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Gefährtin Der Finsternis

Titel: Gefährtin Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Blue
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Kelch so nahe und ein weiterer Vampir ihnen so dicht auf den Fersen war.
    Sie hatten schon viele Male zuvor Beweise für andere von Simons verfluchter Art gesehen, häufig gerade in den Schlupfwinkeln, die sie auf ihrer Suche nach dem Kelch gewählt hatten. Aber niemand dieser anderen hatte jemals so nahe bei ihnen oder so offen getötet. Wer auch immer das Mädchen bei der Kirche ermordet hatte, hatte sie weniger als einen Tag, nachdem Simon sich selbst an ihr genährt hatte, gefunden. Sein Rivale hatte in der gesamten Gegend dieselbe Beute aufgespürt. Das war eine Warnung, eine Drohung. Um der Menschen von Charmot wie auch um ihrer Suche willen, konnten er und der Zauberer nicht hierbleiben.
    Eine der Frauen aus dem Wagen hatte ein kleines Kind bei sich, kaum mehr als ein Säugling, und als Isabel sie sah, verließ sie Orlando mit einem glücklichen Begrüßungsruf. Sie nahm der Mutter den Kleinen ab und hob ihn hoch in die Luft, wobei beide lachten, und das, was in der Brust des Vampirs als Herz galt, ballte sich stärker als eine Faust. Auf welchen Wahnsinn ließ er sich ein, mit diesem Mädchen auch nur zu sprechen? Was konnte er ihr anderes geben als Schmerz, und welche Art Ungeheuer war er, wenn er etwas anderes behauptete?
    Isabel küsste den kleinen Euan auf beide Wangen und reichte ihn seiner Mutter zurück. »Er ist wunderbar«, sagte sie. »Kommt, bringt ihn hinein.« Simon war abgestiegen, warf Kevin nun die Zügel zu und trat rasch zu ihr, sein Gesicht grimmig und entschlossen. »Raymond sagt, Ihr habt sie alle hergebracht«, bemerkte sie, als er sie erreichte.
    »Vermutlich«, antwortete er, begegnete aber kaum ihrem Blick. »Es scheinen alle in Sicherheit zu sein.« Er trat an ihr vorbei zu Orlando. »Komm, Zauberer. Wir haben bereits zu viel Zeit verloren.«
    »Simon, wartet.« Sie legte eine Hand auf seinen Arm, und er zuckte zusammen, als hätte sie ihn geschlagen. »Ich muss mit Euch reden«, erinnerte sie ihn verwirrt. »Ihr sagtet …«
    »Ich kann nicht«, unterbrach er sie. »Es tut mir leid, Mylady, aber wir dürfen keine Zeit mehr verlieren. Meine Suche ist zu wichtig.« Schließlich sah er sie an, und sie erkannte Qual in seinen Augen, dieselbe Qual, die sie dort in seiner ersten Nacht auf Charmot gesehen hatte, als er ihr von dem Fluch erzählt hatte. »Ihr müsst mir verzeihen …«
    »Das werde ich nicht«, unterbrach sie nun ihn. »Ich kann nicht.« Die anderen gingen an ihnen vorbei ins Schloss, und sie senkte ihre Stimme, da sie nicht belauscht werden wollte. »Simon, Charmot braucht Eure Hilfe, nicht als verfluchter Gelehrter, sondern als Ritter.«
    »Ich kann kein Ritter sein«, erwiderte er. »Ich habe Euch gesagt …«
    »Dann werdet Ihr es vortäuschen müssen.« Kevin und Hannah gingen die Treppe hinauf und durch den Eingang, waren unter den letzten, die hineingingen. »Das habt Ihr bereits heute Abend geschickt getan.«
    »Ich weiß, und ich hätte es nicht tun sollen.« Orlando hatte sich zu ihnen gesellt, aber er schwieg. »Aber Ihr musstet diese Leute hierherholen …«
    »Ja, das mussten wir«, bestätigte sie. »Und nun müssen wir sie beschützen, Charmot beschützen.« Sie ließ seinen Arm los. »Es tut mir leid, Simon. Ich weiß, wie unbedingt Ihr Euren Fluch brechen wollt, und ich möchte Euch helfen. Aber Ihr werdet zuerst mir helfen müssen.« Sie atmete tief ein und wappnete sich dafür, gegen eine lebenslange Konditionierung anzugehen. Er war ein Adliger, ihr Verwandter. Sie sollte ihm gehorchen, oder sich ihm zumindest nicht in den Weg stellen, aber sie konnte es nicht. »Ich werde Euch den Schlüssel zu den Katakomben erst überlassen, wenn Ihr Euch angehört habt, was ich zu sagen habe, und versprochen habt, mir zu helfen.«
    Simon konnte kaum glauben, was er da hörte. Dieses arglose Mädchen, dieses zarte Wesen, das zu verletzen er so sehr fürchtete, sagte ihm gerade, dass er keine andere Wahl habe, als nach ihrer Pfeife zu tanzen, zum Teufel mit seinen eigenen Wünschen. »Und wenn ich mich weigere?«
    »Dann könnt Ihr und Orlando gehen.« Sie reckte ihr kleines Kinn. Ihr Mund bildete eine dünne, entschlossene Linie, auch wenn ihre Unterlippe zitterte. »Orlando glaubte anscheinend nicht, dass der Wolf, den wir gesehen haben, eine Bedrohung für Euch ist. Ich werde zu Gott beten, dass er Recht hat.«
    Sie meinte es ernst, daran bestand kein Zweifel. Es war ihm ein Rätsel, wie sie sie aus ihrem Schloss werfen wollte, obwohl er vermutete, dass Kevin und

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