Gefaehrtin Der Daemonen
Ähnlichkeit mit Adern, in denen Lavendel und Silber flossen, zerstoßene Perlen. Es konnte auch eine optische Täuschung sein, aber ich bildete mir ein, sie pulsierten leicht, als schlüge ein winziges Herz in dem Stein.
»Warum?«, wollte Grant wissen.
»Ich weiß es nicht. Es war in meinem Kopf.« Ich drehte mich um und zeigte ihm meinen Kiefer. »Siehst du etwas?«
Er betrachtete die Stelle genau. »Eine Tätowierung, die aus deinem Haaransatz kommt. Ich weiß nicht, ob es Dek oder Mal ist. Sie bedeckt gerade das Mal. Und ich fühle es auch nicht mehr. Können die Jungs denn solche Male entfernen?«
»Nicht, dass ich wüsste.« Aus welchem Grund sollten sie sich eher zeigen als zuzulassen, dass dieses Mal auf meinem Hals blieb? Und wieso hatte Jack es erkannt?
Grant knurrte. »Ich habe gestern mit Zee geredet und versucht, Antworten aus ihm herauszubekommen.«
»Und?«
»Er meinte nur, er hätte jemandem etwas versprochen.«
Ich vergrub meinen Kopf in den Kissen. »Mir hat er dasselbe gesagt. Hast du denn irgendetwas Nützliches erfahren?«
Er lächelte. »Schuldgefühle. Darin bin ich sehr versiert.«
Darüber konnte ich nicht lachen. »Hast du die Beichte abgenommen, als du Priester warst?«
»Sicher. Möchtest du dir etwas von der Seele laden?«
»Ha.« Mit dem Finger rieb ich über den Stein. »Ich habe mich nur gefragt, ob du jemals … etwas wirklich Bizarres gehört hast. Etwas so Schreckliches, dass es dir schwerfiel, es für dich zu behalten.«
»Hast du nie Geheimnisse für dich behalten?«
»Jedenfalls keine, die das Leben einer Person hätten ruinieren können.«
Grant zog mich an sich. »Das Sakrament der Beichte, die Buße … Es soll den Sündern helfen, mit Gott zu kommunizieren. Eine Art Selbstüberprüfung ist das, mit mir, dem Priester als Vertreter Jesu: um zu vergeben. Es stand mir nie zu zu richten. Und weiterzugeben, was ich gehört habe … Das könnte ich niemals tun, nicht einmal, um mein Leben zu retten. Oder das einer anderen Person.«
»Aber du hast gerichtet. Du hast gehandelt.« Ich sah ihm in die Augen. »Du wusstest, dass du die Unglücklichsten heilen konntest. Und du hast die Beichte benutzt, um sie zu finden.«
Er stritt es nicht ab. Er hatte es mir einmal erzählt, vor langer Zeit, und genau das war auch der Grund, warum er die Kirche verlassen hatte. Die Konflikte waren zu groß geworden. Zu viel Gefahr. Sie ging nicht von ihm aus, sondern von der Kirche.
Grant schloss die Augen. »Musstest du jetzt davon anfangen?«
»Es tut mir leid.«
»Das muss es nicht. Aber … ich konnte einige von ihnen nicht einfach so gehen lassen. Jedenfalls nicht so, wie sie waren. Vielleicht war das ein Fehler. Es könnte sein, dass alles, was ich tue, falsch ist. Nur kann man das nicht mit dem vergleichen, was Zee und die Jungs tun, wovor sie dich bewahren …« Er seufzte. »Es muss einen guten Grund dafür geben. Sie lieben dich, Maxine. Und zwar nicht nur, weil sie dich brauchen, um zu überleben.«
Das hoffte ich. Ich nahm den Stein und legte ihn behutsam auf das Kissen. Meine Mutter hatte gewollt, dass ich ihn bekam. Meine Mutter. Das konnte ich mir kaum vorstellen.
Und den Grund verstand ich auch nicht.
»Es ist ein Labyrinth.« Grant tippte gegen den Rand der Steinscheibe. »Jedenfalls glaube ich das. Er unterscheidet sich ein bisschen von dem, das ich gewöhnt bin.«
Ich sah ihn überrascht an. »Du hast so etwas schon einmal gesehen?«
»Das Relief ist ein Grundpfeiler der Kirche. Es symbolisiert den Weg zur Erlösung, zur Erleuchtung.«
Interessant. »Und wie unterscheidet es sich davon?«
Grants Blick wurde scharf, als er nachdachte. »Ein Labyrinth hat nur einen Eingang und einen Ausgang. Siehst du: hier, wo die Rillen auf den Rand treffen? Es sind neun, neun Eingänge.«
»Vermutlich ist das nicht wörtlich gemeint.«
»Wahrscheinlich nicht. Aber der Symbolismus ist in allen Kulturen derselbe, angefangen vom antiken Griechenland, in Persien oder China. Man hat sie im präkolumbianischen Nordund Südamerika gefunden und sogar in Australien. An all jenen Orten werden Labyrinthe auf eine ganz bestimmte Weise dargestellt. Und nicht so.«
»Darin bist du wohl ein großer Experte?«
»Musste ich sein.«
»Du hast dieses Funkeln in den Augen.«
Er grinste. »Es ist ein faszinierendes Thema. Und ein sehr angemessenes Geschenk. Deine Mutter wusste ganz genau, was sie tat.«
»Das wusste sie meistens«, erwiderte ich trocken.
»Aber sieh dir das an.« Er
Weitere Kostenlose Bücher