Gefährtin Der Finsternis
…«
»Wo ist diese Höhle?«, fragte Isabel und unterbrach ihn damit.
»Nicht weit weg«, antwortete Lisette und deutete in eine Richtung. »Ich konnte nicht weiter laufen.«
»Ist schon gut.« Sie lächelte dem Mädchen zu. »Meister Orlando wird dich zum Schloss zurückbringen. Du bist jetzt in Sicherheit.«
»Ich werde mit Euch gehen«, beharrte der Zauberer. »Ihr werdet nicht wissen, was zu tun ist.«
»Ich weiß genug.« Sie kannte diese Höhle, hatte als Kind oft dort gespielt. Ein Teil der Decke war offen. Dort zog der Rauch ab, wenn man ein Feuer entfachte. Dort würde die Sonne hineinscheinen. »Lisette ist schwer verletzt. Jemand muss sich um sie kümmern.« Er wollte protestieren, und sie ergriff seinen Arm. Sie hatte noch immer die Flasche in der Tasche. Sie könnte ihm erneut drohen. Aber sie tat es nicht. »Ihr werdet mir vertrauen müssen.«
Er betrachtete forschend ihr Gesicht. »Ja«, sagte er schließlich und legte seine Hand über ihre. »Ich werde Euch vertrauen.«
13
Isabel nahm das Kreuz aus ihrer Tasche und streckte es vor sich aus, die Kette um ihre Finger gewickelt, während sie gebückt das kühle Dunkel der Höhle betrat. Stöhnen und schmerzvolles Heulen hallten zu ihr herüber wie vom Todeskampf eines großen Tieres, und sie erschauderte, während ihr Tränen in die Augen traten.
Sie fand Simon an die Mauer gekettet vor, genauso wie Lisette es beschrieben hatte, das Sonnenlicht strömte bereits weniger als eine Armlänge von seinen Füßen entfernt durch das Dach. Er schaute auf, als sie aus dem Tunnel kam, seine Nasenflügel bebten, als röche er sie eher, als dass er sie sah. »Isabel …« Sie konnte nicht länger daran zweifeln, dass er ein Vampir war. Grausame, lange, weiße, gebogene Zähne ragten aus seinem Mund hervor, als er plötzlich vor Qual schrie, und seine Augen loderten gelblich-grün vor Dämonenfeuer. Aber er war auch noch immer Simon.
»Hast du Susannah getötet?« Ihre Kehle fühlte sich vor ungeweinten Tränen, die sie zu ersticken drohten, zugeschnürt an. Sie konnte sie noch immer sehen, die wunderschöne Maikönigin. Wie konnte sie das Ungeheuer lieben, das sie getötet hatte? »Hast du das Mädchen bei der Kirche getötet?«
»Nein«, antwortete er, um seine Stimme ringend. Der Hunger, der jeglichen Rest Menschlichkeit abtötete, der ihm noch geblieben war, flammte beim Klang ihres Herzschlags und dem Geruch ihrer Haut wieder auf, marterte ihn schmerzhafter als jegliche Falle, die Kivar hätte ersinnen können. Er stemmte sich erneut gegen die Ketten, so dass die Fesseln tief in seine Haut einschnitten. »Die Arglosen … niemals die Arglosen.« Er musste sie warnen, es ihr verständlich machen, aber sein Verstand war ausgeschaltet. Er konnte die Worte nicht formen. »Nicht Susannah … Kivar.«
»Und warum sollte ich dir das glauben?« Rauch begann von seiner Kleidung aufzusteigen. Sie konnte riechen, wie das Leder seiner Stiefel zu brennen begann. Aber wie konnte sie ihn retten? Würde er sie töten, wenn sie ihn befreite?
»Geh.« Seine Dämonenaugen flehten, und seine Stimme klang liebevoll, auch noch als sie zu einem wölfischen Knurren wurde, die Stimme ihres Liebsten. »Geh, Isabel …«
»Das werde ich nicht tun.« Sie kam näher, bewegte sich durchs Licht, und er brüllte vor Frustration, die Ketten, die ihn hielten, protestierten kreischend, gaben fast nach, als der Dämon in ihm darum kämpfte freizukommen. »Ich kann nicht.«
»Isabel, nein!« Er schlug in seinen Fesseln um sich, während sie näher kam, schrie, als sie die Hand ausstreckte, um seine Wange zu berühren, als wäre diese Hand aus geschmolzenem Eisen, seine Lippen mit einem Knurren von den schrecklichen Zähnen zurückgezogen, die letzte Warnung des Wolfes. Aber sie hatte keine Angst.
»Doch.« Sie berührte seinen Mund, berührte die Zähne und schaute in seine lodernden Dämonenaugen. »Ich liebe dich.«
»Nein«, wollte er antworten, wollte sie warnen, aber es war zu spät. Er zerriss mit einem letzten Brüllen die Ketten, riss sie in seine Arme und rollte in die gesegnete Kühle der Dunkelheit, als das Sonnenlicht schließlich die leere Höhlenwand erreichte. Er presste sie an sich, beugte sich über sie und versenkte seine Zähne in ihrer Kehle. Als er seine Finger mit ihren verschränkte, spürte er das Kreuz, das sie wie ein Brandzeichen gegen seinen Arm drückte, aber es kümmerte ihn nicht, der Schmerz war nichts. Wichtig war nur das Blut, das süße, kostbare
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