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Gefaehrtin Der Daemonen

Titel: Gefaehrtin Der Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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Schwänzen von Wölfen herjagen.«
    Dämonenpolitik. Daran hatte ich nicht gedacht, also war ich vielleicht tatsächlich etwas naiv. »Und Sie glauben, das interessiert mich? Ich will nur wissen, was durch den Schleier gekommen ist.«
    »Kalkulation«, erwiderte er rätselhaft. »Ein Bauer, ein Kundschafter.«
    Das Ginger Ale brannte plötzlich wie Säure in meinem Magen. »Was noch? Wie finde ich diesen Dämon?«
    »Das weiß nur meine Königin.« Edik zögerte. »Sie wurde benutzt, Jägerin. Sie wurde gezwungen, einem anderen zu dienen, einen Handel abzuschließen, um den Übergang dieses Bauern zu ermöglichen.«
    »Niemand kann Mamablut zu etwas zwingen.«
    Edik sah weg, ein Muskel zuckte in seinem Gesicht. »Unsere Brüder hinter dem Schleier werden uns vernichten. Sie werden uns töten, sobald sie ausbrechen. Uns verschlingen. Aber zuvor, also bevor alle Barrieren fallen und die Erste Wacht zermalmt wird und die Pflücker die Knochen dieser Welt vernichten, werden sich die anderen an euch Menschen abreagieren. Ganz gleich, was Sie von Mamablut und ihrer Brut halten, im Vergleich mit denen sind wir nichts!«
    Ich antwortete nicht, saß nur regungslos da. Allein meine Finger zerquetschten die Dose. Mamablut hatte eine ausgezeichnete Wahl getroffen. Edik Bashmakow besaß Talent. Er war ein wahrer Kenner, ein Profi in der Übermittlung schlechter Nachrichten. Unwillkürlich bewunderte ich sein Geschick, denn ich war plötzlich gar nicht mehr so versessen darauf, ihn umzubringen.
    Stattdessen drängte es mich, mich aus dem Staub zu machen, und zwar schreiend - und nicht einmal mehr zurückzublicken.

    »Zehntausend Jahre Frieden.« Edik starrte auf seine welken Hände. »Das Gefängnis war ein Segen für uns.«
    Ich atmete langsam aus, versuchte mich kühl und leidenschaftslos zu geben, aber meine Eingeweide verkrampften sich, meine Muskeln schienen vor Kälte zu zerreißen. Am liebsten hätte ich mir eine Decke über den Kopf gezogen, einen hohen Berg bestiegen und mich in einer Höhle versteckt. Ich hätte Edik gern einen Lügner geschimpft, oder einen Narren, und so getan, als wäre ich eine normale Frau, eine blinde, taube Frau, kurz, eine fröhliche, ahnungslose, oberflächliche Frau.
    Ich starrte aus dem Autofenster und sah mein verzerrtes Spiegelbild, die blasse Haut, das dunkle Haar. Wie es sich wohl anfühlte, von einem Dämon besessen zu sein, ohne es zu merken? Wie es war, etwas Lebendiges im Kopf zu haben, das den Verstand so lange lenkte, bis der Körper nur noch ein Werkzeug war.
    Genau wie ein solches Werkzeug fühlte ich mich. Als würde ich benutzt werden.
    Zee und die anderen rückten näher, legten ihre Köpfe in meinen Schoß. Ich rieb ihre rasiermesserscharfen Haare und beobachtete dabei Ediks Gesicht, seine Aura. Er hatte also eine Begegnung mit meiner Mutter überlebt. Ich hätte gern gewusst, wie er das angestellt hatte, aber ich fragte ihn nicht. Allmählich entwickelte ich geradezu eine Furcht vor Antworten.
    »Was erwartet Mamablut von mir?«, fragte ich stattdessen. Ich zweifelte keine Sekunde daran, dass er mir die Wahrheit erzählt hatte. Seine Aura konnte nicht lügen. Er hatte jedes Wort so gemeint. Etwas Übles war im Anzug, war bereits angekommen.
    »Das hat Mamablut nicht gesagt«, antwortete er gelassen. »Aber da Sie die Jägerin und daher eher noch als die meisten anderen dazu fähig sind, meinesgleichen zu töten, sollten Sie die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass sie von Ihnen erwartet, mit dem weiterzumachen, was Sie am besten können.«

    Ich verzog den Mund. »Dann könnte ich … mit Ihnen anfangen.«
    Er schob die Brille ein Stück höher auf die Nase. Es war eine beiläufige, vollkommen gewöhnliche Geste, in Anbetracht der unfassbar ungewöhnlichen Umstände. »Jägerin, ich bin Ihr kleinstes Problem. Das hier könnte das Ende der Welt einläuten.«
    »Und trotzdem verschweigen Sie etwas.«
    Er zögerte. »Meine Königin hat mir noch eine andere Nachricht übermittelt.«
    Ich wartete einen Herzschlag lang. »Und …?«
    Plötzlich wirkte er beklommen. »Sie ist für … sie.«
    Ich sah ihn starr an. Rohw hörte auf, in der Nase zu bohren, und Aaz hob den Kopf von meinem Schoß. Zee beugte sich vor, seine Schuppen ritzten Löcher in den Ledersitz. Selbst Dek und Mal glitten aus meinem Haar, und ihre Schwänze schlangen sich fester um meinen Hals, als Rohw die Hand ausstreckte und ihre weichen Köpfe streichelte. Ich schob die zerbeulte Ginger Ale-Dose in einen

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