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Gefaehrtin Der Daemonen

Titel: Gefaehrtin Der Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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riss den Blick von ihm los und sah meine Reflektion in dem langen Spiegel über den Waschbecken. Schneewittchen , so hatte mich meine Mutter immer genannt. Weiße Haut, rote Lippen, schwarze Haare, wie das Gefieder eines Raben. Meine Augen allerdings lagen tief in den Höhlen, vor Erschöpfung. Mein Gesicht war mit Blut bespritzt. Für mich gab es weder einen Kristallsarg noch einen erweckenden Kuss.

    Ich schüttelte die Hand des Mannes ab, während ich die Jungs im Auge behielt; Dek und Mal reckten immer noch drohend ihre Köpfe aus meinem Haar. Ich streckte die Hand aus, streichelte ihre Rücken und versuchte, sie zu beruhigen. Der Mann beobachtete mich. Ich musterte ihn jetzt ebenfalls, konnte aber keine Spur von Angst an ihm entdecken. Weder in den Augen noch an der Mimik seines Mundes. Nur seine Hand zitterte leicht. Eine Schweißperle rollte über seine Stirn, und in der weichen Mulde unter seiner Kehle schimmerte Schweiß. Auf seiner Wange leuchtete Blut.
    Ich ging zum Waschbecken, drehte den Wasserhahn auf, riss ein Papierhandtuch ab und benetzte es. Dann hielt ich es dem Mann hin und zeigte auf den Spiegel. Er starrte den Spiegel an, dann mich, dann sein Spiegelbild. Ich sah ebenfalls hin. Wir waren Fremde, die sich beäugten. Doch ich konnte seinen Blick nicht deuten.
    »Jemand wollte Sie töten«, sagte ich schließlich.
    »Ja. Sie haben mir das Leben gerettet.« Er zögerte. »Sie haben zwei Kugeln eingefangen. Eigentlich müssten Sie tot sein.«
    Ich wollte nicht an die Kugel denken, die von meinem Schädel abgeprallt war. Ich konnte es nicht leiden, wenn man versuchte, mir in den Kopf zu schießen. Aus naheliegenden Gründen. Außerdem konnte ich einfach nicht sinnvoll erklären, warum ich das überlebt hatte. Ich war nur imstande, den Mann anzustarren. Noch nie hatte ich absichtlich jemandem Angst einflößen wollen, bis jetzt jedenfalls. Ich konnte es nicht erklären, aber es kam mir irgendwie nicht richtig vor, dass dieser Mann auf eine so seltsam angespannte Art ruhig war, so extrem beherrscht. Es fühlte sich einfach nicht richtig an.
    Er zog die Augen zusammen. »Sie sind kein Mensch.«
    »Ich bin menschlich genug.« Ich verdrängte den Gedanken an meine Mutter. »Wer sind Sie? Wie heißen Sie?«

    »Nach Ihnen.«
    Ich zögerte. »Maxine. Maxine Kiss.«
    »Maxine.« Er rollte meinen Namen auf seinen Lippen. »Grant. Grant Cooperon.«
    »Grant.« Ich dehnte das Wort, ließ mir den Namen auf der Zunge zergehen. »Das alles muss Ihnen sehr befremdlich vorkommen, Grant.«
    »Tut es auch.«
    »Tut es auch. Wenn Sie also … Möchten Sie vielleicht …?«
    »Ausflippen?« Seine Stimme klang etwas gepresst. »Schreien? Nein. Nein, ich halte das nicht für eine gute Idee. He, Sie müssen deshalb nicht so enttäuscht sein.«
    »Enttäuscht?«, murmelte ich. »Sie sind so verdammt … gelassen.«
    » Gelassen! « Er spuckte das Wort förmlich aus. »Ich bin überhaupt nicht gelassen.«
    »Gut.« Meine Wangen glühten. Ich reichte ihm das feuchte Papierhandtuch und widmete mich dann mir selbst. Vor dem Spiegel wischte ich das Blut der alten Zombiefrau von meinem Gesicht und schielte dabei auf sein Spiegelbild, während er mich anstarrte und dann zu Zee blickte, der vor seinen Füßen herumschlich und seinen Körpergeruch witterte. Grant blieb ruhig stehen und verzog nur das Gesicht. Angst zeigte er nicht.
    »Wir müssen hier verschwinden«, erklärte ich, während ich mir die Hände an der Jeans abtrocknete. »Hier ist es nicht sicher.«
    »Für Sie oder für mich?« Die Knöchel an seiner Hand, die den Gehstock umklammerte, waren weiß. »Was ist los? Was geht hier eigentlich vor?«
    Ich wollte zu ihm gehen, überlegte es mir im letzten Moment aber doch anders und lehnte mich stattdessen gegen das Waschbecken. Ich betrachtete sein Gesicht und musste meine ganze
Beherrschung aufbringen, um seinem durchdringenden Blick standzuhalten. Er sah nicht weg. Ebenso wenig wie ich.
    »Erklären Sie es mir«, forderte ich ihn ruhig auf. »Warum wollte jemand Sie umbringen?«
    »Und warum haben Sie mich gerettet?« Grant legte den Kopf schief. »Das ist doch eigenartig, oder?«
    »Die ganze Situation ist sonderbar.« Ich stieß mich vom Waschbecken ab und machte einen Schritt auf ihn zu. »Und Sie finden das zweifellos noch weit sonderbarer als ich.«
    »Zweifellos.« Sein Blick zuckte zu Zee, dann hob er eine Braue. »Hallo.«
    »Buh!«, schnarrte Zee, betrachtete ihn nachdenklich, schob sich dann die Spitze einer

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