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Gefährtin Der Finsternis

Titel: Gefährtin Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Blue
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Frage blieb ihr in der Kehle stecken, aber irgendwie zwang sie sie dennoch hervor. »Hat Simon diese Frau getötet?«
    »Ihr kennt ihn, Lady Isabel«, antwortete er, seine braunen Augen begegneten ihren grünen. »Was glaubt Ihr?«
    »Ich möchte glauben, dass er es nicht getan hat, dass er so etwas nicht tun könnte«, antwortete sie. »Aber ich kann nicht vergessen, was ich gesehen habe.« Er wandte den Blick ab. »Orlando, ich verstehe, dass Ihr Simon schützen wollt«, begann sie erneut. »Aber Ihr müsst auch verstehen, dass ich Charmot schützen muss. Dem habe ich mich verschworen.«
    Er lächelte sein höfliches, kleines Lächeln. »Und ich bin meinem Herrn verschworen.« Brautus schnaubte offensichtlich angewidert, aber sie erinnerte sich der Worte, die Orlando an seinem ersten Morgen auf Charmot in diesem Raum zu ihr gesagt hatte. Simon ist meine einzige Hoffnung, mein Krieger und meine Rettung, hatte er ihr erklärt. Meine Seele liegt in seinen Händen. Wie konnte sie erwarten, dass er ihn verraten würde? »Was wollt Ihr von mir hören?«
    »Ah, das ist eine leichte Frage«, antwortete Brautus für sie. »Sagt ihr, wie sie ihn töten kann.«
    »Ich glaube nicht, dass er mir das sagen muss«, erwiderte Isabel. »Ich denke, ich weiß es bereits.« Orlando sah sie überrascht an. »Sonnenlicht«, sagte sie. »Stimmt das, Orlando?« Simon hatte ihres Wissens drei Schwüre geleistet – menschlichen Kontakt zu meiden, niemals etwas zu essen und niemals die Sonne zu sehen. Den ersten Schwur hatte er seit dem ersten Tag seiner Ankunft recht regelmäßig gebrochen. Der zweite war bereits erklärt worden – als Vampir nährte er sich vom Blut Lebender. Aber warum sollte er die Sonne meiden? Mutter Bess hatte gesagt, die Druidengötter hätten den Wolf verflucht, hätten ihn in die Dunkelheit verbannt. »Ist das der Grund, warum Simon niemals bei Tageslicht hinausgehen kann?« Aber Orlando lächelte ihr nur zu, als hätte er sie nicht gehört. Sie fand, er wirkte vielleicht ein wenig bleicher, und er hatte aufgehört zu essen. Aber sie war sich nicht sicher, und sie konnte es sich nicht leisten, es nicht zu sein. »Ich will Simon nicht weh tun«, sagte sie und erhob sich. »Aber ich kann nicht zulassen, dass dieser andere Dämon Charmot schadet. Orlando, ich will Simon retten, aber …« Tränen stiegen ihr in die Augen, und sie wandte sich ab, konzentrierte sich auf die Bücher ihres Vaters, um nicht zusammenzubrechen. Da sah sie sie.
    »Ihr müsst mir helfen, Orlando.« Sie nahm die Flasche vom Regal, die rubinrote Flasche, die sich bei Berührung so kalt anfühlte. Er hatte ihr gesagt, sie enthalte ein tödliches Gift, und hatte sie außerhalb ihrer Reichweite gestellt. »Wenn nicht, werde ich diese Flasche öffnen und ausleeren, was auch immer sich darin befindet.« Sie wandte sich ihm zu und sah ihn noch immer lächeln, wenn nicht noch breiter als zuvor. »Draußen im Hof«, fuhr sie fort. Dieses Mal war sie sich sicher, dass er erbleichte, und sein Lächeln schwand. »In der Mittagssonne.«
    »Nein!« Er sprang auf. »Gebt sie mir!« Er wollte vorwärtseilen, aber Brautus hielt ihn zurück. »Bitte, Mylady, das dürft Ihr nicht tun.«
    »Dann müsst Ihr mir helfen.« Er schien so verzweifelt, dass sie sich entsetzlich fühlte. Es sah ihr nicht ähnlich, jemandem zu drohen oder ihn zu quälen, selbst in einer solchen Notlage nicht. Aber er hatte ihr keine andere Wahl gelassen. »Wird Sonnenlicht Simon töten?«
    »Ja«, räumte er ein, den Tränen nahe. »Möge mein oder Euer Gott mich richten, wenn ich lüge, aber Ihr braucht ihn nicht zu fürchten, Mylady.«
    »Und warum sollte sie nicht?«, fragte Brautus. »Weil er ihr Verwandter ist?«
    »Nein«, antwortete der Zauberer. »Weil er in Wahrheit kein Dämon ist, auch wenn er ein Vampir ist.« Er sah mit flehendem Blick zu Isabel hoch, so eindringlich, dass sie fast selbst weinen musste. »Er würde mich einen Narren nennen, aber ich schwöre bei dem Kleinod, das Ihr in Händen haltet und das mir mehr wert ist als mein Leben, dass er genau das ist, was er Euch stets gesagt hat, ein guter Mann, der einem Fluch unterliegt.«
    »Orlando, ich habe ihn gesehen«, antwortete sie, wollte ihm verzweifelt glauben. »Ich sah seine Zähne. Ich sah, wie er sich in einen Wolf verwandelte.«
    »Nur um Euch zu beschützen«, beharrte er. »Kivar ist es, den Ihr fürchten solltet, nicht Simon. Kivar wird dieses Schloss Stein für Stein abtragen, um die Belohnung zu finden,

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