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Gefaehrtin Der Daemonen

Titel: Gefaehrtin Der Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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Dosenhalter, sagte jedoch nichts.
    Edik sah die Jungs an. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn, und er scharrte mit den Füßen auf dem Teppichboden. Zee streckte sich, glitt zu ihm. Seine Bewegungen erinnerten an den ersten Hauch eines Hurrikans. Er wand sich pulsierend vorwärts und schimmerte wie feuchte Seide, aus Quecksilberfäden gewoben, ebenso silbrig und tödlich. In dem Punkt waren sie alle gleich: Ihre Mäuler kündeten von Tod, erbarmungslosem Tod, ohne jedes Gewissen. Wenn man alle Raubtiere aus der Vergangenheit, Gegenwart und einer zukünftigen, mörderischen, ursprünglichen Welt vereinte, Anleihen beim Unheiligen machte, und sie zu einem kleinen Paket zusammenschnürte, dann erhielt man einen Schatten, eine Ahnung von dem, was sie waren.
    Meine Jungs. Meine so gefährlichen kleinen Jungs.

    Der alte menschliche Wirt schluckte schwer, bevor er die Lippen an Zees gespitztes Ohr legte. Rasiermesserscharfe Klingen glitten über das Gesicht des Zombies und durchtrennten seine welke Haut ebenso, wie ein heißes Messer durch Butter glitt. Zee hätte es verhindern können, aber es war nur zwei Menschen erlaubt, ihn zu berühren, ohne die Konsequenzen erleiden zu müssen.
    Edik blutete wie ein Schwein, zeigte jedoch keinerlei Schmerz, bis auf ein leichtes Zittern seiner Unterlippe. Und er redete auch nicht lange. Zee wich zurück, die roten Augen geschlossen. Die anderen krochen zu ihm, umschlangen ihn und bildeten ein wogendes Knäuel aus schwarzen Klingen. Flüsternd sprach der kleine Dämon in ihrer Sprache mit seinen Brüdern. Ich hielt den Mund.
    Der Zombie tippte gegen die Trennscheibe, und die Limousine wurde langsamer. Ich warf einen Blick aus dem Fenster und sah einen Maschendrahtzaun und dahinter die Umrisse von Frachtschiffen.
    Edik zog ein Handy aus seiner Innentasche und warf es mir zu. »Ich rufe Sie an und nenne Ihnen den Aufenthaltsort des Jungen.«
    »Und die anderen Kinder?«
    »Sie sind unbehelligt weggelaufen. Das verspreche ich Ihnen, Jägerin.«
    Ich fing Zees Blick auf. »Und Ihre Angelegenheiten? Mamabluts Bedenken?«
    Edik presste die Kiefer zusammen. »Passen Sie lieber auf sich selbst auf!«
    Das war nicht die Antwort, die ich hatte hören wollen. Ich öffnete die Tür der Limousine, glitt hinaus und hielt inne. »Russische Mafia, Edik?«
    Eine Braue zuckte. »Dies und das.«

    Ich sah ihm in die Augen. »Halten Sie Ihr Dies und Das von Kindern fern.«
    »Und wenn nicht?«
    »Die Jungs kennen jetzt Ihren Geruch.«
    Ich schlug die Tür zu, die Limousine setzte sich in Bewegung. Ich sah den Rücklichtern nach und konnte kaum die Energie aufbringen, über das nachzudenken, was gerade passiert war. Ich tat es trotzdem, aber sonderlich tröstlich war es nicht. Ich stieß nur auf verwirrende Fragen und die absolute Gewissheit, dass ich vollkommen erledigt war.
    Das Handy klingelte. »Gehen Sie nach Osten, zu dem Parkplatz«, sagte Edik, »und suchen Sie den weißen Lieferwagen.«
    Dann legte er auf. Und ich warf Aaz das Telefon zum Fraß vor.
    Das alte Lagerhausviertel war so heruntergekommen und leer wie ein Haufen Knochen. Nicht einmal die Nacht konnte die Narben verbergen. In der Ferne sah ich Flutlichter, die den Hafen beleuchteten. Hinter mir standen verfallene Fabriken, gab es zerbrochenes Glas, und in Nischen kauerten Leiber, die dort Schutz vor dem kalten Wind suchten, der mir über das Gesicht strich. Mein Haar war noch feucht vom Regen. Der Bürgersteig schien uneben. Gras wucherte zwischen den Ritzen im Beton. Ich hörte den Freeway, Geräusche von Bauarbeiten und von der Nachtschicht in den Werften.
    Außerdem sah ich den Parkplatz. Er lag einen halben Block entfernt.
    Ich lief los. Die Jungs blieben dicht bei mir, sprangen neben mir her und hielten sich im Schatten. Zee nahm meine Hand, ich drückte sanft seine Klauen. Dann verschwand er. Als ich den kleinen, schäbigen Parkplatz erreichte, hockte er bereits auf einem weißen Lieferwagen, der neben einer verbogenen Plakatwand stand, von der die Starbucks-Werbung abblätterte. Es
standen bloß sehr wenige Wagen auf dem Parkplatz. In diesem Viertel gab es nur wenig von irgendetwas.
    »Ist er da drin?«, fragte ich Zee.
    Er nickte und musterte die Gegend wie ein Wächter auf einem Turm. »Kleine Erbse, kleine Hülse.«
    Ich sah Rohw an. Er verschwand im Schatten, und einen Augenblick später schwangen die hinteren Türen des Lieferwagens auf. Ich sah da eine Matratze und den Jungen. Er war bewusstlos, an Händen und

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