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Gefährtin Der Finsternis

Titel: Gefährtin Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Blue
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seid eine bessere Kriegerin, als er jemals hätte vermuten können.«
    »Nichts dergleichen«, spottete sie. »Kommt, Orlando. Wir werden meinen Schwarzen Ritter gemeinsam finden.«
    Simon beobachtete, wie die Sonne als ungleichmäßiger Strahl über den Höhlenboden kroch, und sein nutzloser Atem drang nun vor Angst in keuchenden Stößen hervor. Er beobachtete sie schon seit einer Stunde, wie sie, zuerst fahl, dann heller, immer näher kam. Er konnte sich im Geiste bereits brennen sehen, seine Haut in Flammen auflodernd, seine Kleidung wie Pergament vom Feuer vereinnahmt. Das Mädchen lag noch immer in seinem Schoß, ihr Kopf an seiner Schulter. Ihr Blut sickerte aus ihrem Handgelenk auf seinen Bauch, durchtränkte heiß und klebrig sein Hemd. Er spürte jeden ihrer Herzschläge. Sie starb, auch wenn er sie nicht berührt hatte. Aber er würde sie nicht anrühren. Ein langer Schluck ihres Blutes seine Kehle hinab, und er hätte die Kraft, die Ketten zu sprengen, die ihn fesselten, und in die Dunkelheit zu entkommen. Aber ein Schluck würde für den Hunger, der ihn verzehrte, niemals genügen. Er würde diese Unschuldige gänzlich verzehren. Ihr Tod wäre sein Verbrechen, nicht mehr Kivars. Aber das würde er nicht tun. Sein Schöpfer hatte ihm eine Prüfung auferlegt, anhand derer er beweisen sollte, dass er ein Ungeheuer war, kein Ritter. Aber Kivar irrte sich.
    Er ballte die Hände zu Fäusten, und Francis’ Ring drückte sich in seine Haut, eine Warnung und ein Trost. Das Verlangen nach Rache erschütterte ihn wie ein weiterer physischer Schmerz, aber auch das war falsch. Francis war im Himmel bei Gott. Er brauchte keine Rache. Würde Simon in Gnade aufgenommen, würde er ihm folgen.
    »Vergib mir, Herr«, murmelte er. Seine Stimme drang als Tierknurren hervor, und der Name des Allmächtigen verbrannte seine Zunge. »Vergib mir alle meine Sünden.« Das Paradies wäre Irland, ein grünes Land am Meer. »Vergib mir all die Tode, die ich verursacht habe, den Schmerz, der mich in der Abscheulichkeit meiner Sünde erfreut hat.« Er wäre bei Francis und seinem Vater, er würde das Gesicht seiner Mutter wiedersehen. Seine Augen brannten vor Tränen, die nicht fließen wollten. Er hatte nicht mehr genug Blut in sich, um weinen zu können. »Rette mich durch Deine Gnade, und bring mich nach Hause.« Die Sonne kroch näher heran. Er spürte ihre Wärme allmählich auf seiner Haut, ein Schatten des bevorstehenden Brennens. »Gib mich nicht der Dunkelheit preis.« Preisgeben … er gab Isabel preis. Sie ist stark, hatte Kivar gesagt. Vielleicht habe ich eine schlechte Wahl getroffen. Er würde zu ihr gehen, sie vernichten, und Simon würde ihn nicht aufhalten können. Simon wäre tot, schließlich vom Licht aufgezehrt. Auch Orlando könnte sie nicht beschützen. Und Brautus ebenfalls nicht. Der Teufel würde sie holen.
    »Nein!« Er schrie so laut, dass der Boden um ihn herum erzitterte und Schmutz sein Gesicht hinabrieselte, aber er konnte sich dennoch nicht von den Ketten befreien. Er hatte noch immer keine Kraft.
    »Mylord?« Das Mädchen regte sich, hob den Kopf. »Mylord, ich habe Angst.« Sie klammerte sich an ihn, und ihr Herz schlug schneller. Der Hunger wütete in ihm, schärfte die Zähne in seinem Mund.
    »Alles ist gut.« Ihre Kehle wäre für ihn jetzt leicht zu erreichen gewesen, obwohl er an die Wand gekettet war. Er musste nur den Kopf beugen, um sich zu befreien. Und die Sonne kroch noch immer näher heran, das Feuer stieg heiß in ihm auf. »Du musst davonlaufen.«
    »Nein«, sagte sie weinend, ihr Gesicht an seine Schulter gepresst, und verbrannte seine Haut mit ihren Tränen. »Er wird mich finden.«
    »Nein«, versprach Simon, versuchte, sie zu trösten und seine Stimme natürlich und ruhig klingen zu lassen. Ein Kind, sagte er sich immerzu, die Worte im Geiste wiederholend, um das Tosen ihres Blutes und das Schlagen ihres Herzens zu übertönen. Ein wildes Tier hatte Kivar sie genannt, nicht besser als ein Schaf. Aber sie war kein wildes Tier, sie war ein unschuldiges Kind. »Er wird dich nicht finden, nicht im Sonnenschein. Er kann dir im Licht nichts antun.«
    »Doch, das kann er«, beharrte sie und klammerte sich noch fester an ihn, so fest, dass er ihr Herz an seiner Brust pochen spürte. »Ich weiß, dass er es kann. Ich möchte bei Euch bleiben.«
    »Ich sagte geh!« Sie schrie und wich zurück, als er vorwärtsstürzte, wobei seine Augen grün leuchteten und er die Zähne bleckte. Die Bolzen,

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