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Gefaehrtin Der Daemonen

Titel: Gefaehrtin Der Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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Gesang
brach ab, und als ich über Grants breite Schultern spähte, begegnete ich dem bösen Blick der Frau. Sie war nicht die Einzige, die mich anstarrte. Der Zombie sah aus, als würde er am liebsten kotzen.
    Von mir aus. Meine Wangen glühten. Ich räusperte mich und warf einen Blick auf das Kästchen mit der Querflöte, das an Grants Schulter baumelte. »Willst du deinen Voodoo-Quatsch benutzen?«
    »Nur als Glücksbringer«, erwiderte er ironisch und küsste mich noch einmal auf die Wange, bevor er aus der kleinen Küche humpelte. Sein versehrtes Bein gab bei jedem Schritt unter ihm nach. Rex warf mir einen kurzen Blick zu, als wollte er etwas sagen, schüttelte jedoch nur den Kopf und folgte Grant durch die Schwingtüren.
    Der treue Zombie, der seinem Rattenfänger folgte. Meine Mutter würde sich im Grab umdrehen, würde sie denn in einem liegen. Wie alle meine Vorfahren. Sie würden Grant umbringen, ohne eine Sekunde zu zögern. Sie würden ihn eiskalt ermorden.
    Ihn ebenso zertreten wie jede andere Bedrohung für diese Welt.
    Ich sah Mary an. Sie leckte den Brownie-Brei von ihren Essstäbchen und beobachtete mich argwöhnisch. Ich versuchte zu lächeln, hatte aber noch nie gut ein Lächeln lange halten können, nicht, wenn es darauf ankam, nicht einmal für Fotos. Mir gelang nur ein leichtes Zucken der Mundwinkel, und ich deutete auf das Glas in ihrer Hand. »Das solltest du wahrscheinlich lieber verschwinden lassen.«
    Mary starrte mich einfach nur an. Zee regte sich auf meinem Nacken. Es fühlte sich an, als klammere er sich fest und grabe seine winzigen, mit Klauen bewehrten Hacken in mein Rückgrat. Es überlief mich kalt, aber vielleicht lag das auch daran, dass Mary mich plötzlich mit weit mehr Klarheit als sonst
und beinahe furchtsam anblickte. Als wäre ihr klar geworden, dass wir allein waren und ich möglicherweise gefährlich werden konnte.
    Sie besaß gute Instinkte, und ich wünschte, besser mit Worten umgehen zu können. Oder dass ich Erfahrung darin hätte, mit einer alten Frau allein zu sein, statt Sehnsucht nach etwas zu empfinden, das ich nicht einmal benennen konnte. Trotzdem brannte mir der Hals vor Schmerzen, als hätte ich schon so lange an etwas Bitterem gekaut, dass dies jetzt wie ein Brocken von der Größe meines Herzens hinter meiner Zunge lag.
    »Mary«, wiederholte ich sanft und näherte mich ihr. Wie konnte ich ihr am besten das Glas wegnehmen? Ich wollte sie nicht erschrecken, musste mich aber beeilen. Ich glaubte nicht an Zufälle, auch wenn Grant das gesagt hatte. Die Chancen standen nie so gut. Jedenfalls nicht, wenn etwas auf dem Spiel stand.
    Zee zuckte. Ich ignorierte es, doch einen Moment später brannte mein Magen, als müsste ich mich gleich übergeben. Das war so merkwürdig, dass ich wie angewurzelt stehen blieb. Ich war noch nie auch nur einen Tag in meinem Leben krank gewesen, hatte weder Husten noch Fieber gehabt oder eine Impfung benötigt. Und ich hatte einen eisernen Magen. Ich konnte an einem Imbiss in Mexiko etwas essen, das mit dem Wasser aus der Gegend zubereitet war, ich konnte altes Fleisch oder fragwürdigen Käse verschlingen - ich musste nicht einmal rülpsen.
    Aber das hier fühlte sich seltsam an. Ich rieb mir die Arme, den Bauch. Zee regte sich wieder und zerrte an meinem Rückgrat; und im nächsten Moment rührten sich auch die anderen, überall auf meinem Körper, und plötzlich brannte jeder Zentimeter meiner Haut, als wäre ich in Brennnesselöl getaucht worden.
    Ich schwankte und hielt mich krampfhaft am Tisch fest.
Mary zuckte zusammen. Ich konnte sie nicht beruhigen, keinen klaren Gedanken fassen, ich war wie betäubt. Dann konnte ich gar nichts mehr tun, denn der Schmerz explodierte in meinen Augen, als würde jemand mit einem Rasiermesser Haut aus meinen Augenhöhlen schaben. Ich klappte zusammen, presste meine Finger auf mein Gesicht, grub sie in meine Haut, atmete durch den Mund. Meine Knie gaben nach.
    Nichts. Der Schmerz war verschwunden, spurlos, einfach so. Ohne Vorwarnung.
    Ich kauerte geduckt am Tisch, atemlos, wartete darauf, dass er zurückkehrte. Alles, was ich spürte, war ein Widerhall, ein schwaches Brennen unter meiner Schädeldecke und auf meiner Haut, wie ein Gespenst. Mein Herz hämmerte so heftig, dass ich mich am liebsten übergeben hätte. Mir war schwindlig, ich fühlte mich benommen. Auf meiner Oberlippe schmeckte ich Blut, das mir aus der Nase lief.
    Ich registrierte eine Bewegung. Als ich aufsah, erblickte ich

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