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Gefaehrtin Der Daemonen

Titel: Gefaehrtin Der Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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wie Lehm. Dahinter verbarg sich eine Geschichte, und zweifellos keine fröhliche.
    Er starrte seine Hände an. »Brian brachte uns ab und zu Sandwiches. Er verteilte sie unter uns, und manchmal hatte er auch Jacken oder Decken dabei, oder sogar Comics. Er wollte nie etwas dafür. Das war nett.«
    Mehr als nett, wenn ich dem kläglichen Ausdruck glauben konnte, der plötzlich über sein Gesicht flog. Er sah mich nicht an, aber seine Augen waren gerötet, genau wie seine Wangen. Er ballte die Rechte zur Faust.
    Grant hatte gesagt, Byron hätte Angst vor Männern. Dass er Badelt vertraute, hatte deshalb einiges zu bedeuten. Jedenfalls wäre mir das so gegangen. Seine Trauer musste sehr tief gehen.
    »Hast du gesehen, wer ihn umgebracht hat?«, fragte ich leise. »Byron, was ist passiert?«
    Er schüttelte den Kopf und rieb sich mit dem Ärmel über die Nase. »Es wurde schlimmer. Andere Leute trieben sich in der Gasse herum. Waffen, und dann noch mehr Drogen. Es ging um viel Geld. Die hübschen Mädchen verschwanden. Brian gab
mir seine Nummer, für den Fall, dass ich einmal seine Hilfe bräuchte. Ich rief ihn an. Er wollte sich mit mir treffen und meinte, er hätte eine Frage, allerdings zu etwas ganz anderem.«
    »Etwas anderem? Hat er dir gesagt, worum es sich handelte?«
    Byron zögerte einen Moment. »Er hat sich für dich interessiert. Jedenfalls für jemanden namens Maxine.«
    »Interessiert …«
    »Nicht sexuell. Er war nur … eben interessiert. Neugierig vielleicht. Als wenn ich jemals etwas von dir gehört hätte.«
    Neugierig. Auf mich. Das war eigentlich unlogisch, bis auf die Tatsache, dass Sarai meinen Namen und mein Gesicht kannte und mit Badelt verheiratet gewesen war. Und selbst das war keine Antwort, sondern nur eine weitere Frage. Diese Nacht war voller Fragen.
    Ich schob die Gedanken beiseite. »Erzähl mir von den Waffen und den Drogen. Den verschwundenen Mädchen. Sind das dieselben Männer, die dich eingefangen haben? Haben sie Badelt ermordet?«
    Byron aß ein M & M, seine Hand zitterte. »Ich wollte gerade gehen. Badelts Mörder war blond. Er trug einen langen Mantel, schwarz oder blau. Sehr teuer. Er war einer von ihnen. «
    Wieder diese seltsame Formulierung. »War er Russe?«
    Byron zuckte die Achseln. Das konnte alles oder nichts bedeuten. Ich lehnte mich zurück und dachte nach. Die Wunderkinder-Zwillinge und ihr Gefährte mit dem Handy waren blond gewesen, aber sie hatten billige Hosen und Windjacken getragen, keine teuren langen Mäntel.
    Edik hatte zwar nichts Genaues über Badelts Tod geäußert, wohl aber angedeutet, dass jemand anders dafür verantwortlich wäre. Jemand, der mich beobachtete. Vielleicht hatte er es auch nur gesagt, um aus der Schusslinie zu kommen.
    So etwas hasste ich. Mein Kopf tat immer noch weh, und
ein etwas schwächerer Schmerz sammelte sich hinter meinen Augen. Ich holte tief Luft. »Noch eine Frage, Byron. Hast du mich schon einmal vor dieser Nacht gesehen? Als wir uns begegnet sind, hatte ich das Gefühl, du würdest mich kennen.«
    »Nein.« Er sah mir in die Augen. »Aber du kamst mir irgendwie vertraut vor. Warum, das weiß ich nicht.«
    Ich erinnerte mich an Zees Bemerkung. Sizilien , hatte er gesagt. Und an Rohws traurigen Blick.
    Ich nickte. »Danke, Byron.«
    Er sah mich unsicher an. »Und jetzt?«
    »Das liegt an dir.«
    Byron zögerte. »Vielleicht könnte ich heute Nacht bleiben.«
    »Okay«, meinte ich. »Probier es aus. Du kannst heute Nacht in dem Zimmer bleiben. Morgen ziehst du dann in ein Studio. Es ist ein kleines Mini-Apartment nur für dich allein.«
    Er sah mich an, als würden Schlangen aus meinem Haar züngeln. Was durchaus hätte der Fall sein können, wenn Dek und Mal noch auf meinen Schultern gelegen hätten. Aber die kleinen Dämonen lagen um Rohws Hals. Die drei hockten hinter dem Jungen und beobachteten ihn aus der Deckung eines Fasses mit Farnen.
    »Es ist die Wahrheit«, sagte ich. »Ich kann es dir auch gleich zeigen.«
    »Nein«, lehnte er ab. »Aber ich glaube, du redest Unsinn.«
    Die Wolken rissen auf, und ich sah Sterne in den Lücken funkeln. Ich dachte an den Dämon mit dem Umhang, der auf Klingen tanzte.
    Wir haben dein Gesicht so vermisst.
    Du hast uns erweckt. Deine Seele hat nach uns gerufen. Wir empfingen deinen Ruf, im Abgrund.
    Blut übt keine Herrschaft aus.
    Du brauchst uns.

    Ich stand auf, genoss den kühlen Wind auf meinem Gesicht. Ich roch den Ozean, den Hafen, den schwachen Geruch von Bratenfett aus

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