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Gefährtin Der Finsternis

Titel: Gefährtin Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Blue
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dumpfen Laut auf dem Boden aufschlug. Sie erschauderte und erschlaffte.
    »Ich bin ein Ritter, Kivar«, antwortete Simon und beobachtete das Gesicht des anderen Vampirs, dessen Ausdruck unmöglich zu lesen war. Die Gesetze und das Leben des Ritterstandes waren nichts, worüber nachzudenken er noch für nötig befunden hatte, seit er ein Vampir geworden war. Sie gehörten einfach zu ihm wie der Arm, der sein Schwert führte, bildeten den Kodex seines Lebens. Sein Vater und der Herzog waren beide Ehrenmänner und Beschützer der Unschuldigen gewesen, und er hatte sie geliebt, hatte nur gelebt und geatmet, um sie mit Stolz zu erfüllen. So war er genauso geworden. Er hatte diese Angewohnheit selbst als verdammte Seele, als ein auf die Welt losgelassener Vampir, nie aufgeben können.
    »Ja«, sagte Kivar und wandte sich ihm zu. »Ein Ritter – genau.« Er nahm den Dolch hoch. »Ich hatte von dieser neuen Schöpfung auf der Welt gehört, von diesem Ritter, und mich amüsierte der Gedanke, einen davon zu meinem Sohn zu machen. Aber nachdem ich Euch all diese Jahre beobachtet habe, erkenne ich allmählich Eure Schwäche.« Er kam näher. »Und ich habe Eure Isabel gesehen.« Er zog die Dolchspitze Simons Kehle hinab, und Simon ließ es mit äußerster Beherrschung zu, ohne zusammenzuzucken. Kivar würde ihn nicht einfach mit einem Messer töten, denn wenn er das wirklich hätte tun wollen, wäre es bereits geschehen. Außerdem hätte Simon sich vielleicht in wenigen weiteren Momenten befreit. »Sie ist kein Ritter, aber sie ist stark, stärker als Ihr, wie ich allmählich fürchte. Vielleicht habe ich schlecht gewählt.«
    »Lasst sie in Ruhe«, befahl Simon, und die Worte blieben, trotz seiner Entschlossenheit, in seiner Kehle stecken. Allein der Gedanke daran, wie dieses Ungeheuer seine Liebste berührte, war mehr, als er ertragen konnte. Tödlicher Zorn stieg in ihm auf, so dass seine Sicht durch einen roten Schleier getrübt wurde.
    »Ich kann nicht«, antwortete Kivar. »Aber ich werde noch nicht all meine Hoffnungen aufgeben, die ich in Euch gesetzt habe.« Er hielt die Klinge, die wie eine Sense gebogen war, an Simons Kehle. »Dieses Messer könnte Euch mit einem einzigen Zucken des Handgelenks wie einen Grashalm köpfen«, sagte der uralte Vampir, die ruhige und kalte Stimme, die Simon zuerst gehört hatte, kehrte in ihrer wahren Form zurück. »Bewegt Euch nicht.« Er versenkte seine Zähne tief in Simons Kehle, saugte gestohlenes Blut aus seinen Vampiradern, während Simons Körper vor Zorn erstarrte. Der schreckliche Hunger, der ihn beherrschte, stieg wie ein Fieber in ihm auf, nagte an ihm wie eine Schlange, trieb ihn in den Wahnsinn, und der Teufel nährte sich noch immer, sog weiter, zerrte unmittelbar an seinem Herzen. Erst als Simon leer und voller Schmerzen war und danach gierte, wieder gefüllt zu werden, hob Kivar den Kopf.
    »Die Sonne wird bald kommen und Euch holen«, sagte er, trat zurück und wischte sich an Michels schmutzigem Ärmel den Mund ab. »In der Erde über uns befindet sich eine Öffnung, aber nun seid Ihr zu schwach, um Euch selbst befreien und entkommen zu können.« Seine Stimme schien zu schwanken und in Simons Kopf widerzuhallen. Er konnte nur ans Nähren denken, daran, Blut zu trinken und sich zu rächen. »Aber Ihr könnt wieder stark werden.« Kivar hob das Mädchen erneut vom Boden hoch, ihr Kopf war nun erschlafft, aber sie lebte noch. Simon konnte ihren Herzschlag in seinen Ohren dröhnen hören, ihn durch ihr schwaches und darbendes Fleisch pochen spüren, als wäre es sein eigener. »Nehmt das Wesen, und nährt Euch an ihr, tut, wozu Ihr erschaffen wurdet«, sagte Kivar und zog den Dolch über das Handgelenk des Mädchens, erfüllte die Höhle mit dem Geruch ihres Blutes. »Dann werdet Ihr mein Sohn sein.«
    Er legte das Mädchen über Simons Schoß und strich mit ihrem Handgelenk über sein Gesicht, um seinen Mund mit ihrem Blut zu beschmieren. Simon zerrte an den Ketten wie ein Besessener, und ein qualvolles Heulen drang aus seiner Kehle, aber er nahm den Köder nicht an. Er biss sie nicht. »Wenn Ihr noch immer ein Ritter seid, dann lasst Euch vom Morgengrauen verschlingen. Tut das, damit diese Unschuldige überleben kann«, schloss Kivar und wich zurück. »Aber wenn Ihr die Kraft habt, den Platz einzunehmen, der Euch gebührt, werde ich wieder zu Euch kommen.«
    »Kivar!«, rief Simon, als der Uralte ihn in der Dunkelheit zurückließ.
    Isabel wartete im Sessel ihres

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