigen geblafften Silbe. Und Zee fing an zu lachen. Die Königin fletschte die Zähne. Ich hörte ein Zischen, wie von einer Peitsche. Ihre Tentakel wirbelten durch die Luft.
    Einen Augenblick später sank Grant. So langsam, dass ich dachte, ich bildete es mir nur ein - bis meine Arme ebenfalls sanken und sich der Schmerz in meinen Gelenken veränderte. Ich hielt die Luft an, versuchte nicht zu zittern, hielt seine Knöchel fest umklammert, und als er an mir vorbeischwebte, glitt ich mit den Händen seine Beine hinauf bis zu seiner Taille. Ich umarmte ihn, presste meinen Bauch an seinen, zitterte an seiner Brust, genoss die Atemzüge, die sie langsam hob und senkten. Ich wollte, dass er aufwachte. Er musste sprechen.
    Das Tentakel um seinen Kopf und seine Schultern löste sich, ebenso wie der Schatten, der meinen Hals gepackt hielt. Mamablut schob ihr Gesicht ganz dicht an meines. »Nimm ihn. Geh.«
    Ich starrte sie verwirrt an. »Du wirst es doch wieder versuchen.«

    »Nein!« Sie schrie beinahe. »Nein, das kann ich gar nicht.« Zee zerrte an mir. Ich blickte, immer noch ungläubig, zu ihm hinunter: »Warum?«
    »Versprechen«, fauchte die Königin, und ein Tentakel schlängelte sich zwischen Grant und mich, drückte heftig auf meinen Unterleib. »Ein Versprechen, das ich niemals hätte geben dürfen.«
    Ich merkte nicht, dass wir uns bewegten, aber ich spürte etwas Feuchtes an meinen Beinen und blickte wieder nach unten. Zee war verschwunden. Grant und ich steckten knietief im Schleier. Ich blickte zu Mamablut hinauf. Ihr Gesicht schwebte wie ein schrecklicher goldener Mond hoch über meinem Kopf, ihr Körper verdeckte Himmel und Meer.
    »Die Erste Wacht«, stieß ich hastig hervor. »Wann fällt der Schleier?«
    Ihre Maske zerbrach, der Sprung verlief mitten durch das Gesicht. Ein fürchterlich kreischender Wind riss an uns, traktierte meine Haut. Ich blinzelte, versuchte immer noch, die Königin zu beobachten, lauschte aufmerksam.
     
    Ich öffnete die Augen. Es regnete. Unter meiner Wange spürte ich Kopfsteinpflaster. Grant lag bis auf die Knochen durchnässt auf dem Rücken neben mir - und atmete. Mein Körper schmerzte. Ich zog mich dicht neben ihn. Es war schwierig. Mein Körper wollte sich nicht bewegen, aber ich zwang ihn, schmeckte Tränen.
    Die Jungs versammelten sich um uns. Dek und Mal schlängelten sich um meinen Hals, warm, und schnurrten. Ich schluckte gegen den Knoten in meinem Hals an. »Alle in Ordnung?«
    »Dieselbe Frage, dieselbe Antwort«, erwiderte Zee leise. »Du hast ein zu großes Herz für uns Schlächter.«
    »Es ist jedenfalls groß genug, du böser Junge.« Ich strich
Grant die Haare aus der Stirn. Eine Hitzewelle durchströmte meinen Körper, eine Mischung aus Freude und Leid. Ich versuchte zu sprechen, aber meine Stimme brach. Ich setzte noch einmal an, und diesmal brachte ich sogar ein paar Silben heraus. »Was ist dort oben passiert, Zee? Was hast du getan?«
    »Sie an etwas erinnert.«
    »An was? Was hat sie versprochen?«
    »Schutz«, flüsterte der Dämon und wechselte einen kurzen Blick mit Aaz und Rohw. »Denselben Schutz, den sie versucht hat, dir wegzunehmen. Hart verdient, hart erkämpft, von denen, die vor langer Zeit gestorben sind. Schutz für alle, die du auserwählst.«
    »Ich habe Grant nie auserwählt.«
    »Doch.« Zee legte seine kleine Hand auf mein Herz. »Das hast du getan.«
    Scheinwerfer zuckten durch den Regen. Ich versuchte aufzustehen, aber mein Körper weigerte sich. Also blieb ich einfach

Weitere Kostenlose Bücher