Gefaehrtin Der Daemonen
über seine Brust, gruben sich in sein Haar, zogen, zerrten. Ich konnte seine Handgelenke nicht länger festhalten. Er entglitt mir. Alle taumelten zurück, ich folgte ihnen. Etwas in mir drängte mich dazu.
Meine Mutter glitt dazwischen, fing mich ab. Sie hielt mich fest, als ich mich wehrte, wollte diesen heißen Gestank der Zombies jagen, dieser erschreckten, kleinen Dämonen, der mich blind vor Gier machte. Meine Mutter sprach meinen Namen aus, meinen wahren Namen. Maxine. Maxine. Sie umschloss mein Gesicht mit ihren Händen, zwang mich, sie anzusehen. Die Jungs, die Tätowierungen auf ihren Handflächen, sie küssten meine glühenden Wangen.
Sie schluckten die Dunkelheit, schlangen sich mit heimtückischer Zartheit um meine Seele und woben mein Herz, bis es ebenso geschlossen war wie eine Tür, eine Tür, die nie offen gewesen zu sein schien, niemals bemerkt worden war. Sie aßen Nadel und Faden, verzehrten den Schlüssel. Mord und Gier und Tod … Schwärze und Mondlicht, das alles schien nur ein schlimmer Traum gewesen zu sein.
Ein schlimmer Traum. Weniger als dies und mehr, nach all den Jahren. Ich erinnerte mich an meine Mutter, in diesem Augenblick, ihre Atemlosigkeit, ihre weichen Gesichtszüge, und an den Zombie im Anzug hinter ihr, der auf dem Boden lag. Seine Haut war grau, seine Augen waren weit geöffnet und starr. Ich erinnerte mich an sein Flüstern, das leise glühende Zischen seines Atems. »Sie hat bestanden. Sie ist stark genug, die anderen zu töten. Sie ist stark genug für sie. «
Meine Mutter erwiderte nichts, drückte mich bloß an sich. Ich spürte ihren Herzschlag. Die anderen Zombies wichen zurück, verloren sich in den Schatten, waren weniger Fleisch
als Schatten. Und nur dieser eine Zombie mit dem glänzenden Haar und der spröden, rissigen Haut wagte es, in unserer Nähe zu bleiben, erhob sich langsam und schlurfte einen Schritt näher. Er beobachtete mich, und tief in meinem Herzen rasselte etwas, wollte hinaus. Meine Mutter schlang ihre Arme fester um mich. Sie wich zurück, zur Tür, zog mich mit. Der Zombie folgte uns, gebückt, eine Hand ausgestreckt. Meine Mutter schüttelte den Kopf. »Ich habe dein Spiel gespielt. Du hast deinen Test bekommen.«
»Das hier gehörte nicht dazu«, wisperte er und deutete auf sein Gesicht. »Dies gehörte zu nichts dazu, das überhaupt existieren sollte!«
Meine Mutter kehrte ihm den Rücken zu, und er packte ihre Schulter. Sie ließ ihn gewähren, stand so still wie eine Statue aus Eis, als er seinen Mund an ihr Ohr legte und Worte flüsterte, die ich nicht verstehen konnte. Er flüsterte lange, leise und hitzig. Ich beobachtete, wie sich die Miene meiner Mutter veränderte.
Der Zombie wich zurück. Die Haut schälte sich in Streifen von seinem Gesicht. Blut sickerte aus seinen Augenwinkeln. Er schwankte, als wäre er schwach geworden. Als stürbe er. »Tu es, Jägerin. Es ist das Risiko nicht wert. Töte sie! Gebäre ein anderes Kind. Du bist noch jung.«
Meine Mutter presste die Lippen zusammen, ließ mich zu Boden gleiten und fuhr mir übers Haar. Sanft, beruhigend. Eine Geste, die so gar nicht zu dem Tod in ihrem Blick passte.
In ihrer Hand blitzte ein Messer auf.
Dann bewegte sie sich, und zwar schnell. Sie öffnete die Tür der Bar und schob mich hinaus, in den Schnee. Ich fiel auf die Knie, während die Tür hinter mir zuschlug. Ich wollte wieder hinein, aber der Knauf ließ sich nicht drehen. Sie war abgeschlossen. Ich hämmerte mit den Fäusten gegen das Holz, schrie nach ihr. Ich schrie und schrie.
Die Schreie von Männern antworteten mir, das Heulen von Frauen. Ich nahm den Schmerz in diesen Stimmen wahr, das Entsetzen und dann, das ist mir jetzt erst klar, auch den Tod. Ich hörte dem Gemetzel meiner Mutter zu. Ich stolperte zurück, atemlos.
Die Stille war noch schlimmer. Ich hatte keine Ahnung, wer durch diese Tür kommen würde. Als sie sich öffnete und meine Mutter heraustrat, wusste ich noch immer nicht, wer da herausgekommen war. Ihr Haar hing ihr wild ins Gesicht, das mit Blut bespritzt war. Ihre dunklen Augen glühten.
Ich wusste nicht, was ich sagte, ich konnte mich nicht erinnern. Aber ich habe sie ganz bestimmt angestarrt. So viel wusste ich: Ich starrte. Ich versuchte, nicht zurückzuzucken, als sie sich niederkniete und mir ins Gesicht sah. Sie hob die Hände, damit ich sie sehen konnte. Blut schimmerte an ihren Fingern. Blut, das langsam in ihre tätowierte Haut einsickerte. Die Jungs soffen es gierig,
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