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Gefaehrtin Der Daemonen

Titel: Gefaehrtin Der Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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durch einen Tränenschleier hindurch Mary, die mich anstarrte und mit den Essstäbchen auf mich deutete, als wären es halluzinogene Zauberstäbe. Ihre blauen Augen wirkten glasklar. Mir zitterten die Knie, das Blut rauschte in meinen Ohren.
    »Der Teufel klopft immer an wie ein verfluchter Dreckskerl«, flüsterte sie.
    Ich hörte Schritte, das Klicken eines Gehstocks. Ich riss Mary das Glas mit dem Marihuana aus der Hand und ignorierte ihre Proteste, als ich zur Spüle lief und den Inhalt in den Kompostbehälter warf.
    Ich drehte den Hahn auf, und während der Müllschlucker ratterte, spritzte ich mir Wasser ins Gesicht. Ich trug immer noch meine Handschuhe, riss ein Papierhandtuch ab, wischte mir das Blut aus dem Gesicht und zerknüllte das Papier in meiner Faust. Als ich zur Tür herumfuhr, stürmte Rex hindurch.

    Seine Aura pulsierte förmlich unter der dunklen Krone, die so groß und schwarz wie eine Wolke Rohöl aussah. Erneut verblüffte es mich, dass die Menschen auf dieser Welt von seinesgleichen getäuscht werden konnten, dass Dämonen Wirte übernehmen und sich so ungehindert unter ihrer menschlichen Beute bewegen konnten, dass niemand auch nur mit der Wimper zuckte. Diese Art von Blindheit konnte ich mir einfach nicht vorstellen. Ebenso wenig wie die Gefahr, die das mit sich brachte.
    Oder auch nur, warum ich Grants Experimente mit ihnen duldete.
    Er folgte Rex auf dem Fuß. Seine Augen glühten tief in ihren Höhlen. Irgendetwas war da geschehen. Als er hereinkam, zuckte sein Blick sofort suchend zu meiner Schädeldecke. Ich wusste, ob er an meiner Aura erkennen konnte, dass ich Schmerzen hatte. Er wollte etwas sagen, doch in dem Moment hörte ich Schritte, und er warf mir nur einen warnenden Blick zu, als zwei Männer hinter ihm in die Küche traten.
    Detectives. Ich erkannte sie, obwohl ich ihre Namen nicht wusste. Sie waren so um die dreißig, hatten kurz geschorenes Haar und trugen Anzüge. Ich kannte ihre Gesichter schon, weil sie ab und zu im Coop’s vorbeikamen und Grant besuchten. Sie kümmerten sich um ihre Leute, benutzten ihn aber als Sprachrohr. Einmal ein Priester, immer ein Priester. Die Leute vertrauten ihm noch immer ihre kleinen Geheimnisse an.
    Die beiden Männer blieben einen Moment lang stumm stehen und betrachteten Mary und Rex. Dann richteten sie ihre Blicke auf mich. Ich bemühte mich um Gelassenheit, obwohl ich mich wie ein Reh fühlte, das vom Scheinwerferlicht gebannt wird. Ich mochte Polizisten nicht sonderlich, aber nicht aus Prinzip. Die meisten erledigten ihren Job ganz passabel. Und genau das war das Problem. Ich hatte im Lauf der Jahre viel zu
viele Gesetze gebrochen, als dass ich mich in Gegenwart einer Polizeimarke wohlfühlen konnte.
    Hoffentlich wirkte ich angemessen unterwürfig. Ich hatte heute Morgen sauber gemacht und mein Haar zusammengebunden. Ein bisschen Lippenstift, etwas Mascara, nichts Übertriebenes. Was nicht heißt, dass ich jemanden beeindrucken wollte. Ich war der Meinung, sie wären wegen Mary hier. Ich war mir fast sicher und hatte Angst um sie. Und um Grant.
    Sie hatten eine Überraschung für mich.
    »Maxine Kiss?«, fragte einer der beiden Detectives. Ein schlanker Schwarzer, der seine Daumen locker in den Gürtel eingehakt hatte. Er wirkte aber zu penibel für eine so gelassene Geste, und ich hatte den Eindruck, dass er seine Hände lieber in der Nähe seiner Pistole und seines Pfeffersprays gehalten hätte. »Mein Name ist Detective Suwanai, und das hier ist mein Partner, McCowan. Wir haben ein paar Fragen an Sie.«
    Ich sah sie starr an. Mir war immer noch schlecht, und mein Kopf tat weh, was auch nicht gerade hilfreich war. Die Detectives hätten mich gar nicht kennen, geschweige denn wissen dürfen, dass ich hier lebte. Sie mochten vielleicht häufiger das Heim besucht haben, aber nur eine Handvoll Leute in Seattle, Zombies mitgerechnet, kannten meinen wirklichen Namen. Ich hatte eine Vorliebe für Aliasse. Bestimmt wäre ich eine gute Annie. Was mich an Sandra Bullock in Speed erinnerte. Liebenswürdig und kompetent. An dem liebenswürdigen Teil musste ich noch arbeiten.
    »Ich höre.« Ich rang um meine Fassung und war sehr beunruhigt. Vielleicht hätte ich lieber leugnen sollen, Maxine Kiss zu sein. Keine Beweise, keine Realität. Aber jetzt war es schon zu spät. Meine große Klappe, typisch.
    McCowan war ein Stück größer als sein Partner und wog etwa zehn Pfund mehr. Er war blass, süß wie ein Frettchen und hatte
ein weiches Kinn,

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