Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gefährtin Der Finsternis

Titel: Gefährtin Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Blue
Vom Netzwerk:
Cousin mit dem Mädchen auftauchten. Er schien sich überhaupt nicht daran zu erinnern, nach Charmot gekommen zu sein – er hatte geglaubt, er müsse gekommen sein, um ihren Vater zu besuchen. Die Alten und die Unschuldigen vergessen Böses, hatte die Bäuerin gesagt. Aber welches Böse hatte der gute Pater vergessen? Er sprach von dem Schwarzen Ritter, aber auch das war Tollheit. Pater Colin wusste ebenso gut wie sie, dass der Schwarze Ritter niemand anderer als Brautus in einer Teufelsrüstung war.
    Aber du hast für einen anderen Schwarzen Ritter gebetet, flüsterte eine Stimme in ihrem Kopf. Erinnerst du dich nicht?
    »Nein«, beharrte sie laut, wandte sich um und stolperte über die knorrige Wurzel eines Olivenbaums. Sie wollte sich noch abfangen, bevor sie stürzte, aber der Versuch misslang. Sie zerkratzte sich am Baum im Fallen beide Hände und landete auf Händen und Knien.
    »Verdammt!« Sie wollte sich hinhocken und stieß sich den Kopf an einem tief hängenden Ast. »Autsch! Tom!« Aber der Stallbursche war bereits wieder hineingegangen.
    »Entzückend.« Der Boden unter ihr war weich und nass, und das Gras aufgewühlt, als hätte hier jemand gegraben. Ihr Rock war von lehmigem, schwarzem Schlamm durchtränkt. Sie blickte auf ihre Hände hinab und sah, dass sie mit durch den Schlamm dringendem Blut von ihren Kratzern beschmutzt waren. »Gut gemacht, Isabel«, murmelte sie und setzte sich auf die Wurzel zurück, an der sie zuerst hängengeblieben war. »Warum machst du nicht alles noch schlimmer?«
    Ihr Herz hämmerte zu schnell, wie sie erkannte, und das schon, seit sie dieses ermordete Mädchen gesehen hatte. Kein Wunder, dass sie nicht denken konnte. Sie lehnte sich an den Baumstamm und bemühte sich, sich zu sammeln und zu beruhigen. Sie konnte es sich nicht leisten, sich damit aufzuhalten, was mit irgendeinem Bauern, der Meilen entfernt lebte, geschehen sein mochte – abgesehen von den Gebeten, wie Tom richtig vorgeschlagen hatte. Sie musste vernünftig sein. Sie musste an Charmot denken.
    Pater Colin konnte ihr offensichtlich nicht helfen, oder nicht mehr, als er es bereits getan hatte. Er erinnerte sich nicht an Michel, oder zumindest behauptete er das, und warum sollte er lügen? Vielleicht waren der Franzose und sein Gefolge nicht bis zur Kapelle gelangt. Sie dachte erneut an das tote Mädchen, konnte nicht umhin, an den erbarmungswürdigen Anblick ihres auf dem Tisch in der Kirche liegenden, toten Körpers zu denken. Was könnte sie so schrecklich versehrt haben? Könnte dasjenige auch Michel und seine Gruppe angegriffen haben? Oder vielleicht …
    »Natürlich«, sagte sie laut, und ihre Haut kribbelte vor Entsetzen. Warum hatte sie nicht schon vorher daran gedacht? Michel hatte jedem, der zuhören wollte, erzählt, dass er vor dem Schwarzen Ritter von Charmot keine Angst habe, dass er weitaus schlimmer sei als jeglicher aus der Hölle befreite Dämon. Warum sollte sie ihm nicht glauben? Warum sollte sie nicht glauben, dass er hierhergekommen war, dass er der Schwarze Ritter war, von dem Pater Colin gesprochen hatte, was auch immer der Priester gedacht haben mochte? Nur der Himmel allein wusste, was solch ein Ungeheuer in der Kapelle angerichtet haben mochte. Nur die Hölle allein könnte die Wirkung ermessen, die das auf die Erinnerung des Priesters gehabt haben mochte. Wer wusste, ob Michel nicht dieses arme Mädchen ermordet hatte, oder ihr zum Spaß seine Hunde hinterhergehetzt hatte? Vielleicht hatte auch der Hund, den sie gesehen hatte, zu ihm gehört. Aber warum war er noch nicht nach Charmot gekommen?
    »O lieber Herr Jesus«, flüsterte sie, als ein schrecklicher Gedanke in ihr reifte. Was wäre, wenn er jetzt dort wäre? Was wäre, wenn er beobachtet und abgewartet hätte. Was wäre, wenn er wüsste, dass sie fort war? Brautus lag im Bett, zu krank, um aufzustehen. Simon wusste nichts von Michel und würde auch nicht ans Tageslicht kommen, wenn er es wüsste. Sie erhob sich, ihre aufgeschrammten Knie und das verdorbene Gewand hatte sie vergessen. Sie musste nach Hause gelangen. Sie musste mit Simon reden, ihm die Wahrheit sagen und ihn davon überzeugen, ihr zu helfen, auch wenn er ein verrückter Heiliger war. Er war ihre einzige Hoffnung.
    Sie wandte sich um, wollte wieder in Richtung Kirche gehen und hielt inne, ihr Blick wurde von etwas Glänzendem im Schlamm angezogen. Sie beugte sich hinab und hob es auf … ein Kreuz. Ein dickes, silbernes Kreuz an einer angelaufenen

Weitere Kostenlose Bücher