Gefährtin Der Finsternis
Missfallen. »Ruhig, Malachi«, sagte Simon, nahm den leisen, summenden Tonfall an, den er von seinem Vater gelernt hatte, fast bevor er laufen konnte. »Du solltest dich an mich erinnern …« Er trat näher heran, erwartete noch immer, dass das Pferd sich aufbäumen würde. »Du hast schon einmal versucht, mich zu töten.« Er streckte eine Hand aus, berührte die samtige Nase des Pferdes und staunte, dass es dies zuließ. Die übrigen Pferde, eine kleine, braune Stute und das Gespann vor dem Wagen, waren zunehmend unruhig geworden, als er sich näherte, aber als sich der Hengst von ihm berühren ließ, entspannten sie sich instinktiv.
»Bist du nicht ein feiner Junge?«, sagte Simon sanft und wagte es kaum zu atmen, während er den Hals des Pferdes liebkoste. Malachi warf den Kopf auf und stupste ihn an, und der Vampir lachte laut.
»Das ist er«, stimmte Kevin ihm lächelnd zu. »Seid Ihr ein Reiter, Mylord?«
»Ich war es.« Noch immer darauf gefasst, über den Kopf des Pferdes geschleudert zu werden, schwang er sich auf dessen Rücken, aber der Hengst ließ es fast ohne ein Schnauben des Protests zu. »Ich habe schon geraume Zeit kein eigenes Pferd mehr besessen.« Er nahm die Zügel, so freudig erregt, wieder im Sattel zu sitzen, dass er nicht zu fragen wagte, wie das sein konnte. Malachi tänzelte seitwärts, als wollte er loslaufen, und Simon lachte erneut – wie wäre es, diesem Tier die Zügel schießen zu lassen, ihn so weit und so schnell galoppieren zu lassen, wie er wollte? Aber jetzt war keine Zeit dafür.
»Kommt«, sagte er und wendete den Hengst mit nur ganz leichtem Zügeldruck. »Wir haben Lady Isabel versprochen, uns zu beeilen.«
Susannah half Isabel aus ihrem schmutzigen Gewand und Hemd heraus. »Ihr könntet ein wenig freundlicher zu Eurem Cousin sein, Mylady«, sagte sie, während sie zum Schrank trat. »Ihr könntet eine schlechtere Partie machen.«
»Lass die Förmlichkeiten«, erwiderte Isabel lachend. »Sag, was du wirklich denkst.« Sie rieb sich einen Schmutzfleck von ihrer Nase, während sie in den Spiegel sah. »Ich denke, ich war freundlich genug zu Simon – eigentlich zu freundlich.«
»Da spricht Brautus, nicht Ihr.« Sie nahm ein Gewand heraus, inspizierte es und hängte es wieder zurück. »Hört auf ihn, und Ihr werdet in einem Kloster enden.«
»Ich wünschte, ein Konvent würde mich aufnehmen.« Sie betrachtete ihr Spiegelbild ungewohnt lange und musste fast noch einmal lachen. Das war keine Frau, die über eine Heirat nachdenken sollte. Ihre Nase war nun vom Reiben gerötet, ihre Wangen waren blass und von Sorge und zu wenig Schlaf gezeichnet, und ihr wenig damenhaftes rotes Haar wirkte, als hätten während des Tages Schwalben darin genistet.
»Das tut Ihr nicht.« Susannah nahm Isabels bestes Gewand und ein frisches Hemd hervor. »Die letzte Lady, der ich gedient habe, ging in ein Kloster, als ihr Mann starb, und ich glaubte, wir würden auch sterben.« Sie löste mit geschickten Fingern Isabels zerzausten Zopf und nahm die Bürste. »Ihr könntet Euch ebenso gut begraben lassen.«
»Mach dir nicht die Mühe, es zu richten«, schalt Isabel und griff nach der Bürste. »Steck es einfach wieder in den Zopf.« Sie bemerkte das Gewand, das ihr Dienstmädchen ausgewählt hatte. »Und das werde ich nicht anziehen.«
»Warum nicht?« Susannah hielt die Bürste außerhalb von Isabels Reichweite, bis ihre Herrin aufgab und sie weitermachen ließ. »Wofür spart Ihr es auf?«
»Meine Kleidung ist im Moment meine geringste Sorge.« Sie zuckte zusammen, als Susannah einen besonders hartnäckigen Knoten löste. »Ich möchte mit Brautus sprechen, bevor Simon und die anderen zurückkommen.«
»Lasst ihn mit diesem schrecklichen kleinen Zauberer sprechen – sie verdienen einander.« Sie nahm einen Teil von Isabels Haar wie zuvor zu einem Zopf zurück, ließ es aber ansonsten lose auf ihre Schultern fallen. »Ihr solltet Euch keine Sorgen über Wölfe und Mörder machen– lasst die Männer sich um solche Dinge kümmern.«
»Meinst du nicht, das würde ich gerne?«, erwiderte Isabel. »Nun hör auf zu jammern, und reich mir dieses alberne Gewand.« Sie schlüpfte in Hemd und Gewand und ließ Susannah beide Seiten schließen. »Warum bist du eigentlich plötzlich so versessen darauf, dass ich Simon heirate?«, neckte sie. »Ich dachte, du wolltest ihn für dich.«
»Das wollte ich auch«, gab das andere Mädchen zu. »Aber das war, bevor ich ihn wie ein richtiger Adliger
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