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Gefährtin Der Finsternis

Titel: Gefährtin Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Blue
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hatte kaum geblinzelt, als er nach Einbruch der Dunkelheit einen Ritter in einer Rüstung mit einem zwergenhaften Schildknappen, aber ohne Pferd auf seinem Hof sah. Tatsächlich war er einfach in die Kirche zurückgegangen. Vielleicht dachte er, sie hätten den ganzen Nachmittag gewartet.
    »Wissen, Pater«, belehrte Simon ihn nun. Er trat einige Schritte näher an den Altar heran und betrachtete das dahinter montierte Kreuz. Vor zehn Jahren hätte allein dieser Anblick seine Augen brennen und ihn blutige Tränen weinen lassen. Aber nun konnte er sich dem stellen, ohne zurückzuschrecken, zumindest einen Moment lang; der einzige Schmerz, den er empfand, war ein kalter Schmerz in der Höhlung, die einst sein Herz enthalten hatte. Kreuze konnten ihm schaden, wie auch Weihwasser und jedes Relikt, das von einem Priester gesegnet worden war. Orlando schrieb dies Simons Vertrauen in jegliche wahre Macht zu, die in den Objekten selbst enthalten war. Wie dem auch sein mochte, hatte er gelernt, nichts zu riskieren. »Ich bin ein Gelehrter.«
    Das Altarbild war direkt auf die Mauer gemalt, seine Farben nun verblasst und abgeplatzt. Aber er konnte noch immer das leere Grabmal und die körperlosen Gesichter der darüber versammelten Engel ausmachen, deren Gewänder nun zu Staub zerfallen waren. »Ein Gelehrter und ein Ritter«, schloss er und berührte die Wand.
    »Mylord ist ins Heilige Land gereist«, erklärte Orlando. »Er hat viele Anzeichen großer Macht an diesem Ort verborgen gesehen.«
    »Ein Pilger aus den Ländern unseres Herrn?«, fragte der Priester in ehrfürchtigem Tonfall.
    »Ursprünglich aus Irland, Pater«, sagte Simon und wandte sich ihm wieder mit höchst gewinnendem Lächeln zu. »Aber ja.« Der Himmel vor dem Fenster war inzwischen fast schwarz, ein intensives Dämmerlicht. »Ich habe Jerusalem gesehen.« Er hatte sich nicht genährt, aus Furcht, den Hüter der Kirche zu ängstigen. Es war ein seltsames Merkmal seines Fluchs, dass er fast dämonisch erschien, unmittelbar nachdem er gesättigt war, seine Augen vor Teufelsfeuer glühend. Wenn er hingegen ausgehungert und daher gefährlich war, konnte er leicht für einen Menschen gehalten werden. »Wollt Ihr es mir also erzählen, Pater? Gibt es hier einen heiligen Schatz?«
    »Nicht hier, Mylord.« Pater Colin zündete eine weitere Fackel an. »Aber es gibt ein Schloss.« Er deutete auf eine Bank neben dem Fenster, und Simon setzte sich hin. »Ein weiterer Gelehrter, Sir Gabriel von Charmot, erbaute es vor vielen Jahren auf einem uralten Gemäuer. Dieses Schloss könnte enthalten, was Ihr sucht.«
    »Das Schloss Charmot?« Simon wechselte einen Blick mit Orlando. Sie hatten den Namen Charmot auf ihren Reisen in vielen Texten gelesen, aber sie hatten geglaubt, es wäre eine Person, nicht ein Ort, einer der uralten Beschützer des Kelchs.
    »Genau«, stimmte der Priester ihm zu. »Sir Gabriel war ein gottesfürchtiger Mann. Ich kannte ihn gut. Er erzählte mir, dass es unter dem Schloss Katakomben gäbe, ein unendliches Tunnel-Labyrinth.« Er lächelte Simon derart erwartungsvoll an, dass der Vampir sich jäh fragte, ob der alte Mann vielleicht verrückt war. »Wenn Eure Suche rechtschaffen ist, dann wird Gott Euch vielleicht zu der Belohnung führen, die Ihr sucht.«
    Die Glocke am Tor erklang laut, bevor Simon eine Antwort finden konnte. »So spät noch ein Besucher?« Pater Colin runzelte die Stirn. »Ich bin heute Abend wohl sehr gesegnet.« Er nahm seine Fackel. »Wartet hier, Mylord, bitte. Ich würde gerne weiter mit Euch über diese Angelegenheit sprechen.«
    »Wie Ihr wünscht«, antwortete Simon und erhob sich, als der Priester den Raum verließ.
    »Wir sollten diese Kirche verlassen«, sagte Orlando, sobald der Priester gegangen war. »Wir werden zu diesem Schloss Charmot ziehen und sehen, was sie uns dort erzählen können.«
    »Ja, Zauberer, das werden wir.« Während ihrer ersten gemeinsamen Abende war Simon für Orlandos Anleitung dankbar gewesen. Aber nun, wo er den Dämon allmählich begriff, der er war, war er weitaus weniger bereit, sich wie ein Kind schelten zu lassen. »Aber wir haben hier noch etwas zu erledigen.« Er hatte etwas wahrgenommen, als die Torglocke erklang, einen Geruch, den er aus tausend anderen heraus zu erkennen gelernt hatte, sei es im vielschichtigen Gestank Venedigs oder im klaren, kalten Wind dieser Ebene. Er roch Übel. Er roch Beute.
    »Du solltest mir den Zehnten geben, damit ich hierbleibe, alter Mann«, sagte

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