Gefaehrtin Der Daemonen
auch um meine Schenkel, meine Beine und Füße waberte. Tätowierungen manifestierten sich zu Dämonenfleisch, fügten sich zu drei kleinen Körpern zusammen: Zee, Aaz und Rohw. Sie glitten über meine Beine hinab zum Boden. Sahen mir in die Augen und klapperten mit ihren Klauen. Die kleineren Dämonen kämpften sich aus meinen Haaren hervor. Dek und Mal, schlanke, schwarze Schlangen mit Köpfen wie Babyhyänen. Sie wanden sich um meinen Hals, schnurrten, flüsterten unverständliche Laute, die ich nicht verstand und auch nie verstehen würde; dennoch, sie klangen tröstend, so warm und vertraut wie ein Gutenachtlied. Mein Herz raste, als ich an der Tür des Waschraums herunterrutschte. Ich streckte die Hände aus. Ihre kleinen Hände berührten die meinen.
Meine Jungs. Meine einzigen Freunde auf dieser Welt. Zees kantiges Gesicht hatte die Farbe von verschmiertem Ruß. Seine Haare wirkten wie Tausende winziger, zuckender Silbernadeln. Seine spindeldürren Arme waren von rasiermesserscharfen Schuppen umhüllt und endeten in silberhellen, metallischen Klauen. Er öffnete den Mund, zeigte seine scharfen, spitzen Zähne und die lange, schwarze Zunge.
»Maxine?«, schnarrte Zee leise. Die anderen zupften an seinen spitzen Haaren, und unsere Blicke richteten sich auf den Mann, den ich hergebracht hatte, der Mann, von dem ich mich nicht trennen konnte. Ich hatte zwar einen sterbenden Zombie zurückgelassen, aber nicht ihn. Ihn nicht.
Ich hielt die Luft an. Der Mann sah mich unverwandt an, und als ich seinem Blick begegnete, schien die Welt um mich herum zu verschwinden. Er schenkte den Jungs keinen Blick, hatte nur Augen für mich. Er sah einfach nur mich an.
Zee und die anderen brummten wie winzige Kettensägen, deren Motoren gerade warmliefen.
»Verdammt heiß«, schnarrte der kleine Dämon. »Bedeutet Ärger.«
2
A erger. O ja. Davon habe ich jede Menge.
Ich brauchte eine Weile, bis ich mich bewegen konnte. Lust hatte ich dazu nicht. Aber der Mann keuchte hörbar und krümmte sich so weit über seinen Gehstock, dass ich schon Angst hatte, er könnte fallen. Also ging ich zu ihm. Ich atmete einmal durch und blieb ein Stück vor ihm stehen. Ich wusste nicht, ob der Mann meine Nähe aushielt, oder ob ich es ertrug, nahe bei ihm zu stehen. Wann immer jemand das tägliche Ritual miterlebt hatte - wie die Jungs aufwachten -, bin ich lieber geflüchtet, als gezwungen zu werden, mich mit dem anschließenden Entsetzen der Leute auseinanderzusetzen.
Jetzt stand ich einfach nur da, unfähig etwas zu sagen. Er hatte so kluge Augen. Ich hatte das Gefühl, als blickte er einfach durch mich hindurch, auch wenn er gerade von Aaz abgelenkt wurde, der den Kopf in eine Kloschüssel steckte und geräuschvoll fraß. Aus einer anderen Kabine hörte ich ein Schmatzen. Im nächsten Augenblick schlenderte Rohw heraus und wischte sich den Mund ab. Die Lippen des Mannes zuckten.
»Maxine«, wiederholte Zee. Er hüpfte von einem Fuß auf den anderen und zeigte auf die Tür des Waschraums. Ich hörte laute Schritte und schnippte mit den Fingern. Aaz und Rohw fegten über die Fliesen, lehnten sich gegen die alte Holztür, und als jemand
von der anderen Seite drückte, stemmten sie sich mit aller Kraft dagegen. Die Jungs rührten sich nicht vom Fleck. Sie waren schwer und massig und sehnig und richtig pervers, Pakete aus Muskeln und Sehnen und Klingen; ihr Rückgrat wurde von grauen und silbernen Stacheln überzogen, organischem Metall. Auf dieser Seite des Gefängnisschleiers gab es nichts Vergleichbares, vielleicht gab es das auch nirgendwo, denn nur die Jungs wussten, woraus sie bestanden. Ich dagegen wusste nur, dass sie ebenso unsterblich waren wie ihr Wirt - als Waffen geboren, todbringend.
Ich aber war ihre Herrin, ihre Jägerin; sie dagegen waren meine Bluthunde. Zurzeit.
Wieder klopfte jemand gegen die Tür, diesmal kraftvoller. Jemand schrie, hämmerte mit den Fäusten dagegen. Die Aufregung legte sich bald, doch Aaz und Rohw hielten vor der Tür Wache.
Der Mann berührte meinen Arm. Ich sprang unwillkürlich zur Seite, hatte nicht gehört, wie er sich bewegte. Dek und Mal hoben ihre Köpfe von meiner Schulter und fauchten. Die schmale Fellkrause an ihren schuppigen Hälsen bebte. Der Mann zuckte zurück, ließ mich jedoch nicht los. Meine Güte, hatte dieser Kerl Nerven!
»Was ist das denn?« Seine Augen waren braun. Die dichten Brauen hatte er zusammengezogen. Mir schwindelte. Das hier war mein schrecklichster Albtraum. Ich
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