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Gefaehrtin Der Daemonen

Titel: Gefaehrtin Der Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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Hand hatte. Und mir schwante auch schon, was das sein konnte.
    »Jägerin Kiss«, sagte der Zombie. »So berüchtigt. Wie außerordentlich interessant, Ihnen endlich leibhaftig begegnen zu dürfen.«
    »Klar doch«, antwortete ich und trank einen Schluck. »Ich bin heute sehr beliebt.«

    Sein Lächeln verstärkte sich. »Sie sehen Ihrer Mutter ähnlich.«
    Unwillkürlich verstärkte sich mein Griff um die Dose. Der Zombie nahm die Brille ab und säuberte die Gläser mit dem Zipfel seines Jacketts. »Ihre Mutter hat auch nie viel Wert auf Floskeln gelegt. Sie war wunderschön. Allerdings waren alle aus Ihrer Familie schon immer außerordentlich attraktiv.« Er setzte die Brille wieder auf und blinzelte, allerdings langsam, wie eine Eule. »Ich gehe davon aus, dass Ihre Wächter in der Nähe sind?«
    Ich schnippte mit den Fingern. Zee, Aaz und Rohw tauchten aus den Schatten auf. Sie saßen dann neben mir, in einer Reihe. Ihre Beine waren zu kurz für den Ledersitz. Sie schwangen ihre mit Klauen bewehrten Füße und hielten die kleinen Hände im Schoß gefaltet. Sie wirkten tückisch und zierten sich, die kleinen Klugscheißer. Ich öffnete die Minibar, Zee deutete auf den Whisky und den Wodka. Ich verteilte die Flaschen.
    Der Zombie hob eine Braue. »Entzückend.«
    »Sie haben ja keine Ahnung.« Mein Herz schien an einen harten, dunklen Ort zu sinken. »Sind Sie für das Verschwinden der Kinder aus der Gasse verantwortlich?«
    »Ich bin für vieles verantwortlich, aber nicht dafür.« Er neigte den Kopf zur Seite und betrachtete Zee und die anderen Jungs; merkwürdig und eher ungewöhnlich, nämlich furchtlos. »Eines der Kinder habe ich allerdings bei mir behalten. Einen Jungen. Der Junge, an dem Sie so starkes Interesse zeigten.«
    Der Zombie hatte mich also beobachtet, und zwar die ganze Zeit, ohne dass ich es gemerkt hatte. »Sie glauben, mir liegt etwas an ihm?«
    Er lachte. »Meine Liebe, Ihre Mutter hatte das Herz einer Löwin, Sie dagegen haben das eines … Lämmchens. Ihnen liegt durchaus etwas an ihm. Ihnen liegt an vielen … viel zu viel.«

    Dek und Mal schoben ihre Köpfe aus meinem Haar, und Rohw träufelte ihnen Whisky in ihre schmalen Schnauzen. Am liebsten hätte ich ihm die Flasche entrissen und sie dem Zombie über seinen Menschenschädel gezogen. Und ihn dann so lange exorziert, bis es wehtat.
    »Der Junge«, sagte ich stattdessen. »Wenn Sie ihm etwas tun …«
    »Das würde meinen Interessen ganz zuwiderlaufen. Er ist doch mein Faustpfand. Gegen Sie.«
    »Gestern Nacht ist ein Mann gestorben. Hatten Sie Ihre Finger auch in dieser Sache?«
    Er lächelte schwach. »In diesem Spiel mischen viele mit, Jägerin. Und wie viele aus dem Schatten zusehen, weiß man nie.«
    Das war keine gute Antwort. Ich musste mich zusammenreißen, um nicht mit dem Fuß auf den Boden zu klopfen, aber immerhin gelang es mir, mein Bein ruhig zu halten. Die Limousine fühlte sich wie ein Käfig an. »Was wollen Sie?«
    »Ein Gespräch. Nicht mehr. Darauf gebe ich Ihnen mein Wort, beim Blut meiner Königin.«
    Ich lehnte mich zurück, und Zee erstarrte. »Mamablut hat Sie geschickt?«
    Die Miene des Zombies veränderte sich nicht, aber sein Adamsapfel zuckte und seine Aura flackerte. »Sie hegt gewisse Bedenken.«
    Ich hielt den Atem an. Mamablut war die Herrscherin des Ersten Gefängnis-Kreises, und eine echte Zombie-Königin, mächtiger als all ihre Kinder zusammen. Mit jeder Seele, die ihre Kinder in Besitz nahmen, wuchs ihre Macht. Sie empfand den Schmerz, den sie verursachten, und er nährte einen unersättlichen Hunger, der niemals enden würde.
    Ich war ihr begegnet. Ich hatte den Schleier durchquert, um
mich ihrer Präsenz zu stellen. Ich hatte mich aufgegeben und zugelassen, dass mein Körper in das Gefängnis geschleppt wurde. Um Grant zu retten. Mamablut hatte versucht, ihn untertan zu machen, und es wäre ihr fast gelungen. Sie war kurz davor gewesen, mir alles zu nehmen, woran mir etwas lag. Schon wieder.
    Mamablut hatte den Mord an meiner Mutter befohlen.
    Und den Tod aller Frauen meines Geschlechts angeordnet. Sie würde auch meinen Tod befehlen, wenn es an der Zeit war. Diese Entscheidung hing einzig und allein von Zee und den anderen ab, meinen Jungs. Meinen Freunden. Die mich eines Tages für eine zukünftige Tochter verlassen würden, wer das auch sein mochte. Wenn das geschah, genoss ich nicht länger ihren Schutz. Mamablut würde das wissen, sie und alle Zombies. Ich konnte beinahe schon hören, wie

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