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Gefaehrtin der Nacht

Titel: Gefaehrtin der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa de La Cruz
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Er würde nie zugeben, dass er wegen eines Red Bloods eifersüchtig war, aber er konnte es kaum ertragen. Zuerst war da nur ihre kühle Gleichgültigkeit gewesen. Doch jetzt spürte er ihre eindeutige Abneigung. Allegra entfernte sich von ihm und er wusste nicht warum. Er wollte sie verzweifelt festhalten.
    Doch es schien, als sehnte sich Allegra genau nach dem Gegenteil. Lass mich in Ruhe. Nicht hier. Geh weg. Das waren die einzigen Worte, die er derzeit von ihr zu hören bekam. Er konnte das kaum aushalten. Es war, als würde sie ihn hassen. Aber warum? Was hatte er getan? Nichts, als sie zu lieben. Er wollte vor Cordelia nicht zugeben, dass er keine Ahnung hatte, wo sie das Wochenende verbrachte, dass er oft nicht wusste, wo sie war. Und er wollte lieber verdammt sein, als so tief zu sinken und die Gedankenkontrolle zu benutzen, um es herauszufinden. Allegra war seine Liebe, ihr gehörte sein Herz. Sie sollte zu ihm kommen. Sie sollte bei ihm sein. Doch das wollte sie nicht. Das machte sie ihm nur zu deutlich klar.
    »Reine Vernarrtheit. Das Verlangen nach Blut. Nichts, worüber man sich Sorgen machen müsste«, versicherte ihm Cordelia. »Du solltest sie einfach machen lassen. Sie hat schwere Zeiten hinter sich.«
    Charles wusste, was seine Mutter meinte: Gabrielle brauchte Zeit, damit ihre seelischen Wunden heilen konnten. Auch wenn Florenz nur noch eine ferne Erinnerung war, Allegras Schmerz nach der entsetzlichen Tat, die er begangen hatte – an der natürlich auch Lawrence eine Mitschuld trug –, war noch nicht abgeklungen. Seitdem waren fast fünfhundert Jahre vergangen. Würde sie jemals wieder dieselbe sein? Sie kannte nicht einmal die ganze Wahrheit, die dahintersteckte.
    »Je mehr du sie unter Druck setzt, desto mehr wird sie sich wehren. Es ist am besten, wenn man ihr selbst die Wahl überlässt. Sie wird sich für dich entscheiden.«
    »Irgendetwas ist diesmal anders«, sagte er zweifelnd und rührte in seinem Tee. »Ich fürchte, dass … sie könnte ihn wirklich lieben.«
    »Unsinn! Er ist ein Mensch. Es bedeutet nichts. Du weißt das«, widersprach Cordelia. »Sie will nur ein wenig Spaß. Sie wird zu dir zurückkommen. Das hat sie immer getan. Vertrau mir, Charles. Du musst den Dingen ihren Lauf lassen. Misch dich nicht ein. Es würde euch beide nur noch mehr entfremden. Allegra braucht im Augenblick ihre Freiheit.«
    »Ich hoffe, du hast Recht, Mutter«, sagte Charles finster. »Ich sollte mich vorerst zurückhalten. Doch wenn du falschliegst, dann werde ich dir niemals verzeihen.«

6
Der Kuss des Vertrauten
    N ach Beginn der Nachtruhe war den Mädchen der Zutritt zu den Wohnheimen der Jungs untersagt und Allegra musste sich über die Feuerleiter hineinschleichen. Es war nicht schwer, von der Leiter auf den Sims zu springen und ans Fenster zu klopfen.
    »Wie bist du hier raufgekommen?«, fragte Bendix und half ihr hinein. »Das ist keine leichte Kletterübung.«
    Sie lächelte. Für einen Vampir war es einfach, aber das konnte er natürlich nicht wissen. Sie sah sich in seinem Zimmer um, in dem großes Chaos herrschte. Jungs! »Wo ist dein Mitbewohner?«
    »Ich hab ihn weggeschickt. Ich hatte so ein Gefühl, dass du mich besuchen kommst.« Er lächelte ebenfalls und lief zur Stereoanlage, um die Musik einzuschalten. Gott sei Dank spielte er nichts von dieser Band namens Grateful Dead oder von Van Morrison. Es war Miles Davis. Bitches Brew .
    Allegra setzte sich auf sein Bett und war plötzlich verlegen. Obwohl sie sich während des letzten Monats oft genug geküsst und ihre Lippen sich danach immer wie zerquetschte Früchte angefühlt hatten, wurde sie jedes Mal nervös, wenn sie daran dachte, was sie vorhatte. Anstatt ihn anzusehen, wanderte ihr Blick an den Bücherregalen entlang. Ein Bild hing an der Wand. Kein Poster. Eine Lithografie. »Du stehst auf Basquiat?«
    »Es wird im Moment zwar ziemlich viel Wirbel um ihn gemacht, aber ja.«
    »Ich habe dich nicht für einen Kunstsammler gehalten.«
    »Ich glaube, du kennst mich nur noch nicht gut genug«, erwiderte er. Er saß auf dem Bürostuhl an seinem Schreibtisch. Er trug ein weißes Lacrosse-T-Shirt und Boxershorts und sein Haar war vom Duschen noch feucht.
    »Was machst du eigentlich da drüben?«, fragte sie und klopfte leicht auf den leeren Platz neben sich.
    Er stand auf, setzte sich zu ihr und sie kuschelten sich aneinander. Sie zog ihn so nah zu sich heran, dass sie seinen wundervollen Geruch nach Waschpulver und Seife und einem

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