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Gefährtin Der Finsternis

Titel: Gefährtin Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Blue
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nichts daraus, Mylady«, sagte er. »Was auch immer es ist, es wird bald beseitigt sein.«
    »Daran zweifle ich nicht«, antwortete sie, obwohl sie sich in Wahrheit allmählich ängstigte. »Pater, verzeiht mir mein Eindringen, wo Ihr so beschäftigt seid, aber ich bin gekommen, um nach Michel zu fragen.« Blut vor dem Altar der Kapelle? Pater Colins seltsames Verhalten? Das zerschmetterte Eingangstor? Was konnte hier geschehen sein?
    »Um nach wem zu fragen?«, erwiderte der Priester höflich.
    »Michel«, wiederholte sie. »Der Franzose, der kommen wollte, um den Schwarzen Ritter auf Charmot zu bekämpfen.«
    »Der Schwarze Ritter?«, wiederholte er und klang verängstigt. »Sprecht seinen Namen nicht aus, Mylady, nicht hier.«
    »Schon gut«, sagte sie und nahm stirnrunzelnd seinen Arm. Die Frauen auf dem Boden stammten aus diesem Dorf. Sie kannten sie gut, und sie kannte sie auch. Sie waren in das Geheimnis des Schwarzen Ritters von Charmot eingeweiht. »Ihr kamt vor zwei Tagen nach Charmot, um mir zu erzählen, Michel sei auf dem Weg hierher. Erinnert Ihr Euch nicht?«
    »Ich kam nach Charmot?« Derselbe seltsame, geisterhafte Ausdruck, den sie schon am Tor bemerkt hatte, war in seine Augen zurückgekehrt. »Ja, natürlich … natürlich habe ich das getan. Um Euren Vater zu besuchen.«
    »Nein, Pater Colin.« Toms Augen weiteten sich ebenfalls. »Mein Vater ist tot, erinnert Ihr Euch? Er ist schon vor zehn Jahren gestorben.«
    »Ja«, sagte der Geistliche und nickte. »Ihr seid jetzt eine Frau.« Er tätschelte ihre Hand auf seinem Arm und lächelte. »Gelobt sei Gott, dass Ihr in Sicherheit seid.«
    »Aber ich bin nicht in Sicherheit«, erwiderte sie drängend. »Michel ist nie in Charmot erschienen. Ich habe ihn nicht gesehen. Tom wurde gesagt, er habe mit seinem Gefolge beim Gasthaus am Fluss Halt gemacht und sei hierhergekommen, um eine Unterkunft zu erbitten.« Sie legte ihre Hand sanft an seine Wange, zwang ihn, ihrem Blick zu begegnen. »Könnt Ihr Euch wirklich nicht erinnern?«
    »Ihr dürft ihn nicht drängen, Mylady«, warnte die Frau, die gesagt hatte, der Fleck sei Blut, und setzte sich auf. »Die Alten und die Unschuldigen vergessen Dinge nicht ohne Grund, Dinge, die zu böse sind, um erinnert zu werden.«
    »Ich sagte Euch, Ihr sollt still sein und diesen Boden reinigen«, befahl Pater Colin. »Ich will nicht, dass die Kapelle Unseres Herrn besudelt wird.«
    »Seht Ihr, Mylady?«, sagte die Frau und tat, wie ihr geheißen.
    »Ist Michel nicht hierhergekommen?«, beharrte Isabel. Plötzlich kam ihr ein Gedanke. »War er es, der vor dem Altar Blut vergoss?«
    Der Priester sah sie hilflos an, und Tränen traten ihm in die Augen. »Der Schwarze Ritter«, sagte er leise, als fürchtete er, dass die Wände selbst ihn hören und Rache nehmen könnten. »Es war der Schwarze Ritter.«
    »Was? Nein …« Bevor sie mehr sagen konnte, erklang von draußen ein schreckliches Getöse, Menschen, die die Glocke läuteten und ans Tor hämmerten.
    »Pater Colin!«, rief eine raue Stimme aus. »Um Gottes willen, lasst uns herein!«
    »Nein«, murmelte der Priester und umklammerte Isabels Arm. »Nicht schon wieder.« Er sah sie an, und sein Gesicht erbleichte. »Nicht jetzt, während Ihr hier seid.«
    »Das ist Raymonds Stimme, Pater«, sagte Tom. »Raymond, der auf unseren Feldern arbeitet. Er und seine Frau Mary kamen heute ins Dorf, um seine Verwandten zu besuchen.«
    »Raymond«, wiederholte der Priester. »Ja … ja, natürlich.« Er drückte noch einmal Isabels Arm, bevor er sie losließ. »Ihr bleibt hier, Mylady. Komm mit mir, Junge.«
    »Wartet«, rief Isabel und lief ihnen nach. Pater Colin öffnete das Tor gerade in dem Moment, in dem sie sie erreichte, und da stand Raymond mit einem anderen kräftigen Mann, der ihm sehr ähnlich sah – sein Cousin aus dem Dorf, wie sie wusste, da sie ihn von der letzten Ernte her wiedererkannte. Sie trugen etwas zwischen sich, etwas in Stoff Gewickeltes. Etwas, das wie ein Mensch aussah.
    »Was habt ihr getan?«, wollte Pater Colin wissen. »Welche Verdorbenheit habt ihr zum Hause des Herrn gebracht?«
    »Sie ist nicht verdorben«, sagte Raymond, unter seiner Bauernbräune bleich. »Oder zumindest schien sie es nicht gewesen zu sein, als sie noch lebte.«
    Sie trugen den Leichnam in die Privaträume des Priesters und legten ihn auf den Tisch. Isabel presste eine Faust an ihren Mund, als Raymonds Cousin den Stoff zurückzog, um sich selbst am Schreien zu hindern. Diese

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