Gefaehrtin Der Daemonen
Räume.
Vor allem einen, der hinter einer vermoderten Treppe verborgen war. Er wurde erst heute Morgen entdeckt, durch Zufall. Eine Batterie von Wärmelampen hing von der Decke herunter, der gesamte Boden war ein Dschungel sorgfältig kultivierter und streng verbotener Pflanzen. Trotzdem war es ein improvisiertes Unternehmen, und mittendrin steckte die alte Lady, die ihren grünen Babys Wiegenlieder sang und währenddessen Söckchen für echte Babys strickte.
Die verrückte, charmante, süße alte Mary. Ich hatte keine Ahnung, wie sie es geschafft hatte, diese unterirdische Farm hochzuziehen. Vielleicht hatte sie Hilfe gehabt, oder sie war manipuliert worden. Oder aber sie war äußerst erfinderisch und überaus motiviert. Jedenfalls mussten wir diesen Mist beseitigen, und zwar nicht nur, um Grant einen Gefallen zu tun, sondern weil er der Besitzer dieses Heims war.
Er mochte Mary. Und zwar so sehr, dass er seine moralischen Prinzipien für sie extrem dehnte und sogar seinen Ruf aufs Spiel setzte. Er hielt ihre Hand und versuchte, die Dinge zu
verbessern. Ich empfand genauso. Diese alte Frau brauchte jemanden, der ihr Leben verbesserte. Im Gefängnis würde sie nicht überleben. Das wusste ich genauso gut wie er. Sie würde nicht mal Handschellen ertragen, oder auch nur ein Aufblitzen dieser stählernen Armbänder. Mary war so zerbrechlich wie ein Schmetterlingsflügel. Wenn man ihn falsch anfasste, würde er nie wieder fliegen können.
»Die Sünde lauert im Keller«, plapperte sie gedankenlos mit ihrer süßen Stimme. »Schalt das Licht ein, Jesus, leuchte, o Herr, leuchte!«
Der Zombie lachte. Es war ein hässliches, spöttisches Lachen, und ich starrte Rex so lange an, bis er damit aufhörte. Er versuchte, meinem Blick standzuhalten, aber dieses Spielchen trieben wir schon seit zwei Monaten. Zwei Monate, in denen wir uns umkreisten und gegen unsere Instinkte ankämpften.
Schließlich sah er weg und zupfte mit seinen ledrigen Fingern an der roten Strickmütze auf seinem grauen Haar. Der hohe Kragen seines dicken Flanellmantels schmiegte sich um sein kantiges Kinn. Die Haut seines Wirtes war tief gebräunt, von lebenslanger Arbeit in der Sonne. Die Hände waren schwielig, von Wunden und weißen Narben überzogen. Er trug seinen gestohlenen Körper wie selbstverständlich, aber das taten die alten Dämonen, die so tief von jemandem Besitz ergriffen, immer. Sie waren ganz Dämon, in einem menschlichen Leib.
Er hatte Angst vor mir, auch wenn er das gut verbarg. Seine menschliche Maske wirkte gelassen, doch ich bemerkte es an Kleinigkeiten. Ich konnte es schmecken. Was die Jungs auf meiner Haut noch rastloser machte, aber auf eine gute Art. Wir mochten es, wenn unsere Zombies Angst hatten. Und noch lieber waren sie uns tot.
Grant warf dem Zombie einen strengen Blick zu und humpelte zu mir herüber, fest auf seinen geschnitzten Gehstock gestützt.
Er war ein großer, breitschultriger Mann, dessen Gesicht zu kantig schien, als dass man ihn hätte attraktiv nennen können. Sein braunes Haar fiel über den Kragen seines Flanellhemdes und den seiner Daunenjacke. Die Jeans waren alt, der Blick intensiv und seine Augen so braun wie ein uralter Wald im Regen. Er konnte sich in einen Wolf verwandeln, in einen Jäger anderer Art, aber in keinen wie mich. Grant war viel freundlicher als ich.
»Maxine«, brummte er. »Glaubst du, dass du mit Mary klarkommst?«
Es waren noch zwei Stunden bis zum Sonnenuntergang, was bedeutete, dass ich eine Nuklearexplosion, den Schwarzen Mann und einen Lastwagen voller Clowns bewältigen konnte, und zwar alles gleichzeitig. Trotzdem zögerte ich und musterte die alte Frau. Dann packte ich Grants Hemdbrust, stellte mich auf die Zehenspitzen und drückte meinen Mund an sein Ohr. »Sie mag dich lieber.«
»Sie betet mich an«, stimmte er zu, »aber ich komme mit der Polizei zurecht.«
Gereizt atmete ich aus. »Was soll ich mit ihr machen?«
Verstohlen schlang er den Arm um meine Taille und drückte mich zärtlich. »Sei nett zu ihr.«
Ich wich zurück, nur so weit, dass ich sein bedauerndes Lächeln sehen konnte. »Du vertraust mir viel zu sehr«, erklärte ich.
»Ich traue dir, weil ich dich kenne«, flüsterte er mir ins Ohr. »Und außerdem liebe ich dich, Maxine Kiss.«
Grant Cooperon. Meine magische Kugel.
Die mich eines Tages umbringen würde.
»Also gut«, erwiderte ich schwach. »Mary und ich kommen schon klar.«
Er lächelte und küsste mich auf die Stirn. Marys
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