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Gefährtin Der Finsternis

Titel: Gefährtin Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Blue
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es ihm den Atem raubte. Plötzlich erinnerte er sich. Sie war heute Morgen in sein Zimmer gekommen. Sie hatte ihn aus dem Schlaf erweckt. Er bemühte sich, sich genau zu erinnern, was geschehen war, aber in seinem Geist war alles nur bruchstückhaft vorhanden. Er hatte sie nicht verletzt, offensichtlich, sonst würde sie jetzt nicht so ruhig hier stehen und ihre Hand in seiner lassen. Aber was hatte er zu ihr gesagt? Was hatte er getan? »Sagt mir, was zu tun ist«, erklärte er, und sein Schuldgefühl wegen dem, was er ihr vielleicht bereits angetan hatte, steigerte seine Bereitschaft, ihr nun bei ihrem Problem zu helfen.
    »Die Häusler«, antwortete sie, und ein Schauder durchlief sie. »Jemand muss sie ins Schloss bringen.
    »Habt Ihr in den Ställen ein Fuhrwerk?«, fragte er.
    »Natürlich«, antwortete Kevin an ihrer statt. »Wir können im Handumdrehen bereit sein, Mylord.«
    »Gut«, erwiderte Simon und nickte. »Und diese Männer, können sie reiten?«
    »Einige können es«, sagte der Stallbursche. »Wir haben allerdings außer dem Gespann für den Wagen nur noch die beiden anderen Pferde. Und eines davon …« Er brach ab, während er Isabel ansah. Brautus kam herein, stützte sich nur leicht auf Susannahs Schulter, und der Stallbursche sah auch ihn an.
    »Simon wird Malachi reiten«, sagte Isabel und blickte dabei zu Brautus. Der uralte Ritter erwiderte ihren Blick für einen langen Moment und war offensichtlich wenig erfreut. Aber schließlich nickte er.
    »Ja, Mylady«, antwortete Kevin und eilte hinaus, die Übrigen folgten ihm.
    Simon schaute zu Orlando, er umschloss Isabels kleine Hand noch immer mit der seinen. »Keine Angst, Cousine«, versprach er. »Wir werden die Häusler in Sicherheit bringen.«
    »Seid vorsichtig, Herr«, warnte Orlando. »Es heißt, dieser Wolf habe bereits getötet.« Simons Augen weiteten sich. »Es heißt, er habe gestern Abend einer Frau die Kehle herausgerissen, ihr Herz verschlungen und alles Blut aus ihr genommen.«
    »Ein Wolf hat das getan?«, fragte Simon. Gerade war ein stämmiger, weißhaariger Ritter hereingekommen und beobachtete sie – zweifellos der unmaskierte Schwarze Ritter. Aber diese Geschichte von einer ermordeten Frau war weitaus beunruhigender. »Das ist nicht möglich – warum würde ein Wolf …«
    »Ich habe es gesehen«, unterbrach Isabel ihn. Sie entzog ihm ihre Hand. »Ich sah den Leichnam der Frau, die getötet wurde, und ich sah den Wolf. Ob er die Frau getötet hat, kann ich nicht sagen, aber ich halte es durchaus für möglich.«
    »Ihr habt den Leichnam der Frau gesehen?«, fragte Simon.
    »In der Kapelle des Heiligen Joseph, der Kirche in dem Charmot nächstgelegenen Dorf«, antwortete sie. »Raymond und seine Frau fanden sie heute Morgen auf der Straße, und Raymond und sein Cousin brachten sie zur Kirche, um zu sehen, ob Pater Colin sie kennt.«
    Simon starrte sie nur an – bezweifelte er ihre Worte? »Und, kannte er sie, Mylady?«, fragte Orlando, aber ihr Cousin schwieg. Er wirkte noch blasser als üblich, und seine dunkelbraunen Augen zeigten unverhohlene Sorge.
    »Er hatte sie schon einmal gesehen, ja«, antwortete sie dem Zwerg. »Sie hat die vorletzte Nacht im Kirchhof verbracht, wie er berichtete, aber sie wollte ihm nicht sagen, wie sie dorthin gelangt war. Tatsächlich behauptete sie, sie wisse es nicht.« Bei diesen Worten änderte sich Simons Gesichtsausdruck von Sorge zu jähem Entsetzen, aber nur einen Moment lang. Sie schaute zu Orlando, aber der Zauberer schien ruhig zu sein. »Habt Ihr diese Frau gesehen?«, fragte sie, und wandte sich wieder Simon zu. »Kanntet Ihr sie?«
    »Nein«, antwortete er rasch. »Sie kennen, nein … Wir haben sie vielleicht gesehen …«
    »Wir sahen unterwegs viele Pilger, Madam«, beendete Orlando den Satz für ihn.
    »Die Pferde und Wagen sind bereit, Mylord«, vermeldete Kevin, der gerade zurückkam, an ihren Cousin, nicht an sie gewandt. Aber so wollte sie es doch, oder? Sie wollte, dass Simon die Last auf sich nahm, Charmot zu beschützen. Sie wollte, dass die Leute ihm vertrauten, dass er sich um sie kümmerte. Warum also verwirrte sie der Anblick Kevins, der sich Simon fügte? Und was wusste er über das tote Mädchen in der Kirche? Was hätte er wohl gesagt, wenn Orlando nicht hier gewesen wäre und für ihn gesprochen hätte?
    »Sehr gut«, antwortete Simon und nickte, und der Stallbursche berührte tatsächlich seine Stirn, bevor er wieder hinausging, eine Geste, die sie seit dem

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