Gefährtin Der Finsternis
die ihn hielten, knirschten, würden bald nachgeben. »Lauf«, befahl er, obwohl sein Körper unkontrolliert darum rang, sie zu erreichen. »Lauf, und schau nicht zurück.«
»Ja …« Seine bannende Dämonenkraft war noch intakt. Sie konnte sich ihm nicht widersetzen. Sie wich zurück, konnte ihm selbst in ihrem Entsetzen nicht trotzen. »Mylord …« Noch immer blutend, ihr Herzschlag noch immer wie Donner, wandte sie sich um, entfloh der Höhle und drängte ins Licht.
Simon sank gegen die Mauer, vom schweren Schluchzen des Schmerzes und der Qual geschüttelt, vom kummervollen Heulen, das durch die Höhle hallte, die seine Folter war und zu seinem Grab würde. Bald wäre es vorbei. Sobald er frei wäre, wäre Isabel verloren. Aber er wusste nicht, was er tun sollte.
Malachi war allein zum Schloss zurückgekehrt, mit einem Kratzer am Bein, aber ansonsten unversehrt, und sie folgten der deutlichen Spur, die er im Wald hinterlassen hatte. Es sah so aus, als sei er den ganzen Weg direkt durchs Gestrüpp galoppiert. »Was hat dich so verängstigt, Lieber?«, murmelte Isabel und beugte sich tief über seinen Hals, um einem tief hängenden Zweig auszuweichen. »War es Simon?«
»Horcht«, sagte Orlando und hielt neben ihr an. »Habt Ihr das gehört?«
»Ich denke schon.« Sie glaubte, einen schrecklichen Laut wie das Heulen eines verwundeten Tieres gehört zu haben, aber er war so rasch verklungen, dass sie es sich auch hätte einbilden können, hätte Orlando es nicht auch gehört.
»Hier entlang«, sagte Orlando grimmig und übernahm die Führung.
Ungefähr eine Meile tiefer im Wald hörten sie ein weiteres seltsames Geräusch, leiser, aber dieses Mal anhaltend. »Lisette!«, rief Isabel, sprang von Malachis Rücken und lief zu einem am Weg kauernden Mädchen, das so gut im Gestrüpp verborgen war, dass Isabel es fast gänzlich übersehen hätte. »Armer Liebling, du bist verletzt«, sagte sie. »Orlando, sie blutet.«
Das Mädchen war hysterisch und kaum zu verstehen. »Sir Simon«, schluchzte sie. »Er ist krank.« Sie schien blutbedeckt, aber die einzige Wunde, die Isabel sehen konnte, war ein tiefer Schnitt an ihrem Handgelenk. »Etwas Schreckliches …«
»Hat er das getan?«, fragte Isabel sanft, während sie den Schnitt verband. Orlando trat näher und reichte ihr seinen Umhang, und sie schlang ihn um das Mädchen. »Hat Sir Simon dich verletzt?«
»Nein«, beharrte Lisette. »Er hat es nicht getan … ein anderer Mann. Er war wie ein Dämon … Er hat mich aus dem Haus meines Vaters in eine Höhle entführt und mich gefesselt dort zurückgelassen. Und dann brachte er auch Sir Simon dorthin. Nur dass er verletzt war. Sir Simon war verletzt, niedergeschlagen oder so, und der andere Mann kettete ihn an die Mauer.«
»Welcher andere Mann, Lisette?«, fragte Isabel und streichelte das Haar des verängstigten Kindes, versuchte es zu beruhigen. »Wie hat er ausgesehen?«
»Michel«, antwortete sie. »Dieser Franzose – ich habe ihn gesehen, als er sagte, er wolle nach Charmot. Ich hatte mich in der Scheune versteckt, als er meinen Vater befragte, als er den Weg zum Schloss finden wollte. Aber er klang nicht wie er selbst.«
»Lucan Kivar«, sagte Orlando und erbleichte.
»Sir Simon wachte auf, und er und Michel sprachen miteinander, aber nichts davon ergab einen Sinn.« Sie schaute zu Isabel hoch. »Ich hatte solche Angst, dass ich nicht denken konnte, aber Sir Simon sagte mir, alles würde gut. Aber etwas stimmte nicht mit ihm. Dieser Schurke warf mich auf den Boden, und ich schlug mit dem Kopf auf, und als ich erwachte, war er fort. Michel war fort, und mein Handgelenk blutete, und ich fühlte mich so schwach.«
»Wo war Simon?«, fragte Orlando und behielt offensichtlich nur mühsam einen ruhigen Tonfall bei.
»Noch immer in Ketten«, antwortete das Mädchen. »Ich lag auf seinem Schoß … Ich hatte solche Angst. Ich wollte ihn nicht allein lassen. Ich hatte Angst, Michel würde mich finden. Aber etwas stimmte nicht mit Sir Simon. Er … ich weiß nicht.« Ihr Gesicht war völlig bleich, und ihre Augen vor Angst wild.
»Hat er dich gebissen?«, fragte Isabel und legte eine Hand an ihre Wange.
»Nein«, antwortete sie. »Aber … er hatte Zähne wie ein Wolf, und seine Augen loderten wie grünes Feuer. Er zwang mich davonzulaufen.« Sie schmiegte sich an Isabel, die sie festhielt, sie in ihre Arme nahm.
»Seht Ihr?«, sagte Orlando. »Ihr habt gehört, dass er diesem Kind nichts angetan hat
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